Hannes Sicht:
Mittlerweile habe ich Motti im Auto und fahre mit ihm zurück zum Proberaum. Doch bevor ich ansprechen kann, dass er dort auf seinen Vater treffen wird, fragt dieser schon neugierig, was wir heute noch machen und ob er mit in den Proberaum darf. „Na klar darfst du mit in den Proberaum. Da fahren wir gerade hin. Dein Vater ist heute auch da. Er will dich gerne sehen und mit dir spielen, wenn du das auch möchtest." „Papa will mit mir Spielen?" „Ja." „Wirklich?" „Na klar Großer. Er freut sich schon auf dich." „Das ist toll. Ich vermisse Papa. Der ist immer so komisch seit Mama weg ist. Der wollte nicht mit mir reden oder spielen. Aber das war, weil er krank ist oder? Ist er immer noch krank?" „Dem Papa geht es wieder besser. Es wird noch etwas dauern bis es ihm wieder richtig gut geht, aber du musst dir keine Sorgen machen. Wir alle helfen Papa schnell wieder richtig gesund zu werden." „Hilft Mama ihm auch?" „Natürlich. Sobald Mama in ein paar Tagen zurück kommen wird, wird auch sie Papa helfen." „Also haben sich beide noch lieb?" „Natürlich haben sie einander lieb. Ich weiß, dass Papa nicht mit Mama telefonieren wollte und du deswegen auch nicht mit ihr telefonieren konntest, aber trotzdem haben beide sich ganz doll lieb. Weißt du, manchmal streitet man sich und dann ist man noch etwas böse auf den anderen, aber das geht schnell wieder vorbei und man liebt einander trotzdem. Und so war das bei Mama und Papa. Sie haben sich gestritten, aber das ändert nichts daran, dass sie einander lieben." „Wird alles wieder gut, wenn Mama zurück ist?" „Das wird es mit Sicherheit Großer. Mama freut sich schon ganz doll in ein paar Tagen wieder bei uns zu sein." Mottis breites Grinsen, das ich durch den Rückspiegel sehen kann, zeigt mir, dass auch er sich riesig freut, dass Steff nicht mehr lange weg ist. Es tut mir im Herzen weh, dass er sich so viele Sorgen macht. Er ist einfach in einem Alter, in dem er vieles mitbekommt, spürt, dass etwas anders ist. Ich hoffe dennoch, dass ich ihn beruhigen konnte und er sich freut seinen Vater wiederzusehen. Etwas Sorge habe ich, dass das Aufeinandertreffen komisch wird. Ich hoffe, dass Motti mit seiner doch meist vorhanden kindlichen Leichtigkeit den ersten Schritt macht und freudig auf seinen Vater zugeht, denn ich bin unsicher, ob Thomas dies tun würde, wenn sein Sohn zurückhaltend ist. Ich kann nicht einschätzen, wie sehr er wahrgenommen hat, dass er sich in der letzten Woche von seinem Sohn entfernt und diesen mit seinem Verhalten verletzt hat. Und noch weniger kann ich einschätzen, wie stark ihn dies belastet und wie sich die Situation auf sein Handeln auswirken wird. Doch es bleibt keine Zeit mir weitere Gedanken darüber zu machen, mir vielleicht sogar zu überlegen, wie ich dazu beitragen kann, dass das Aufeinandertreffen gut verläuft. Denn mittlerweile sind wir auf dem Parkplatz am Proberaum angekommen und Motti hat sich schon ungeduldig abgeschnallt. „Hannes. Ich will raus. Du musst mir die Tür aufmachen bitte." Kommt schon das ungeduldige Quengeln von hinten, denn auch in meinem Auto ist die Kindersicherung aktiviert, die verhindert, dass Motti die Tür von innen öffnen kann. Schnell schnalle auch ich mich ab, stehe auf und öffne Mottis Tür. Dieser springt direkt freudig aus dem Auto, seinen Rucksack schon auf dem Rücken. Ohne den Rucksack geht heute auch definitiv gar nichts, denn in diesem sind seine Spielzeugautos. Seine Vorfreude ist riesig mit seinem Vater mit diesen zu spielen. Nachdem es gestern kurzfristig, dann doch nicht geklappt hat, obwohl ich ihm das halbwegs versprochen hatte, merke ich, dass die Freude jetzt umso größer ist. Ungeduldig zieht Motti mich an meiner Hand in Richtung Eingang. Meine Bedenken, dass er sich nicht freuen könnte seinen Vater zu sehen, sind wie weggefegt. Ich hoffe wirklich, dass das gut geht und wir alle gemeinsam, aber insbesondere mein Bruder und sein Sohn einen schönen, unbeschwerten Nachmittag haben werden. Endlich sind wir oben angekommen und stehen vor der Tür zu unserem Proberaum. „Na dann wollen wir mal. Bereit den Papa zu sehen und mit ihm Autos zu spielen?" frage ich nochmal nach, um sicherzugehen, dass Motti das wirklich möchte. Doch schon in dem Moment, in dem er zur Antwort ansetzt, merke ich wie überflüssig diese Frage war. „Ja Hannes. Ich will endlich zu Papa. Mach die Tür auf. Ich will Autos spielen. Das wird toll!" Ich kann mir ein schmunzeln nicht verkneifen und will gerade den Schlüssel ins Schloss stecken, als die Tür von innen geöffnet wird.
Schüchtern steht Thomas hinter der geöffneten Tür und schaut wie versteinert zu seinem Sohn runter. „Papa!" hat Motti nur gerufen, als sich die Tür geöffnet hat und hat sofort die wenigen Schritte zurückgelegt, um sich an die Beine seines Vaters zu schmeißen und diese zu umarmen. Doch noch immer schaut Thomas etwas überfordert auf seinen Sohn, der mittlerweile das komische Verhalten vom Papa bemerkt und skeptisch einen Schritt zurück macht. Seine Augen schimmern verdächtig und es zerreißt mir das Herz, dass diese Begrüßung offensichtlich nicht einwandfrei abläuft. „Papa?" fragt Motti nun wesentlich leiser und mit brüchiger Stimme, die Thomas zum Glück aus seiner Starre erweckt. Besorgt schaue ich ihn an, doch bin erleichtert als sich ein Lächeln auf sein Gesicht schleicht, während er seinen Blick nach unten richtet und in die Hocke geht.
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Abschied ohne Liebe
FanfictionVor einer Woche ist Steff zu den Dreharbeiten von Sing meinen Song nach Südafrika geflogen. Lange hatte sie sich darauf gefreut, obwohl sie dafür ihre Liebsten in Deutschland zurücklassen musste. Doch von der Freude blieb vor Ort nichts übrig. Der A...