Teil 32

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Hannes Sicht:

Zuhause angekommen, lasse ich mich auf die Couch fallen und atme zunächst tief durch bevor ich Steffs Nummer wähle. Wie immer geht sie super schnell ans Telefon und ist unfassbar neugierig, wie unser Gespräch mit Thomas verlaufen ist. „Nun erzähl schon Hannes." fordert sie mich ungeduldig auf. „Also." beginne ich. „Thomas will die Konzerte auf jeden Fall stattfinden lassen und sich bemühen alles zu machen, was wir fordern, damit wir diese nicht absagen. Ihm sind die Konzerte so wichtig, weil er bemerkt hat, dass die einzigen Momente, in denen es ihm wirklich gut ging in den letzten Tagen, die waren, in denen er Gitarre gespielt hat. Er ist überzeugt, dass das auch auf der Bühne so sein wird und es ihm dann gut geht." berichte ich. „Also hat er einfach eingelenkt als ihr gesagt habt, dass er mit mir reden muss?" „Ja. Also begeistert ist er glaube ich nicht, aber er hat gesagt, dass ihm klar ist, dass wir sonst nicht auf die Bühne gehen. Er wird sich dem stellen müssen und das hat er verstanden." „Also lief das Gespräch ohne Zwischenfälle? Oder wie? Geb mal bitte mehr in Detail Hannes!" fordert Steff mich auf. Insgeheim hatte ich gehofft, dass mir das erspart bleibt, weil ich weiß, dass sie die Details ins Grübeln bringen werden. Aber diese vor ihr verheimlichen ist auch keine Option und so berichte ich nochmal ausführlich von vorne bis hinten vom Verlauf des Gesprächs, ohne wesentliche Informationen auszulassen. Als ich fertig mit dem Erzählen bin, platzt es sofort aus Steff heraus: „Und das wolltest du mir verschweigen oder was Hannes? Dass Thomas schon wieder einen Moment hatte, in dem er überfordert war. Die Version klang aber mal gar nicht so gut wie die erste kurze!" Schuldbewusst senke ich den Kopf auf den Boden und setze zur Antwort an: „Nein Steff. Tut mir leid. Ich weiß, dass dir die Situation stark zusetzt und will dich deswegen nicht mehr belasten als nötig." Bevor ich weiter sprechen kann unterbricht sie mich aufgebracht: „Ach so. Und dann denkst du dir erzählst du mir nur die Hälfte, sodass ich das Gefühl habe, dass schon fast alles wieder gut ist. Ganz ehrlich Hannes: Wie soll ich euch denn dann noch vertrauen und mir ein realistisches Bild von allem machen? Du und Nowi sind meine einzige Informationsquelle und ich setze auf euch!" „Es tut mir leid Steff. Das war nicht richtig von mir. Sonst habe ich keine wichtigen Infos ausgelassen, versprochen. Ich habe das vorhin auch nur gemacht, weil sich das ja alles von allein geregelt hat. Thomas ist ja schnell wieder gekommen und hat mit uns geredet." versuche ich mich zu erklären und dennoch ist mir klar, dass das eine dumme Idee war. „Ja er hat mit euch geredet. Und dennoch ist er zunächst abgehauen. Ich will wissen, wie es ihm geht. Hat er noch mehr Momente gehabt, in denen er heute auffällig war?" Kurz überlege ich und lediglich eine kleine Auffälligkeit fällt mir ein. „Ich habe mit Nowi darüber gesprochen wer von uns dich anruft und da ist Thomas bei der Erwähnung deines Namens kurz zusammengezuckt. Aber ansonsten war nichts." Ich höre Steff seufzen. „Wie soll das denn werden, wenn er schon bei der Erwähnung meines Namens zusammenzuckt? Ich würde wirklich gerne wissen, was ich ihm getan habe." „Ich auch Steff. Aber ich glaube du hast ihm gar nichts getan. Klar ich hattet euren Streit, aber ich glaube darum geht es schon lange nicht mehr." „Ich hoffe ich werde schlauer aus ihm, wenn ich mit ihm spreche." „Bestimmt. Er wird sich dir öffnen. Es war schon immer so, dass er bei dir nicht stark bleiben konnte." „Ich hoffe es!" Eine kurze Stille legt sich über uns und mir fällt noch etwas ein, was ich vergessen habe zu berichten. „Das hat zwar nicht mit dem Gespräch vorhin direkt zu tun, aber als Thomas in den Proberaum gekommen ist, ist ihm sofort aufgefallen, dass Motti fehlt und hat sich nach ihm erkundigt. Er war traurig, dass Motti nicht da war, konnte es aber nachvollziehen. Er sorgt sich, dass euer Sohn ihn nicht mehr mag, nichts mehr von ihm wissen will. Ich glaube ich konnte ihm vom Gegenteil überzeugen. Morgen werden die zwei dann hoffentlich aufeinander treffen und miteinander spielen. Ich glaube das tut beiden gut." „Das hört sich gut an. Ich meine es ist doch ein Fortschritt, dass er sich wieder sorgt. Behalte Motti bitte trotzdem noch bei dir, aber behindere nicht den Kontakt beider zueinander, wenn sie diesen wünschen. Ich will doch nur das Beste für alle." „Kein Sorge: Den Kontakt werde ich ihnen ganz sicher nicht verwehren. Ich bin auch davon überzeugt, dass es beiden gut tun wird." „Danke Hannes. Und sorry, dass ich dich vorhin so angeschnauzt habe. Ich kann es nur einfach nicht leiden, wenn ich mich sorgen muss, nur die Hälfte zu erfahren. Ich bin hier eh schon so außen vor, da will ich nicht, dass ihr aus Sorge mich schonen zu müssen, die Hälfte verheimlicht." „Alles gut Steff. Ich weiß, dass das nicht richtig war. Kommt nicht wieder vor! Und in ein paar Tagen bist du ja zum Glück zurück." „Ja das stimmt." Wir verabschieden uns noch und beenden das Telefonat mit der Verabredung, morgen wieder zu telefonieren. Zum einen damit sie mit Motti sprechen kann und zum anderen, damit ich berichten kann wie es lief mit Thomas alle Songs durchzuspielen.


Abschied ohne LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt