Mit dem Lappen in meiner Hand wischte ich ein letztes Mal über die Tischplatte ehe ich mich wieder aufrichtete, ihn in die Spüle warf und mir die Schürze von den Hüften band. Mein Haar welches in einen hohen Zopf gebunden war zerfiel in lose Strähnen und meine Wangen schmerzten durch das Lächeln welches ich seit mehreren Stunden tragen musste.
„Bin fertig.", gab ich knapp bekannt als ich mich auf einen der Hocker an den Tresen setzte und Chiara dabei beobachtete wie sie umher lief um einzelne Teile zusammen zu suchen. Nachdem sie mir vor zwei Tagen verkündet hatte, dass ich bei ihr im Restaurant arbeiten würde, hatte ich mich sofort angeboten da mir alles lieber als Langeweile war.
„Das ist klasse, du warst heute wirklich gut!", meine Tante schenkte mir ein liebevolles Lächeln ehe sie in die Küche hechtete um von dort die nächste Bestellung zu holen und weg zu bringen. Ich verabschiedete mich von ihr und fuhr auf meinem Skateboard die zwei Straßen zur Werkstatt.
Dort angelangt stieß ich die Tür auf und erblickte auch sogleich die zwei Idioten was mich aufstöhnen ließ. Seit der Nacht in der mich die beiden verschleppt und hier abgeliefert hatten, hatte ich sie nicht mehr gesehen und eigentlich hatte ich gehofft, es würde auch dabei bleiben.
„Diese Freude.", grinste Ben breit und zwinkerte mir zu was mich die Augen verdrehen ließ. Womöglich war mein abweisendes Verhalten nicht gerade nett, doch war es auch nicht nett von ihnen mich wieder hier her zu bringen und anschließend alleine zu lassen.
In der Nacht durfte ich mir die erste Moralpredig meines Vaters anhören und auf einer unbequemen Couch schlafen da der werte Herr Damien schon das Gästezimmer belegte. Wieso er bei meinem Erzeuger hauste und hier arbeitete wusste ich nicht.
„Wo wart ihr die letzten Tage?", fragte ich nicht eingehend auf den Kommentar und ergriff die Cola Flasche die vor dem schwarzhaarigen stand um sie kurz darauf zu meinen Lippen zu führen. Ein prickeln machte sich in meinem Mund breit und angewidert verzog ich das Gesicht, ich hasste Kohlensäure, doch war ich zu faul um mir etwas anderes zu holen.
„Wieso warst du im Industriegebiet?", stellte Blondchen die Gegenfrage und zog provokant die Augenbrauen hoch was mich schnauben ließ. Damien hatte meine Tat mit seiner Trinkflasche stumm beobachtet und entriss sie mir erst wieder als ich fertig getrunken hatte und gerade dabei war sie ihm zu überreichen.
Gerade als ich zu einer schlagfertigen Antwort ansetzen wollte trat Logan in den Raum, vollgeschmiert mit Öl stemmte er die Hände an die Hüften: „Ihr solltet doch die Kisten umlagern!", herrschte er an und die beiden Vollidioten von denen ich gerade mal den Namen wusste sprangen von ihren Plätzen auf um anschließend ins Lager zu sprinten.
„Hallo Bay.", begrüßte mich der dunkelhaarige lächelnd und zeigte mit dem Daumen über seine Schulter: „Dein Vater ist in der Werkstatt und bastelt an seinem Wagen rum.", erklärte er und verstehend nickte ich.
Mit Schwung schwang ich meinen Hintern von dem Tisch auf welchem ich saß und ging in die Richtung die mir Logan gezeigt hatte, um meinen verdreckten Vater zu erblicken. Wie das Öl an seine Ohrläppchen kam war fraglich für mich.
„Hey Dean, kann ich hier noch irgendwie helfen?", als ich ihn mit seinen Namen ansprach blickte er auf und lächelte leicht ehe er sich wieder seinem Auto widmete und mir erklärte, dass es nichts mehr gab was ich tun könnte. Seufzend lehnte ich mich an den Türrahmen an.
„Weißt du, du könntest mir vielleicht etwas über dich erzählen. Ich weiß, sechzehn Jahre sind eine lange Zeit und nicht wieder einzuholen, aber es könnte uns beiden helfen. Immerhin leben wir jetzt zusammen unter einem Dach.", man hörte das Zögern aus seiner Stimme hinaus, doch zuckte ich nur gleichgültig mit den Schultern und fragte was er wissen wolle.
„Was sollte ich über dich wissen, außer, dass du eine Rebellin und Ausreißerin bist?", ich stürzte die Lippen und dachte scharf nach wie viel ich ihm von mir preisgeben sollte. Er war mein Vater, dennoch wollte ich ihn nicht gleich von mir abschrecken, da ich innerhalb der letzten Jahre wirklich viel Mist gebaut hatte. Mehr als ich auf die Schnelle hätte zusammenfassen können.
„Je mehr Regeln ich habe, desto mehr breche ich. Ich bin Legasthenikerin und miserabel in Teamwork. Außerdem bin ich gerne alleine.", während ich die wenigen Sätze bildete wusch sich Dean die Hände und lehnte sich anschließend gegenüber von mir an seinen Ford Mustang Shelby GT500. Sein Mundwinkel zuckte in die Höhe und seine Augen blitzen amüsiert auf ehe er wieder ernst wurde und die Frage stellte, die mich am meisten aus dem Konzept brachte.
„Wie war dein Verhältnis zu seiner Mutter? Und was hat es mit dem Brand auf sich?", die Erinnerungen an die unzähligen Flammen tauchten wieder in meinem Kopf auf und schwer schluckend presste ich meine Lippen aufeinander.
„Ein Verhältnis zu meiner Mutter bestand nie, sie hat mich bereits im Alter von sechs nach Deutschland abgeschoben um einen daher gelaufenen Schnösel zu heiraten. Mit höchster Wahrscheinlichkeit liegt sie jetzt irgendwo in der Sonne und lässt sich von einem Kellner bedienen, natürlich auf die Kosten meines Stiefvaters.", ich ging nicht auf die zweite Frage ein, antwortete distanziert und wendete meinem Vater ohne ein weiteres Wort den Rücken zu um zu gehen.
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Not the truth
Romance»Du hast uns über Monate hinweg angelogen.« »Was hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon zu verlieren? Ich hatte keine Familie, mein Selbstwertgefühl war für den Arsch und ich konnte einem Mädchen helfen, dass es nötiger hatte als ich in der Gesellschaf...