Teil 14

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Hannes Sicht:

„So Hannes raus mit der Sprache. Jetzt will ich nochmal genauer wissen, wie euer Tag heute war. Über die Zusammenfassung heute Mittag bin ich sehr dankbar, aber jetzt bitte nochmal in Ruhe." „Also von heute Morgen hatte ich dir ja schon ausführlich berichtet. Thomas sieht es ein, dass es für Motti besser ist bei mir zu sein. Danach ist er emotional zusammengebrochen und hat einige Zeit auf der Couch im Proberaum geschlafen, bevor wir zusammen noch etwas gegessen haben und er den Wunsch geäußert hat nachhause zu gehen. Ich kann dir nicht sagen, was ihn belastet. Er sagte er sei noch nicht bereit darüber zu sprechen. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich sein Verhalten ab jetzt ändert. Klar wird morgen nicht wieder alles sein, wie es noch vor einer Woche war. Doch die Erkenntnis, dass Motti sich bei ihm so unwohl fühlt, hat wieder Emotionen hoch kommen lassen. Die letzte Woche war er emotional ein Eisblock. Ich glaube es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Wir müssen ihm seine Zeit geben. Ich glaube wir dürfen ihn auf keinen Fall unter Druck setzen, da er sich sonst sofort wieder verschließt, aber wir sollten alle da sein, wenn er sich an uns wendet, Kontakt zu uns aufnimmt." „Meinst du er wird sich melden?" „Bei dir? Oder meinst, dass er mit uns redet?" „Beides?" Ich überlege kurz, ob ich ihr von dem Gespräch mit meinem Bruder erzählen soll, in dem er den Wunsch geäußert hat, Steff zu kontaktieren. Ich entscheide mich dagegen, will ihr keine falschen Hoffnungen machen, da ich selbst unsicher bin, ob und wann Thomas sich bei ihr melden wird. „Ich weiß es nicht Steff. Ich wünsche es mir, dass er Kontakt zu dir aufnimmt, dass ihr euch wieder einander annähert, aber ich habe keinen blassen Schimmer, ob Thomas schon bereit dazu ist oder wie groß die Überwindung für ihn ist. Und ob er mit uns redet: Ich kann dir nichts versprechen, aber nach dem heutigen Tag glaube ich das schon. Mit Sicherheit nicht sofort und nicht über alles, aber ich denke, dass ihm bewusst geworden ist, dass er nicht alles mit sich allein ausmachen muss." Tief seufzt Steff auf, schaut mich nachdenklich an. „Ich weiß gar nicht, ob ich will, dass er sich meldet." gesteht sie, schaut dabei auf den Boden. Mich treffen die Worte, hatte ich gehofft, dass sie es ihm leicht machen würde. Dennoch kann ich verstehen, dass sie verletzt ist und auch ihre Zeit braucht. Vielleicht wird der Weg insbesondere zwischen dem einstigen Traumpaar doch beschwerlicher als ich annehme. So lasse ich ihre Worte unkommentiert. Habe keine Idee, was ich darauf erwidern soll. Alles fühlt sich falsch an. „Glaubst du ich mache ihn noch kaputter, wenn ich mich nicht melde, falls er versucht Kontakt zu mir aufzunehmen?" fragt sie mich kleinlaut. „So hart es klingt, aber ich glaube schon." antworte ich ehrlich, gibt es in diesem Moment nichts zu beschönigen. „Ich will ihn nicht verletzen Hannes. Nicht jetzt, wo ihm nicht mehr alles gleichgültig ist. Aber auch ich habe begrenzte Kräfte. Ich kann nicht mehr. Ich will das am liebsten alles sofort klären. Aber nicht über Whatsapp, nicht über das Handy, sondern von Angesicht zu Angesicht." teilt Steff mir ihre Gedanken mit. Ich würde sie am liebsten in den Arm nehmen, denn schon im nächsten Moment laufen ihr Tränen über die Wangen. „Bitte friss das nicht alles in dich rein. Ich will nicht, dass es dich kaputt macht, dass er dich kaputt macht. Rede mit mir, rede mit Nowi, Simmi, deiner Schwester oder mit wem auch immer aber bitte lass dir helfen Steff. Für uns alle ist die Situation scheiße, aber wir müssen das gemeinsam schaffen. Kapsel dich nicht auch noch emotional ab. Bitte tu uns das nicht an." „Das ist leichter gesagt als getan, wenn man allein am anderen Ende der Welt sitzt." Darauf habe ich nichts zu erwidern. Mal wieder fehlen mir die passenden Worte. Ich vernehme das Klacken der Tür und Nowi betritt den Raum. „Motti schläft." sagt er lediglich und bemüht sich die katastrophale Stimmung zu ignorieren. Da keiner von uns reagiert, fährt er fort. „Ich würde dann mal nachhause fahren." sagt er und macht Anstalten zu gehen. „Stopp Nowi!" ruft Steff. Fragend schaut Nowi sie durch das Handy an. „Kannst du bitte noch bei Thomas vorbei schauen und mir versichern, dass alles gut ist? Ich habe Angst, dass er in seinem Zustand Mist baut." „Ja klar mache ich gerne. Dann schreibe ich dir wenn ich bei ihm war?" „Ja bitte." „Gerne." Keiner von uns weiß noch etwas zur Situation hinzuzufügen. Wir verabschieden uns alle voneinander, Nowi macht sich auf den Weg zu Thomas und wir alle sind mit unseren Gedanken, mit unseren Sorgen und Ängsten wieder allein. Mir fällt ein, dass ich gar nicht mehr die Ruhe hatte mit Motti über seinen Vater zu reden und ihm zu versichern, dass Thomas ihn liebt, obwohl er das gerade nicht zeigen kann. Fest nehme ich mir vor das morgen nachzuholen.


Abschied ohne LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt