Teil 4

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Steffs Sicht:

Doch dann folgt der unschöne Teil und er erzählt, dass der Papa komisch ist. Ich frage genauer nach, weil ich wissen möchte, was zuhause wirklich los ist, spiele sogar mit dem Gedanken mit Hannes zu klären, ob er unseren Sohn bei sich behält, bis ich wieder zurück bin. Doch zunächst muss ich erfahren, wie es meinem Sohn in Thomas Anwesenheit geht. Alles Weitere kann ich später überlegen und klären. „Was meinst du denn mit der Papa ist komisch?" „Papa holt mich immer von der KiTa ab, aber hört mir gar nicht zu wenn ich erzähle. Der redet gar nicht mit mir und Papa spielt nicht mit mir. Ich will mal wieder auf den Spielplatz. Mama kannst du Papa mal sagen, dass ich auf den Spielplatz will?" „Na klar sage ich ihm das!" sage ich meinem Sohn, wohlwissend, dass ich nur die Möglichkeit habe Thomas dies per Nachricht mitzuteilen, die er jedoch wahrscheinlich ignorieren wird. „Warum will Papa denn nicht mit dir auf den Spielplatz gehen?" frage ich weiter nach, um mir ein möglichst genaues Bild von Thomas Verhalten machen zu können. „Der sagt immer das geht nicht. Entweder ist es zu spät oder er muss das Abendbrot vorbereiten oder noch arbeiten. Dann ist erspielt er eeeeewig Gitarre und sagt mir, dass ich ihn auf keinen Fall stören darf. Aber manchmal habe ich dann schon so großen Hunger und bin müde. Dann warte ich, dass Papa irgendwann fertig ist." Das hört sich ja gar nicht gut an. Dass Thomas sich Ausreden überlegt, um nicht mit unserem Sohn auf den Spielplatz zu gehen, ist sehr untypisch. Normalerweise liebt er es mit seinem Sohn zu toben. Aber noch mehr schockiert mich, dass er unseren Sohn so abweist und ihm verbietet ihn zu stören. Das geht gar nicht. „Aber Schatz natürlich darfst du Papa stören wenn du Hunger hast oder müde bist. Das erlaube ich dir hiermit! Das ist nicht in Ordnung von Papa." „Aber dann ist Papa böse." erwidert mein Sohn, schaut mich traurig an und kuschelt sich an Hannes, der ihn liebevoll in den Arm nimmt und unser Gespräch schon die ganze Zeit aufmerksam verfolgt ,ohne sich einzumischen. „Möchtest du noch mehr erzählen mein Schatz?" frage ich meinen Sohn. Mir ist es besonders wichtig mir jetzt die Zeit zunehmen, ihm zuzuhören und ihm wenigstens aus der Ferne so gut wie möglich zu trösten, Verständnis zu zeigen und einfach für ihn da zu sein. Es schmerzt mich schon sehr stark, nicht bei ihm sein zu können, ihn in den Arm nehmen zu können und ein ernstes Wort mit Thomas reden zu können. „Nein Mama. Jetzt muss ich ganz dringend Pipi." sagt er und ist schon dabei von Hannes Schoß zu klettern. „Gehst du allein Großer oder soll ich mitkommen?" fragt Hannes ihn sofort. „Ich kann das schon allein." sagt er Stolz und verschwindet. Mir kommt das Recht denn so bietet sich ein kurzer Moment, in dem ich ungestört mit Hannes reden kann. „Hannes das kann so nicht weitergehen! Ich ertrage das nicht meinen Sohn so leiden zu sehen. Nur leider sehe ich keinen Weg an Thomas ran zukommen und auf ihn Einfluss zunehmen, damit sich sein Verhalten ändert. Ich weiß du gibst dein Bestes. Magst du vielleicht nochmal mit Thomas reden?" „Na klar Steff. Mir tut es doch auch weh meinen Neffen so traurig und hilflos zu sehen und meinen Bruder nicht wiederzuerkennen." „Danke Hannes! Ich bin so froh, dass du da bist. Eine Idee und Bitte habe ich allerdings noch." sage ich, wobei ich verlegen zu Boden schaue. Kann ich Hannes das wirklich fragen? Kann ich ihm das zumuten oder ist das zu viel verlangt, überlege ich. Doch bevor ich den Gedanken zu ende führen kann, vernehme ich Hannes Stimme: „Spuck es aus Steff. Du kannst mich um alles bitten und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um dich und euch zu unterstützen." „Kannst du, also würdest du vielleicht..." setze ich an und atme noch einmal tief durch. „Meinst du es wäre vielleicht möglich, dass du unseren Sohn die nächste Woche mit zu dir nimmst, bis ich wieder zurück bin? Ich habe echt Bauchschmerzen dabei ihn noch länger bei Thomas zu lassen und bin mir sicher, dass er bei dir gut aufgehoben ist."

Abschied ohne LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt