Hannes Sicht:
„Also Nowi und ich fühlen uns nicht wohl mit dem Gedanken in ein paar Tagen auf die Bühne zu gehen." beginne ich das Gespräch und führe meine Gedanken genauer aus: „Wenn sich bis dahin nichts ändert, werden die Fans definitiv bemerken, dass etwas nicht stimmt. Das möchte ich ungern. Wir sind uns alle einig, dass uns unsere Fans wichtig sind und wir diese sehr zu schätzen wissen, aber privates soll privat bleiben. Thomas Gesundheit ist wirklich das letzte, was die Öffentlichkeit etwas angeht. Ich bezweifle, dass Thomas seine Situation momentan selbst richtig einschätzen kann und halte es für notwendig, dass wir ihn in diesem Fall in Schutz nehmen und im Zweifel auch eine Mehrheitsentscheidung gegen seinen Willen fällen müssen. Aber eigentlich möchte ich noch gar nichts entscheiden." Nowi und Steff hören mir aufmerksam zu und Nowi ergänzt: „Ich bin ganz deiner Meinung Hannes. Wir müssen in diesem Fall primär auf Thomas Gesundheit und Privatsphäre achten. Wir müssen aber auch bedenken, dass er mir gegenüber geäußert hat, dass er die Konzerte unter keinen Umständen ausfallen lassen will. Es wirkte regelrecht als würde er daran festhalten, sich gar festklammern und damit über Wasser halten. Warum ihm dies so wichtig ist weiß ich nicht, aber wir müssen auf jeden Fall mit Bedacht das Thema ansprechen." Dem stimmen wir beide zu und Steff sagt: „Es ist doch echt absurd. Du hast mir doch gestern erst erzählt, dass Thomas sich schnell unter Druck gesetzt fühlt und ihn schon die kleinsten, alltäglichen Dinge überfordern. Wie sollen wir das denn verantworten, dass er sich auf eine Bühne vor tausend Fans stellt? Da ist der Druck bei uns allen doch eh immer schon hoch. Und ja ich weiß, wir sind entspannter geworden, wir erlauben uns auch auf der Bühne Fehler und die Fans lieben uns dafür aber die Situation ist jetzt eine ganz andere. Zudem weiß ich nicht, ob ich die Kraft dafür habe mich mit Thomas gemeinsam auf die Bühne zu stellen, wenn der nicht mal normal mit mir redet. Wie soll das denn ablaufen? Wir können uns ja schlecht ignorieren auf der Bühne! Also wenn Thomas es nicht vorher schafft auf mich zuzugehen, kann er die Konzerte vergessen. Ich werde nicht auf ihn zugehen." erzählt Steff und steigert sich während ihrer Sätze etwas in ihre Wut hinein. „Steff ist gut!" ermahne ich sie. „Ich kann deine Wut Thomas gegenüber gut verstehen, aber es wäre gut, wenn du in Hinblick auf die Konzerte auch noch mal bereit wärst auf ihn zuzugehen." „Und das stellst du dir wie vor?" zickt sie mich an. „Der gute Herr ignoriert mich ja und persönlich wiedersehen können wir uns erst in der Nacht vor dem Konzert. Ich lande schließlich erst um Mitternacht." Ich will etwas erwidern, mich bemühen Steff wieder zu beruhigen, als Nowi und ich im Augenwinkel eine Bewegung und kurz darauf das Klacken der Tür wahrnehmen. „Scheiße!" rufe ich laut, springe auf und renne aus dem Proberaum. Gerade so sehe ich Thomas noch, der langsam schlurfend Richtung seines Autos geht. Ich renne ihm hinterher und packe ihm am Arm. „Stopp Thomas! Wo willst du hin?" „Lass mich Hannes!" faucht er mich an. „Garantiert nicht. Du haust jetzt nicht einfach ab." „Ich kann machen was ich will. Steff hasst mich eh und die Konzerte wollt ihr auch absagen. Was hält mich dann noch hier?" Kalt blickt Thomas mich an. „Das stimmt so nicht und das weißt du genau. Steff ist