Hannes Sicht:
Betreten blicke ich zu Boden, schäme mich fast schon nach dem warum gefragt zu haben, als Thomas mir einen eiskalten Blick zuwirft. „Warum? Ja Warum? Das geht dich gar nichts an! Was soll das hier überhaupt? Willst du mich ausfragen? Ich bin dir überhaupt keine Erklärung schuldig. Wenn dich das wirklich interessieren würde, hättest du schon längst gefragt. Und jetzt lass dieses alberne Ausfragen sein. Ich habe keine Lust darauf!" motzt Thomas mich an und wird mit jedem Wort, das er mir entgegen schleudert lauter. Es ist jedoch nicht die Lautstärke, die diese Worte mich treffen lassen. Es ist die Art wie Thomas diese Worte betont hat. So voller Wut und trotzdem auf eine Art emotionslos, dass er mir fast schon Angst macht. In diesem Moment kann ich seinen Sohn besser denn je verstehen. Plötzlich wird mir klar warum Motti sich nicht traut sich den Worten seines Vaters zu widersetzen, Bescheid zu geben wenn er Hunger hat oder müde ist. Wenn Thomas mit ihm genauso redet wie mit mir, könnte ich sogar verstehen, wenn der Kleine Angst vor seinem Vater hat. Es schockiert mich selbst, diese Gedanken zu haben. Ist es wirklich so schlimm, dass Motti Angst vor seinem Vater hat oder steigere ich mich da gerade in etwas rein, das mir schlimmer vorkommt als es ist? Nichtsdestotrotz bin ich jetzt umso entschlossener alles zu tun, damit Motti die nächsten Tage bei mir wohnt und sich nicht allein in Thomas Anwesenheit aufhält. „Na gut dann lass ich dich mit deinen Problemen in Ruhe." entgegne ich selbstsicher, nachdem ich meine Gedanken sortiert habe. Es tut mir weh die Worte auszusprechen, meinen Bruder trotz seines Arschlochtrips im Stich zu lassen, aber er lässt mir kaum eine Wahl. So fokussiere ich mich auf den eigentlichen Grund, weswegen ich das Gespräch begonnen habe. Auch wenn ich genau weiß, was ich sagen möchte, habe ich keine Idee, wie ich dieses Gespräche beginnen soll. Alles in meinem Kopf hört sich so bescheuert an. Ich will Thomas nicht noch mehr als nötig verletzen, aber ihm trotzdem den Ernst der Lage verdeutlichen. Gar nicht so einfach. „Thomas?" frage ich zunächst, will sichergehen, dass seine Aufmerksamkeit mir dient. Genervt schaut er auf. „Wir haben gestern mit Steff telefoniert." beginne ich das Gespräch und beobachte seine Reaktion. Er regt sich kaum und dennoch habe ich das Gefühl, dass er schon bei meinen ersten Worten zusammengezuckt ist. „Euer Sohn hat sich sehr gefreut endlich wieder mit seiner Mutter zu sprechen. Es hat ihm sehr gefehlt." Thomas Blick verfinstert sich und seinen Blick richtet er starr gen Boden. „Motti vermisst seine Mutter und irgendwie auch seinen Vater, obwohl dieser ja eigentlich bei ihm ist. Ich weiß nicht, was in dir vorgeht und Steff noch viel weniger aber wir merken, dass sich euer Sohn bei dir zuhause momentan nicht wohlfühlt. Deswegen haben wir darüber gesprochen, ob er in der nächsten Woche bei mir bleibt." Ob es der richtige Weg war das Thema anzusprechen? Ich weiß es nicht. Aber gibt es überhaupt die richtigen Worte in dieser Situation? „Ihr spinnt doch. Du kannst mir doch nicht einfach mein Kind wegnehmen und behaupten, dass ich nicht in der Lage bin mich um mein eigenes Kind zu kümmern, mein Fleisch und Blut. Ich weiß ja wohl besser was mein Sohn braucht als du es jemals wissen kannst." brüllt Thomas mich nach einem kurzen Moment der Stille an und lässt mich vor Schreck auf meinem Stuhl zusammenzucken. Ich muss mich einen kurzen Moment sammeln, tief durchatmen, um so ruhig wie möglich zu antworten. Es wäre fatal, wenn die Situation schon nach den ersten Sätzen eskaliert. „Das letzte, was ich möchte, ist dir dein Kind wegzunehmen Thomas." entgegne ich und will noch weiter fortfahren, doch werde direkt von meinem Gegenüber unterbrochen. „Ach ja. Und warum meinst du dann plötzlich darüber entscheiden zu dürfen, wo mein Kind wohnt?" „Ich entscheide dies nicht allein. Ich habe lange mit Steff gesprochen und sie war es, die den Vorschlag gemacht. Steff hat mich gebeten Motti die Tage bei mir zu behalten." „Steff kann mich mal! Die kann das auch nicht ohne mich entscheiden!" „Thomas!" rufe ich. Ich bin entsetzt über seine Wortwahl. Dass er jemals so über Steff redet, wäre mir nicht in den Sinn gekommen. „Jetzt beruhig dich bitte Mal!" ergänze ich forsch. Doch Thomas schnaubt nur verächtlich. „Natürlich kann auch Steff dies nicht allein entscheiden, schließlich habt ihr beide gleichermaßen das Sorgerecht inne. Doch wenn ihr nicht einer Meinung seid, wessen Meinung wiegt dann mehr?" Ich merke, dass Thomas kurz über diese Frage nachdenkt. „Woher soll ich überhaupt wissen, dass Steff so einen Scheiß gesagt hat. Wahrscheinlich denkst du dir das gerade alles aus. Ihr habt doch überhaupt nicht telefoniert. Und nie im Leben würde Steff dir sagen, dass du meinen Sohn nehmen sollst. Es geht ihm gut bei mir! Das ist doch klar. Ich behandel mein Kind immer gut. Es gibt überhaupt keinen Grund, dass er zu dir kommt. Und jetzt hör auf mich mit so einer Scheiße voll zu labern!"
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Abschied ohne Liebe
FanfictionVor einer Woche ist Steff zu den Dreharbeiten von Sing meinen Song nach Südafrika geflogen. Lange hatte sie sich darauf gefreut, obwohl sie dafür ihre Liebsten in Deutschland zurücklassen musste. Doch von der Freude blieb vor Ort nichts übrig. Der A...