Thomas Sicht:
Kurz ist Stille im Raum. Steff muss meine Worte erstmal sacken lassen. Ihre Augen trübt ein Tränenschleier. Es tut mir im Herzen weh sie so leiden zu sehen. Es ist schwer zu ertragen, dass ich der Auslöser für ihr Leid bin. Jetzt wo ich die zwei Wochen Schritt für Schritt rekapituliere, kann ich mich selbst überhaupt nicht mehr verstehen. Es ist, als wäre das alles nicht mir passiert. Ich fühle mich, als würde ich von außen auf mich schauen und den Thomas, der ich war für alles, was dieser gesagt und getan hat verurteilen. „Tut mir leid Thomas, das sagen zu müssen, aber für mich ist das nicht nachvollziehbar. Ich kann nicht verstehen wie es so weit kommen konnte. Ich will dir nichts unterstellen, aber da muss doch mehr dahinter stecken." Ihre Worte sind wie ein Schlag ins Gesicht für mich. Bestimmt hat sie es nicht böse gemeint. Aber Stefanies Unverständnis verletzt mich. Traurig löse ich meine Hand aus ihrer. In diesem Moment kann ich die Verbindung nicht ertragen. Insbesondere nach ihren Worten zu Beginn unseres Gesprächs hatte ich mit mehr Verständnis gerechnet. Ohne darüber nachzudenken, schießen folgende Worte aus mir heraus, die mit Sicherheit nicht zur Entspannung der Situation beitragen: „Ob du es glaubst oder nicht, aber da steckt nicht mehr dahinter. Auf jeden Fall nicht mehr, was für mich selbst greifbar ist. Du hast doch überhaupt keine Ahnung wie es mir ging, wie es mir geht. Wie auch wenn du irgendwo am anderen Ende der Welt bist!? Es kostet mich verdammt viel Kraft und Mut, mich diesem Gespräch zustellen, ehrlich zu dir zu sein, aber du trittst meine Gefühle mit den Füßen. Wenn das so ist, brauchen wir gar nicht erst weiterreden. Am besten lässt du mich in Ruhe. Dein Zimmer hast du ja." Immer weiter rede ich mich in Rage, tigere nervös im Zimmer umher und deute zum Ende auf die Tür. Steffs geschockten Blick und lautes Schluchzen nehme ich kaum noch war. Alles um mich herum verschwimmt und ich spüre nur noch wie meinen Körper die Kraft verlässt und ich mich an der Wand herunter auf den Boden gleiten lasse.
Steffs Sicht:
Ich bin geschockt von Thomas Reaktion. Vielleicht waren meine Worte nicht so gut gewählt. Ich wollte ihn eigentlich dazu ermutigen mir alles zu sagen. Er muss doch keine Angst vor meiner Reaktion haben. Doch ich habe genau das Gegenteil bewirkt. Als Thomas mir die Worte um die Ohren wirft, bin ich zutiefst verletzt. So haben wir noch nie miteinander geredet. Als ich gerade überlege, ob ich das Zimmer verlassen soll, damit wir beide uns erst sammeln können, bevor wir das Gespräch fortführen, stocke ich. Irgendetwas stimmt nicht mit Thomas. So wie er sich an der Wand hinabgleiten lässt habe ich ein beklemmendes Gefühl. „Thomas? Es tut mir leid! Alles ok?" frage ich, doch bekomme keine Reaktion. Sein Blick ist leer, geht gar durch mich hindurch. „Thomas. Hörst du mich?" frage ich lauter und hocke mich direkt vor ihn. Ich werde zunehmend unruhig, als er wieder keine Reaktion zeigt. Flink ziehe ich mein Handy aus meiner Tasche und wähle Hannes Nummer, während ich meine Hand auf Thomas Schulter lege und vorsichtig an dieser rüttel. „Ja?" meldet sich Hannes fast sofort. „Bitte komm sofort. Ich habe Angst. Irgendetwas stimmt nicht mit Thomas." „Ich komme." folgt sogleich die Antwort und ich höre, kurz darauf Schritte auf dem Gang und eile zur Tür. Hannes betritt den Raum und es scheint, als würde er die Situation direkt erfassen. Zügig geht er zu Thomas, hockt sich vor diesen. „Thomas hörst du mich?" fragt er und greift im gleichen Moment nach Thomas Arm. Nach einem kurzen Moment bewegt sich Thomas Kopf in Hannes Richtung und ich bin erleichtert, dass mein Freund sich regt. Doch sein leerer Blick macht mir Angst. Noch nie habe ich meinen Freund so gesehen. „Was ist los Hannes?" frage ich ängstlich. „Ich glaube irgendetwas war zu viel, wahrscheinlich emotional überfordert oder so. So eine ähnliche Situation hatten wir schonmal." Es beruhigt mich, dass Hannes scheinbar weiß, wie er handeln muss, doch zugleich beunruhigt es mich, dass Thomas nicht das erste Mal so zusammenbricht. Und zusammenbrechen trifft es gut, denn in diesem Moment kommt wieder Regung in seinen Körper, er klammert sich an Hannes und beginnt hemmungslos zu weinen. So geht das einige Minuten, bevor Hannes ihn stützt und ins Bett verfrachtet. „Erhol dich Brüderchen und schlaf etwas. Ich bin bei dir." Es dauert nicht lange, bis Thomas eingeschlafen ist. Die ganze Zeit habe ich die Situation aus sicherer Entfernung beobachtet, versucht Ruhe zu bewahren, doch jetzt wird es auch mir zu viel und ich beginne verzweifelt zu weinen. Hannes umarmt mich und versucht mich zu trösten. „Ich weiß, dass es unfassbar hart ist Thomas so verzweifelt und hilflos zu sehen, aber ich bin mir sicher, dass alles gut wird Steff. Ich weiß nicht wie euer Gespräch war, aber mit Sicherheit gab es da einen Auslöser, für den du dir nicht die Schuld geben musst. Er braucht jetzt erstmal Ruhe und danach schauen wir weiter." „Doch ich bin schuld. Ich hätte mehr Verständnis zeigen müssen." kommt es sogleich aus mir. „Steff, Vorwürfe bringen jetzt nichts. Wichtig ist, dass wir Thomas jetzt unterstützen und je nachdem wie es ihm in ein paar Stunden geht und wie viel ihr schon aufgearbeitet habt, müssen wir überlegen, ob wir die Konzerte wirklich stattfinden lassen. Geh du mal auf dein Zimmer und beruhig dich. Ich melde mich, wenn sich an Thomas Zustand etwas ändert oder er aufwacht, versprochen." Es fällt mir schwer, den Raum zu verlassen, nicht zu wissen was mit Thomas ist, doch ich weiß, dass ich jetzt einen Moment für mich brauche, um meine Gedanken und Gefühle zu sortieren.
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Abschied ohne Liebe
FanfictionVor einer Woche ist Steff zu den Dreharbeiten von Sing meinen Song nach Südafrika geflogen. Lange hatte sie sich darauf gefreut, obwohl sie dafür ihre Liebsten in Deutschland zurücklassen musste. Doch von der Freude blieb vor Ort nichts übrig. Der A...