Hannes Sicht:
Zugegebenermaßen war ich nach Thomas Abgang etwas verärgert, obwohl mir bewusst ist, dass er das nicht aus böser Absicht gemacht hat. Umso erleichterter bin ich jetzt, dass er nicht lange weg war und von allein wiedergekommen ist und sich direkt bei mir entschuldigt hat. Dennoch kann ich auch nicht leugnen, dass sein Abgang meine Zweifel bezüglich der Konzerte nur bestätigt hat. Doch jetzt muss ich erstmal Thomas Monolog überdenken. Ich bin sehr erleichtert, dass er sich uns ein Stück weit geöffnet hat. Ich bin mir sicher, das war eine große Überwindung für ihn. Positiv stimmt mich seine Erkenntnis, dass die Konzerte ganz allein von ihm abhängen und seine Bereitschaft vorher mit Steff zu reden. Es ist zwar ehrlich gesagt auch das Mindeste, was er machen muss, aber trotzdem hilft es aus seinem Mund zu hören, dass ihm dies bewusst ist. Zu denken gibt mir zudem, dass Thomas die Konzerte so enorm wichtig sind und er selbst einschätzt, dass es ihm mit einer Absage mental um einiges schlechter gehen würde. Allein deswegen bin ich versucht sofort allem zuzustimmen und die Konzerte zu spielen. Doch so einfach kann und will ich es ihm nicht machen. Da ich merke, dass Thomas die Stille zunehmend unangenehm ist, durchbreche ich diese. „Danke für deine ehrlichen Worte. Das hilft uns die Situation einschätzen zu können. Ich kann nicht leugnen, dass ich immer noch skeptisch bin und Sorgen habe. Mir ist aber auch bewusst, dass dir viel an den Konzerten liegt und ich möchte deine Verfassung nicht wissentlich verschlechtern. Ich hoffe das ist dir bewusst. Ich würde dir gerne versprechen, dass wir keine Absage vornehmen, aber die Situation vorhin hat weiter Zweifel geschürt. Ich glaube dir, dass du weiterhin in der Musik aufgehst und Musik momentan dein Anker ist, dennoch ist die Situation auf der Bühne eine andere als hier im Proberaum oder bei euch zuhause im Musikzimmer. Mir ist wichtig, dass du dir das vor Augen führst. Du kannst auf der Bühne nicht so in die Musik versinken, wie in einer geschützten Umgebung. Ich weiß, dass du dich auf der Bühne gut fallen lassen kannst, aber ich hoffe du kannst auch nachvollziehen, warum ich trotzdem zweifel." Niedergeschlagen schaut Thomas erst mich und dann Nowi an. Letzterer nickt mir kurz bestätigend zu und sagt dann: „Es tut mir leid Thomas, aber ich kann mich Hannes nur anschließen. Danke, dass du dich uns öffnest! Das weiß ich zu schätzen, doch meine Bedenken sind immer noch da." „Ich weiß." antwortet Thomas etwas traurig und fährt fort: „Gibt es einen Weg, wie euch etwas mehr überzeugen kann und euren Sorgen etwas entgegen setzen kann?" Kurz überlege ich. „Ich würde gerne mal wieder gemeinsam Musik machen. Dazu sind wir in den letzten Tagen nicht gekommen. Vielleicht spielen wir einmal das Set komplett durch. Ohne Sängerin wird es zwar sehr komisch sein, aber vielleicht hilft uns das einzuschätzen, wie du es schaffst die komplette Setlist ohne Unterbrechungen durchzuziehen. Eine Sorge von mir ist ehrlich gesagt, dass dich ein Lied aus irgendwelchen Gründen aus der Bahn wirft oder herausfordert oder dass du den Fokus bzw. die Konzentration verlierst. Das klingt jetzt hart, ist aber absolut nicht böse gemeint. Ich hoffe du verstehst mich." „Ja ich verstehe. Können wir machen. Morgen?" Fragend blicke ich Nowi an, dessen Meinung mir auch wichtig ist. „Ja können wir gerne machen. Vielleicht gibt es uns mehr Klarheit, wenn wir mehr Zeit fokussiert zusammen Musik machen. Aber eine Bitte habe ich: Bitte sei ehrlich zu dir selbst und zu uns und breche die Probe morgen ab, wenn es dir zu viel ist. Wir müssen uns auf deine Ehrlichkeit verlassen können, damit alles auf der Bühne funktionieren kann." „Ich bemühe mich. Versprochen." „Gut." sage ich. „Dann morgen um 10 Uhr?" frage ich meine Bandkollegen und erhalte von beiden Zustimmung. „Gibt es noch etwas, das ihr loswerden möchtet?" beide überlegen kurz und schütteln den Kopf. „Dann würde ich sagen machen wir uns alle auf den Weg nachhause und wir sehen uns morgen in neuer Frische hier." „Danke, dass ihr mir eine Chance gebt." sagt Thomas noch und lächelt uns ehrlich an. Ich freue mich, dass sein Zustand immerhin wieder so gut ist, dass er unser Entgegenkommen wertschätzt. Ich hoffe das bleibt so und wir sind Schritt für Schritt auf einem guten Weg. Nowi fragt noch eben, ob er Steff informieren soll, doch ich sage ihm, dass ich sie gleich anrufen werde. Bei der Erwähnung von Steffs Namen fällt mein Blick auf Thomas und ich sehe, dass er kurz zusammenzuckt, sich jedoch schnell wieder fasst. Ich bin wirklich gespannt wie es zwischen unseren beiden Kleinen weitergeht und ob sie vernünftig miteinander sprechen, wenn Steff wieder zurück ist. Obwohl der Kontakt momentan auf Eis liegt, hat ein kleiner Teil in mir die Große Hoffnung, dass Thomas sich seiner Partnerin gegenüber öffnet, sobald sie einander gegenüber stehen. Mein Gefühl sagt mir, dass er vor Steff nicht länger seine Fassade aufrecht halten wird, sondern sich ihr anvertraut.
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Abschied ohne Liebe
FanfictionVor einer Woche ist Steff zu den Dreharbeiten von Sing meinen Song nach Südafrika geflogen. Lange hatte sie sich darauf gefreut, obwohl sie dafür ihre Liebsten in Deutschland zurücklassen musste. Doch von der Freude blieb vor Ort nichts übrig. Der A...