vielleicht wütend, aber sie hasst dich nicht. Du kennst sie am besten von uns und weißt, dass sie sich gut in ihre Wut rein steigern kann. Und wegen der Konzerte haben wir uns gerade unterhalten. Aber ehrlich Thomas: Traust du uns wirklich zu, dass wir die Konzerte absagen, ohne mit dir darüber zu reden?" Als Reaktion schnaubt er nur genervt aus. „Nein! Das würden wir nicht machen! Ja wir haben darüber geredet und ja wir machen unsere Sorgen, haben Bedenken, aber wir hatten auch vor noch heute mit dir darüber zu sprechen. Es ist uns wichtig deine Meinung zu hören und zu berücksichtigen. Wir entscheiden das gemeinsam. Ich hoffe das ist dir bewusst." „Und das soll ich dir glauben? Ihr habt doch extra jetzt mit Stefanie gesprochen, um mich außen vor zu lassen." „Nein das haben wir nicht. Aber wenn du dich jetzt schon wieder so aufführst, sehe ich wirklich keinen Weg der Aussprache innerhalb der nächsten Tage und ohne die wird es keine Konzerte geben." Sofort verändert sich Thomas Gesichtsausdruck, ja seine ganze Körperhaltung. „Nein. Das könnt ihr mir nicht antun Hannes. Dann gehe ich kaputt." fleht er mich an. „Dann lass uns bitte gemeinsam in Ruhe darüber sprechen." „Aber ohne Steff." „Wieso ohne Steff?" „Ich kann das nicht Hannes. Ich kann sie nicht plötzlich online wiedersehen. Ich brauche noch Zeit. Ich verspreche dir vor den Konzerten mit ihr zu reden aber nicht heute." „Ich hoffe du hältst dich daran." „Versprochen. Ich würde jetzt gerne nachhause. Das war mir zu viel heute. Ich brauche erstmal Ruhe. Vielleicht können wir heute Abend nochmal sprechen?" äußert Thomas seine Bedürfnisse. Ich bin einerseits wütend, dass er sich der Situation entzieht. Andererseits bin ich erleichtert, dass er sich traut seine Bedürfnisse zu äußern, sich eingesteht, dass er Ruhe braucht und trotzdem seine Gesprächsbereitschaft äußert. Ich sollte darauf eingehen, ihn unterstützen und seine Bedürfnisse ernst nehmen. „Ist ok Thomas. Bitte schreibe mir, wenn du zuhause angekommen bist. Ich mache mir Sorgen um dich. Und wegen heute Abend: Ich würde gerne persönlich darüber sprechen und zwar in Nowis Anwesenheit. Kommst du nochmal in den Proberaum oder ist dir das zu anstrengend?" „Ich komme nochmal in den Proberaum. 18 Uhr? Dann kann ich mich noch ein paar Stunden ausruhen und mir Gedanken machen." „Ist ok Thomas. Machen wir so. Bis später." „Danke Hannes. Bis später." verabschiedet Thomas sich und fährt davon. Ich bleibe noch kurz im Flur stehen, muss die Situation kurz sacken lassen. Dass der Tag wieder so chaotisch wird hatte ich nicht gedacht. Mir fällt ein, dass Motti heute Nachmittag mit Thomas spielen wollte im Proberaum. Das wird wohl nichts. Ich bin mir sicher, dass es den Kleinen kränken wird und eine Erklärung nicht leicht ist. Aber es nützt alles nicht. Vielleicht sollte ich Simmi bitten ihn wenigstens vor 18 Uhr abzuholen, wenn er das möchte. Dann haben wir die Möglichkeit in Ruhe mit Thomas zu sprechen. Motti muss das wirklich nicht mitbekommen, falls die Situation im Streit endet und wir laut werden.
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Abschied ohne Liebe
FanfictionVor einer Woche ist Steff zu den Dreharbeiten von Sing meinen Song nach Südafrika geflogen. Lange hatte sie sich darauf gefreut, obwohl sie dafür ihre Liebsten in Deutschland zurücklassen musste. Doch von der Freude blieb vor Ort nichts übrig. Der A...