„Hallo meine kleinen Marionetten und herzlich Willkommen zum Vorentscheid der Votexkämpfe!", grinste der füllige Mann mit den schmierig zurück gekämmten Haaren auf uns hinab während ich mich neben Reece verspannte und unbewusst das Gesicht verzog.
Ich wollte nicht hier sein, ich wollte niemanden verletzten,doch blieb mir keine sonderlich große Auswahl. Aaron, der Kerl der mir für kurze Zeit sogar ziemlich sympathisch schien, hatte mir klipp und klar gesagt,dass ich entweder kämpfen müsse oder Dean schneller als nötig von meinem kleinen Doppelleben erfahren würde.
Der schwarzhaarige neben mir stieß seinen Ellenbogen zwischen meine Rippen und ihn böse anblickend richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Veranstalter dieser Horrorszenarien. Wie solch ein Mensch sich selbst noch im Spiegel betrachten konnte war für mich ein Rätsel.
„Gleich werdet ihr jeweils gegen einen anderen Teilnehmer antreten. Da wir allerdings die Regeln abgeschwächt haben, werdet ihr jetzt zwar gnadenlos, aber nicht tödlich kämpfen. Wir wollen keine Herauszögerungen sehen, lediglich euer Können. Wer als letztes steht ist bei den Votexkämpfen offiziell dabei.", voller Stolz reckte der Mann ende fünfzig das Kinn in die Höhe, mir entkam ein Schnauben.
„Kämpf einfach so wie immer, dann wirst du mit Sicherheit weiter kommen.", versuchte mich der blau-grünäugige neben mir aufzumuntern und legte mir nebenbei eine Hand auf die Schulter. Ich schlug diese beiseite und schüttelte abfällig den Kopf. Wie konnte er nur an den Kämpfen teilnehmen wollen?
Die Lichter der Lagerhalle gingen größtenteils aus, lediglich der Boxring wurde beleuchtet sowie die, die gegeneinander antraten und sich versuchten das Hirn aus den Köpfen zu prügeln. Schon jetzt hatte ich das Gefühl,dass ich in der Masse aus Monstern untergehen würde. Ob es mir nun passte oder nicht, ich war ein Teil von ihnen und gehörte genauso wie sie zu dieser grausamen Welt dazu.
Schneller als gedacht verstrichen die Minuten, die Kämpfe und die blutenden Nasen, sodass ich zu meinem Leid schon in den Ring treten musste. Der schmierige Typ, welcher die widerwärtige Ansprache gehalten hatte,schaute mich abschätzend von unten bis oben an, ehe er der Kopf schüttelte.
„Du musst den Pullover ausziehen. Wir können sonst nicht beurteilen, ob du schummelst oder fair spielst.", meinte er mit eiserner Stimme, doch das Zucken seines Mundwinkels verriet ihn. Er wollte nicht sehen,ob ich schummelte oder nicht, er wollte mich und meinen Körper in Augenschein nehmen, um anschließend ekelerregende Fantasien zu haben.
Angewidert zog ich eine Grimasse, tat jedoch wie mir befohlen und streifte den warmhaltenden Stoff von meiner Haut. Man hörte aus dem Publikum, wie einige die Luft einzogen bei meinem Anblick, andere sahen mich dafür so an, als sei ich ein Glückspilz, dass mir nichts Schlimmeres zugestoßen sei. In dieser Welt war es eine Sache der Gewohnheit.
Wer schon vieles gesehen hatte, war abgehärtet. Die, die allerdings frisch in diese Szene eingetreten sind, bekommen Angstzustände und regelrechte Albträume. Ich wusste wovon ich sprach, immerhin kämpfte ich selbst mit Schlafstörung.
Ein Mädchen wie ein Kerl trat mir gegenüber und ließ mich erschrocken die Augen weiten. Mir wurde gesagt, ich müsse gegen gleichwertige Kämpfer antreten, nicht gleich gegen Hulk in weiblich.
„Angst, Prinzessin?", höhnte das Biest vor mir,währenddessen in mir ein Sturm aus Emotionen herrschte. Ich hatte mehrere Möglichkeiten zur Auswahl, zum einen könnte ich das Wesen vor mir gewinnen lassen, andererseits könnte ich sie auch einfach fertig machen, doch dies wiederum würde bedeuten, dass ich offiziell Mitglied und Teilnehmerin an den Votexkämpfen wäre. Die dritte, unrealistischste und dennoch bevorzugte Variante wäre das wegrennen und verstecken.
„STARTET DEN KAMPF!", schrie die tiefe Stimme des Ansagers ehe das Monstrum vor mir auf mich los stürmte und ich aus Reflex auswich. In meinem Kopf ratterte es und krampfhaft versuchte ich herauszufinden, wo ihre Schwachstelle war.
Meine war offensichtlich, immerhin hatte ich keinerlei Stoff mehr, der meine Unterarme verdeckte, jedoch war dieses Etwas von Frau nur eine Masse an Fleisch und Muskeln. Wie zur Hölle sollte ich also bei diesem Kampf vorgehen?
Wieder trat Hulk in weiblich auf mich zu, doch war ich dieses Mal wieder schneller und wich erneut ihrem Schlag aus um ihr geschickt meinen Ellenbogen in die Seite zu rammen. Ein Keuchen verließ ihre Kehle und unbarmherzig kickte ich ihr mit meinem Fuß gegen den unteren Rücken.
Das laute Knacken ihres Rückens hallte durch die Halle,während ich sie zu Boden stieß und die drei Sekunden abwartete, bis der Schiedsrichter den finalen Pfiff abgab und mich zur Siegerin des heutigen Abends machte.
Schuldgefühle überkamen mich sobald ich ihr schmerzverzerrtes Gesicht erblickte und verbissen kämpfte ich gegen die Übelkeit die sich in mir bemerkbar machte an. Keine Schwäche zu zeigen war die erste von vielen Regeln in diesem Business.
Das Business, indem so gut wie jeder eine gebrochene Seele hatte und nur noch ein Schatten seiner selbst war.
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Not the truth
Romance»Du hast uns über Monate hinweg angelogen.« »Was hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon zu verlieren? Ich hatte keine Familie, mein Selbstwertgefühl war für den Arsch und ich konnte einem Mädchen helfen, dass es nötiger hatte als ich in der Gesellschaf...