Teil 44

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Thomas Sicht:

Als ich mich ins Bett lege, denke ich nochmal über das Gespräch mit Nowi nach. Es ist mir etwas unangenehm ihm so viele Details Preis gegeben zu haben, doch gleichzeitig ist es auch befreiend. Es fühlt sich an, als würde ein kleiner Teil der großen Last, die mich erdrückt, von mir gefallen sein. Und auch wenn es mir unangenehm ist, weiß ich, dass ich Nowi vertrauen kann, dass er mich bestmöglich unterstützen möchte. Ich greife noch schnell nach meinem Handy und mache mir leise Musik an. Musik, bei der niemand singt, sondern einfach nur beruhigende Klänge. Keine Musik, die ich sonst im Alltag höre, aber vielleicht kann genau das mich beruhigen, ablenken und meine Gedanken weg von meinen Problemen bringen. Außerdem habe ich die Nachtlampe hervorgekramt, die Motti noch bis vor kurzem zum Schlafen in seinem Zimmer hatte. Mittlerweile traut er sich allein im Dunkeln in seinem Zimmer zu schlafen und braucht sie nicht mehr. Mir kommt dies ganz gelegen, da diese nicht so hell ist wie unsere Nachttischlampen. Beim Einschalten der Lampe komme ich mir zwar sehr kindisch vor, aber was soll es? Ich habe Nowi versprochen, dies auszuprobieren. Kindisch hin oder her, wenn ich will, dass ich endlich mal wieder in einen erholsamen Schlaf falle, sollte ich mich nicht so anstellen.

Stunden später schrecke ich hoch. Da wer er wieder, dieser nervige Traum. Panisch schaue ich wie immer zuerst auf die andere Betthälfte, während mir einfällt, dass Steff dort momentan sowieso nicht liegt. Doch dies bedeutet nicht, dass sie mit allen, die mir lieb sind abgehauen ist. Schneller als sonst komme ich in der Realität an und beruhige mich. Mit einem Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass es mittlerweile 3 Uhr nachts ist. Ich bin erstaunt. Normalerweise dauert es keine 2 Stunden, bis ich hochschrecke. Doch ich bin um 20 Uhr ins Bett gegangen. Kann es wirklich sein, dass ich einige Stunden geschlafen habe? Es scheint so. Erst jetzt nehme ich wahr, dass immer noch leise Musik läuft und ich gar nicht panisch meine Nachttischlampe eingeschaltet habe, weil bereits etwas Licht den Raum erhellt hat. In diesem Moment fällt mir ein, dass Nowi noch im Wohnzimmer liegt und ich ihm zugesagt habe ihn zu wecken, wenn ich wieder aus meinem Traum hochschrecke. Kurz überlege ich, ob ich ihn nicht einfach schlafen lassen soll. Ich will ihn nicht aus seinem verdienten Schlaf wecken und genau so wenig Lust habe ich jetzt mein warmes Bett zu verlassen. Doch ich kenne Nowi und weiß, dass er enttäuscht ist, wenn ich dieses Versprechen nicht einhalte, weswegen ich mich aufraffe und leise das Wohnzimmer betrete, um Nowi zu wecken. „Nowi?" sage ich und rüttel leicht an seiner Schulter. Dieser macht verwirrt seine Augen auf und der Moment, in dem er realisiert, wo er ist und was los ist, steht ihm ins Gesicht geschrieben. „Thomas. Wie geht es dir? Bist du wieder aus dem Traum hochgeschreckt?" werde ich direkt gefragt, während Nowi neben sich klopft, als Aufforderung mich zu ihm zu setzen. Schnell nehme ich mir eine von Steffs vielen Wolldecken, da mir nur im Schlafanzug doch etwas kalt ist und setze mich zu Nowi. „Ja, bin ich. Wieder der gleiche Traum. Aber schau mal auf die Uhr. Ich habe tatsächlich mal länger am Stück geschlafen." „Das waren ja tatsächlich einige Stunden. Meinst du es war Zufall oder hat die Musik und das Licht etwas gebracht?" „Ich kann es nicht sicher sagen, aber es wäre schon ein sehr großer Zufall. Vielleicht hat es wirklich etwas gebracht." sage ich etwas kleinlaut, da es mir unangenehm ist, dass mir nicht selbst bereits Methoden eingefallen sind, mit denen ich mich überlisten kann. „Das ist schön, dass es zu helfen scheint. Wie ging es dir denn als du aufgewacht bist? War da die gleiche Panik wie immer?" „Nicht gut. Ich bin wie immer hochgeschreckt und habe geschaut, ob Steff neben mir liegt. Doch mir kam schneller die Erkenntnis, warum sie da nicht liegt. Ich glaube der Schreckmoment ist kürzer gewesen. Aber trotzdem war ich kurz in Panik. Also vielleicht fühlte es sich nicht ganz so schlimm an wie sonst." versuche ich meine Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen. „Das ist schön, dass es nicht ganz so schlimm war. Wir bekommen das alles wieder in den Griff Thomas. Es sind erste kleine Fortschritte, die wir schätzen müssen. Du musst einem Schritt nach dem anderen gehen und wir helfen dir, wir begleiten dich und sind geduldig mit dir. Ich kann dir nur wünschen, dass du die kleinen Schritte siehst und selbst geduldig bist mit dir." „Danke Nowi. Es ist schwer geduldig zu sein und sich über die kleinen Schritte zu freuen, obwohl ich weiß, dass nicht alles plötzlich wieder gut sein kann. Danke für deine Worte und für deine Unterstützung." Als Reaktion zieht Nowi mich in eine Umarmung, die mir etwas Mut macht. „Kann ich noch etwas für dich tun jetzt?" fragt Nowi mich. Kurz denke ich darüber nach und antworte: „Nein. Ich würde gerne wieder ins Bett gehen und nochmal versuchen zu schlafen." „Mach das, aber bitte weck mich, falls du nochmal hochschreckst oder du jetzt gar nicht mehr zur Ruhe kommst. Bevor du dir allein die Nacht um die Ohren schlägst, gib mir Bescheid." „Danke. Das mache ich." antworte ich und gehe wieder ins Schlafzimmer, um weiterzuschlafen. Tatsächlich schlafe ich schnell wieder ein und als ich das nächste Mal aus meinem Traum hochschrecke ist es schon 9 Uhr morgens. Es strengt mich zwar an, wieder den Traum gehabt zu haben und die Panik beim Aufwachen zu haben, aber ich bin sehr froh überhaupt mal wieder eine Nacht hinter mir zu haben, in der ich vernünftig Schlaf bekommen habe. So kann ich heute im Proberaum hoffentlich auch wieder mit mehr Konzentration und Energie dabei sein.


Abschied ohne LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt