Hannes Sicht:
„Stopp Thomas! Du hörst jetzt auf mich wie einen Lügner darzustellen! Ich kann Steff gerne sofort anrufen, damit du sie fragen kannst, ob ich der Lügner bin, als den du mich darstellst!" „Warum sollte ich mit der telefonieren. Die sollten wir gefälligst in Ruhe lassen damit sie da unten vernünftig ihrer Arbeit nachgehen kann." „Glaub mir das könnte sie wesentlich besser, wenn du dich nicht wie das letzte Arschloch verhalten würdest und sich wüsste, dass hier alles in Ordnung ist." „Es ist doch alles in Ordnung." „Nichts ist in Ordnung Thomas! Es schockiert mich, dass du das nicht bemerkst. Aber wie dem auch sei. Offensichtlich lässt du deinen Sohn nicht einfach die Woche bei mir. Eine direkte Konfrontation in dieser Situation würde ich eigentlich gerne vermeiden, aber da du ja so überzeugt bist, dass ich lüge, muss dein Sohn dir wohl persönlich sagen, dass er sich bei dir unwohl fühlt. Motti findet, dass du komisch bist und hat sogar Angst dich zu stören. Das kann so nicht weitergehen Thomas. Es macht mich traurig, dass er sich gefreut hat, als wir ihn gefragt haben, ob er die Tage bei mir wohnen möchte. Richtig erleichtert wirkte er. Sollte das nicht Grund genug sein?" frage ich ihn und hoffe mit diesen Worten auf andere Art und Weise zu ihm durchzudringen. Und tatsächlich habe ich zum ersten Mal in den letzten Tagen das Gefühl, dass Thomas etwas nahegeht. Meine Worte scheinen etwas tief in ihm berührt zu haben. Langsam blickt er hoch, schaut mir unsicher in die Augen. Er wirkt verletzt, traurig, hilflos. Ich habe Mitleid mit ihm. „Mein Sohn hat Angst vor mir?" fragt er schockiert und traurig zu gleich. „Ja etwas würde ich sagen." „Nimm ihn zu dir Hannes. Ich bekomme das alles wieder hin. Versprochen. Lasst mich in Ruhe. Ich schaffe das." entgegnet er kraftlos und es laufen sogar ein paar Tränen über sein Gesicht. Ich raffe mich auf, gehe die paar Schritte auf ihn zu und lege behutsam meine Hand auf seine Schulter. Dass er diese Geste zulässt, zu mir aufschaut, berührt mich tief. Es strengt mich an nicht selbst in Tränen auszubrechen. Meine Sorge um meinen Bruder ist riesig. Die Wut, die in den letzten Minuten in mir hochgekocht ist, ist wie weggeblasen. Ich beuge mich zu Thomas runter, schließe ihn fest in meine Arme. Er lässt es zu und sein Schluchzen wird immer stärker. Nach einiger Zeit habe ich einen großen nassen Fleck auf meinem T-shirt. Ich nehme wahr, dass Nowi mittlerweile im Türrahmen steht und betroffen zu uns herüber schaut. Als Thomas sich beruhigt hat, verfrachten wir ihn gemeinsam auf die Couch, auf welche er sich kraftlos fallen lässt. Ich decke ihn zu, wobei er mich fast schon ängstlich anschaut. Ich erinnere mich an die Worte, die er mir vor wenigen Worten in der Küche gesagt hat und antworte darauf: „Was auch immer los ist. Du musst da nicht allein durch. Ich kann dich nicht zwingen mit mir zu reden, aber ich verspreche dir zuzuhören, wenn du reden möchtest. Wir schaffen das gemeinsam. Auch wenn du mich und vor allem Steff mit deinem Verhalten die letzte Woche sehr verletzt hast, überwiegt bei uns die Sorge. Wir gehen da gemeinsam mit dir durch." Thomas Blick wirkt etwas hoffnungsvoller. „Danke." Stumm sitze ich vor der Couch. Thomas Blick ruht auf mir, als würde er sich an mir festklammern, als gäbe ich ihm in dem Moment Kraft und Hoffnung. Nowi betritt den Raum mit einer Tasse Tee in der Hand, die er Thomas auf den Couchtisch stellt. „Danke!" sagt dieser beschämt. „Gerne." antwortet Nowi schlicht und setzt sich zu mir auf den Boden vor die Couch. Thomas fallen die Augen immer häufiger zu, doch aus irgendeinem Grund versucht er diese krampfhaft offen zu halten. „Lass sie zu." sagt Nowi und lächelt meinen Bruder leicht an. Als hätte er nur auf diese Worte gewartet, schließt Thomas die Augen und fällt schon ein wenig später in einen tiefen Schlaf. Leise verlassen Nowi und ich den Raum. In der Küche ziehe ich Nowi in eine Umarmung. Jetzt bin ich derjenige, der Schwäche zeigt. Das Ganze war zu viel für mich, hat mich viel Kraft gekostet und jetzt brauche ich wiederum eine Umarmung, die mir Kraft gibt. Ich bin froh, dass Nowi da ist. Er wird sich denken können, was in mir vorgeht und lässt mich zur Ruhe kommen, ohne Fragen zu stellen. Es erleichtert mich, dass wir alle gemeinsam durch diese schwere Zeit gehen und ich mich in diesem Moment bei meinem besten Freund fallen lassen kann und der Schwache sein darf. Trotz allem sind wir vier irgendwie füreinander da und ich weiß, dass uns diese Situation nur noch enger zusammenschweißen wird.
![](https://img.wattpad.com/cover/341133087-288-k575118.jpg)
DU LIEST GERADE
Abschied ohne Liebe
FanfictionVor einer Woche ist Steff zu den Dreharbeiten von Sing meinen Song nach Südafrika geflogen. Lange hatte sie sich darauf gefreut, obwohl sie dafür ihre Liebsten in Deutschland zurücklassen musste. Doch von der Freude blieb vor Ort nichts übrig. Der A...