Teil 12

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Hannes Sicht:

Ich mache mich direkt auf den Weg in die KiTa. Normalerweise wird Motti erst etwas später abgeholt, doch da es von hier nicht weit ist, beschließe ich ihn früher abzuholen damit wir uns einen schönen Nachmittag machen können. Schnell schreibe ich Nowi, dass ich mich direkt auf den Weg in den Kindergarten mache. Seine Antwort folgt direkt: „Schreib mir, wenn wir uns bei einem Spielplatz treffen oder Motti mittlerweile andere Pläne hat." Ich schicke noch schnell einen Daumen hoch und beschließe kurz Steff anzurufen. Ich habe zwar keine Ahnung, ob sie gerade Zeit hat, aber einen Versuch ist es Wert, um ihr in Abwesenheit des Kleinen den Verlauf des Tages zu schildern. „Hannes? Alles ok? Ihr wolltet doch erst heute Abend anrufen?" fragt sie besorgt, als sie meinen Anruf entgegennimmt. „Alles gut Steff. Kein Grund zur Panik. Hast du kurz Zeit?" „Ja! Wird ja nicht unwichtig sein, wenn du mich außerplanmäßig anrufst." „Ich wollte nur kurz erzählen, wie das Gespräch mit Thomas verlief. Ich denke es ist in eurem Sinne, wenn Motti nicht jedes Detail mitbekommt." „Ist wahrscheinlich besser." antwortet sie und an der Tonlage ihrer Stimme höre ich wie traurig sie diese Einsicht macht. Kurz fasse ich den Tag zusammen, von Thomas schroffer Art und Abweisung am Morgen über seinen emotionalen Zusammenbruch, weil Motti Angst vor ihm hat bis hin zu der Einsicht, dass sich etwas ändern muss und dem Versprechen unsere Hilfe anzunehmen. Als ich mit erzählen fertig bin, ist erstmal Stille am Telefon und ich höre Steff tief durchatmen. „Ganz schön viel an einem Tag." fasst sie meine Erzählung zusammen. „Ja, da hast du recht. Aber dass Thomas wieder mit uns redet, ist ein erster Schritt. Darauf sollten wir uns fokussieren." „Ja. Immerhin. Ich bin froh, dass er einsieht, dass es besser ist, wenn unser Sohn bei dir ist. Aber Hannes das tut weh. Das tut verdammt weh. Nie hätte ich gedacht, dass Thomas so mit ihm umgeht." „Ich weiß Steff. Es tut mir leid." „Du kannst nichts dafür. Danke, dass du für uns alle da bist. Aber vergiss dich auch nicht selbst Hannes. Rede bitte auch mit uns, wenn du Unterstützung brauchst." antwortet sie besorgt. Typisch Steff. Selbst allein auf einem anderen Kontinent, weit weg von ihren Liebsten und trotzdem denkt sie als letztes an sich. „Versprochen. Nowi ist ja auch noch da." „Zum Glück. Meinst du Thoms meldet sich wirklich, wenn er Hilfe braucht? Ich bin zwar wütend auf ihn aber mache mir auch verdammt große Sorgen. Was weiß ich denn was er in seinem Zustand anstellt, wenn er allein ist." „Ich kann dir nichts versprechen, aber ich hoffe es sehr." „Meinst du Nowi kann heute Abend nochmal bei ihm vorbeischauen? Mir ist wohler mit dem Gedanken, dass jemand da ist und sich nochmal vergewissert, dass Thomas keinen Mist macht." „Bestimmt. Ich gehe gleich Motti aus der KiTa abholen und anschließend mit ihm und Nowi auf den Spielplatz. Dann werde ich Nowi bitten später nochmal zu Thomas zu gehen." „Ich kann ihn auch anrufen." „Alles gut Steff. Ich spreche mit ihm." „Danke! Ich muss dann leider auch gleich schon wieder. Ich habe gleich ein Interview." "Eine Sache noch kurz?" "Ja einen Moment habe ich noch. Sonst müssen die halt kurz warten." "Thomas hat mich gebeten dir noch etwas auszurichten." "Was denn?" "Es war ihm wichtig, dass ich dir mitteile, dass er weiß, dass er sich momentan scheiße verhält aber er dich trotz allem liebt." Kurz ist es still am anderen Ende der Leitung. Wahrscheinlich hat Steff mit allem gerechnet aber nicht damit. "Danke Hannes. Es ist absurd, weil mir das eigentlich klar war, dass sich das nicht geändert hat aber trotzdem beruhigt es mich sehr das zu hören. Es gibt mir Hoffnung, dass ich ihn in einer Woche wiedersehe und er mich dann wieder an sich heranlässt." "Das ist schön zu hören. Ich bin mir sicher, dass alles gut werden wird!" "Danke! Jetzt muss ich aber leider wirklich los!" „Viel Spaß! Wir hören uns später. Motti freut sich schon riesig auf den Anruf." „Danke! Ich mich auch. Gib meinem Sohn schon mal eine ganz feste Umarmung von Mama und sag ihm, dass ich mich schon sehr freue mit ihm zu telefonieren." „Wird ausgerichtet Cheffin!" antworte ich und entlocke Steff doch tatsächlich ein leises Lachen bevor wir auflegen und ich in die KiTa fahre. Dort angekommen kommt Motti glücklich angelaufen als er mich sieht. „Onkel Hannes! Gehen wir auf den Spielplatz? Kommt Onkel Nowi mit? Bitte!" fragt er stürmisch, kann es kaum erwarten. „Na klar Großer. Das habe ich dir doch versprochen und Onkel Nowi hat auch Zeit." „Juhu! Das wird toll!" ruft er freudig und rennt schon wieder weg, um so schnell wie möglich seinen Rucksack zu holen. Flink zieht er seine Schuhe und Jacke an, verabschiedet sich von seinen Freunden und den Erzieherinnen. Im Auto frage ich ihn in Ruhe zu welchem Spielplatz er denn möchte. Die Antwort hätte ich mir denken können: „Na zu dem großen Abenteuerspielplatz natürlich. Der mit den riiiiesen Schaukeln und der Seilbahn." „Na dann lass mich noch schnell dem Nowi schreiben damit er dahin kommt und dann können wir los." antworte ich. Es freut mich zu sehen, dass wir ihn mit einer doch eigentlich so kleinen Sache so glücklich machen können. Wahrscheinlich schätzt er es jetzt umso mehr, nachdem Thomas letzte Woche auf keinen seiner Wünsche eingegangen ist.

Abschied ohne LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt