Teil 5

111 6 0
                                    

Steffs Sicht:

Na klar kann ich das machen! Das ist doch selbstverständlich. Dafür nehme ich auch die Gegenwehr und eine Diskussion mit Thomas in Kauf, sofern euer Sohn bei mir sein möchte." „Dann frage ich ihn das gleich mal. Ich weiß gar nicht wie ich dir jemals genug dafür Danken kann." „Du musst mir nicht danken Steff. Wir sind eine Familie, beste Freunde, du bist mir wichtig, Motti ist mir wichtig und ich habe versprochen euch immer so gut es geht zu unterstützen, wenn ihr Unterstützung braucht. Ich verspreche dir so gut ich kann auf euren Sohn aufzupassen und für ihn da zu sein." „Danke Hannes! Wirklich!" „Und wenn dann müsste Thomas mir danken. Denn in diesem Fall ist er eindeutig derjenige, der es verbockt und du versuchst die Situation zu retten. Bitte such nicht die Schuld bei dir. Irgendwie wird alles wieder gut werden. Da bin ich mir sicher!" „Danke Hannes, dass du mir Mut machst und den Kleinen nimmst. Aber bitte lass ihn trotzdem weiterhin Kontakt zu seinem Vater haben, wenn er danach verlangt. Auch wenn Thomas sich scheiße verhält, will ich meinem Kind nicht den Kontakt zu ihm verweigern." „Keine Sorge Steff. Da richte ich mich nach dem Willen eures Sohnes." „Danke!" Genau im richtigen Moment sind wir mit unserem Dialog fertig, denn mein Sohn kommt zurück. „Na Großer. Der Hannes und ich haben uns gerade etwas für die nächste Woche überlegt." „Was denn?" „Da der Papa etwas komisch ist, wollten wir dich fragen, ob die nächste Woche bei Hannes sein möchtest?" „Oh Ja! Onkel Hannes darf ich das?" freut er sich sehr über den Vorschlag. „Natürlich Großer. Ich rede morgen mal mit Papa und dann besprechen wir das." „Juhu. Das ist toll." freut er sich, wird jedoch sofort wieder nachdenklich und fragt: „Und was ist wenn Papa das nicht will?" „Dann reden wir mit ihm. Wenn du das möchtest und Mama das erlaubt, ist das kein Problem." Skeptisch schaut er mich durch die Kamera an. „Kopf hoch Motti. Ich finde die Idee super und Papa wird dir das nicht verbieten. Versprochen." Schon wieder fröhlicher bedankt er sich bei uns. „Und Hannes? Können wir dann jeden Tag mit Mama telefonieren?" „Das bekommen wir mit Sicherheit hin Großer. Dann schreibe ich mal mit Mama, damit ich ihren Terminplan besser kenne, aber dann schaffen wir das auf jeden Fall." Und ich ergänze: „Natürlich können wir jeden Tag telefonieren Schatz! Die Zeit nehme ich mir!" „Danke Mama, das ist toll! Und dieses Mal auch wirklich?" fragt er nochmal, erinnert sich daran, dass dieses Versprechen nicht eingehalten wurde in der letzten Woche. „Dieses Mal wirklich! Der Onkel Hannes und versprechen dir das und dann schaffen wir das auch!" versuche ich ihm zu versichern und seine Zweifel, sein gebrochenes Vertrauen zu besiegen. Noch eine Weile telefonieren wir und ich berichte von meiner Zeit hier in Südafrika, denn mein Sohn will natürlich genau wissen, was die Mama die ganze Zeit macht. Doch nach einiger Zeit wird er müde, sodass ihm immer wieder die Augen zu fallen. Wir beenden das Telefonat und Hannes bringt ihn ins Bett. Auch wenn mich dieses Telefonat sehr aufgewühlt und nachdenklich gemacht hat, bin ich sehr froh endlich mit meinem Sohn telefoniert zu haben. Es tat gut zu hören, dass er wenigstens im Kindergarten täglich ein paar schöne Stunden hat und es tut gut zu wissen, dass er ab jetzt bei Hannes sein wird, denn da wird es ihm besser gehen. Es tut weh so zu denken, denn bis jetzt kenne ich Thomas nur als liebevollen Vater. Nie hätte ich erwartet, mal zu denken, dass es meinem Sohn irgendwo besser geht als bei Thomas und mir. Doch leider hat sich dieses Bild in den letzten Tagen gewendet. Ich befürchte, dass die Botschaft bei Thomas nicht auf Begeisterung stoßen und eine hitzige Diskussion zwischen den Brüdern mit sich bringen wird. Ich bin Hannes unfassbar dankbar, dass er all das auf sich nimmt, sich gewissermaßen gegen seinen Bruder stellt, damit es seinem Neffen besser geht. Es beruhigt mich, dass auf ihn Verlass ist. An diesem Abend komme ich noch schlechter zur Ruhe als die Tage zuvor. Ich bin zwar zuversichtlich, dass es meinem Sohn die nächste Woche besser gehen wird, doch meine Sorgen gelten auch Thomas, den ich nicht wiedererkenne. Was ist aus dem Menschen geworden, der mein engster Vertrauter ist? Was ist aus dem liebevollen Vater geworden, der alles für seinen Sohn tut? Ihm muss es wirklich schlecht gehen und etwas Größeres muss ihn Belasten, sonst würde er sich nicht so verhalten. Ich bin mir sicher, dass unser Streit nur ein Funken auf den heißen Stein war. Es kränkt mich, zuvor nicht mitbekommen zu haben, dass ihn etwas belastet. Ich hoffe, dass ich, wenn ich zurück bin, mit ihm reden kann und hinter das Problem komme. Denn so kann es nicht weiter gehen und wenn er sich so verhält, werde ich es in seiner Anwesenheit in unseren vier Wänden nicht lange aushalten.


Abschied ohne LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt