Es war Anfang März, der Winter wurde immer mehr durch den Frühling ersetzt und die Blüten begannen wieder zu blühen. Trotz, dass ich diese Jahreszeit mochte, hatte ich miserable Laune, da Montagmorgen war.
„Wir sehen uns später?", erkundigte sich Damien neben mir, wobei seine Frage unbegründet war. Natürlich würden wir uns später sehen, immerhin hatten wir einen kleinen Hund stubenrein zubekommen. Stanley.
Wir hatten den knuffigen Zwergspitz durch Zufall im Tierheim gefunden und uns wie auf Knopfdruck in ihn verliebt, weshalb er sofort mit nach Hause musste. Seitdem bekam nicht nur die Sahneschnitte meine Liebe zu spüren, sondern auch das karamellbraune Hündchen, welches ich mit Streicheleinheiten verwöhnte und mit Leckerlies belohnte. Selbst wenn er nichts Produktives zustande gebracht hatte.
„Ja. Bis später.", verabschiedete ich mich von meinem Freund und drückte ihm flüchtig einen Kuss auf die Lippen. Von der Rückbank schnappte ich mir meinen Schulrucksack und stieg anschließend aus. Damien beobachtete jede meiner Bewegungen schweigend und sagte kein Wort, als ich die Tür zuknallte und in Richtung Gebäude der Hölle ging.
Erst als ich fast das Schulgebäude erreicht hatte, hörte man erneut das Zuschlagen einer Tür und die darauf folgenden Schritte, welche in mein Umfeld kam. Der schwarzhaarige Adonis riss mich am Ellenbogen herum und presste fordernd seine geschwungenen Lippen auf meine. Seufzend legte ich die Arme um seinen Nacken.
So oft ich solch atemberaubende Küsse auch bekam, gewöhnen würde ich mich wahrscheinlich niemals daran. Selbst nach einem Jahr Beziehung löste Damien noch immer dieselben Reaktionen in mir aus, wie ganz zu Anfang. Nur wurde der Sex mit der Zeit immer besser.
„Ich liebe dich.", stieß das Arschloch vor mir schwer atmend hervor und zog mich mit seinen, auf meinen Hüften ruhenden, Händen näher an sich, sodass ich die Erektion in seiner Hose deutlich spüren konnte. Verdammt machte mich das scharf.
„Ich liebe dich auch, aber jetzt verpiss dich. Die Schultoiletten sind nicht sauber genug, um auf ihnen zu vögeln.", ein letztes Mal strich ich mit den Fingerkuppen über seine vollen Lippen, seine trainierte Brust und seine deutliche Wölbung, bevor ich ihm meinen Rücken zuwandte und ins graue Gebäude der Qualen verschwand.
Meine Mitschüler beachteten mich kaum, als ich die Flure hinunter ging und dabei Ausschau nach einer bestimmten Person hielt. Nach meinem auffälligem Fehlen vor einigen Monaten war die Gerüchteküche natürlich heiß gelaufen, doch hatte sich der Sturm wieder gelegt und der nächste tratsch war gekommen. Aaron und die anderen Jungs dagegen sind gegangen, oder besser geflogen.
Nachdem heraus kam, dass diese mich zu solch einem Mist verleitet hatten, wurden sie schneller von der Schule suspendiert, als hätte man Kampf buchstabieren können. Seitdem war es für mich wieder angenehm, wenn auch lästig, zur Schule zu gehen. Es gab keine Vollpfosten mehr, die mich nervten, oder gar erpressten. Außerdem musste ich meinen Schokopudding in der Mittagspause nicht mehr mit Chase teilen.
„Kingston!", rief ich und sah, wie sich die Blondine reflexartig umdrehte. Ihre braunen Augen trafen auf meine grünen und etwas Überraschtes spiegelte sich in ihnen wieder. Ihr zierlicher Körper, welcher wie so oft von einer Cheerleader Uniform umhüllt war, setzte sich in Bewegung um mir entgegen zu kommen. Gott sei Dank, denn ich hatte keine Lust, den gesamten Flur hinunter zu laufen.
„Bay, was ist los?", fragte Holly freundlich wie immer und lächelte mich mit ihren strahlend weißen Zähnen an. Ihr blondes Haar war über die Monate gewachsen und ging ihr jetzt bis zur Brust. Außerdem hatte sie aufgehört sich zu schminken wie ein Zirkusclown.
„Was machst du morgen nach der Schule?", überging ich ihre Frage unhöflich wie ich nun mal war und blicke sie auffordernd an. Ihre blasse Haut legte sich auf ihrer Stirn in Falten und skeptisch musterte sie mich. Keine Sorge, ich will dich schon nicht vergewaltigen, ging es mir durch den Kopf, doch hielt ich meine Klappe und sah sie weiterhin forschend an.
„Nichts. Soweit ich weiß.", gab sie schließlich nach und verschränkte die Arme vor der Brust. Lächelnd betrachtete ich ihr makelloses Gesicht und dachte an meinen ersten Tag hier an der Schule. Ich hatte mich wie das größte Arschloch ihr gegenüber verhalten, und dies wollte ich nun wieder gut machen.
„Wollen wir morgen vielleicht einen Kaffee trinken gehen? Nur du und ich?", das übliche Lächeln der Blondine erstrahlte wieder und Holly nickte begeistert. Wir machten eine Zeit aus und verabschiedeten uns dann, da ich Heaven sah, wie sie am anderen Ende des Flures stand und auf mich wartete.
Wahrscheinlich hatte ich noch einige Hürden in meinem Leben zu überstehen, doch hatte ich jetzt eine Familie, die immer hinter mir stehen würde. Familie hatte nämlich nichts mit Blut zu tun, sondern mit der Loyalität und Verbundenheit jedes einzelnen.
Ende
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Not the truth
Romance»Du hast uns über Monate hinweg angelogen.« »Was hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon zu verlieren? Ich hatte keine Familie, mein Selbstwertgefühl war für den Arsch und ich konnte einem Mädchen helfen, dass es nötiger hatte als ich in der Gesellschaf...