Teil 45

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Hannes Sicht:

Die nächsten Tage verlaufen ohne weitere Zwischenfälle. Nowi und Thomas haben mir berichtet, dass sie scheinbar Methoden gefunden haben, wie Thomas in den Nächten wieder mehr Erholung bekommt. Nowi wird auch die nächsten Nächte bei ihm bleiben, um für ihn da zu sein, wenn Thomas das braucht. Wir haben unser go gegeben, dass die Konzerte stattfinden und sind dabei die letzten Dinge vorzubereiten. Zu dritt haben wir noch mehrmals die Setlist durchgespielt und glücklicherweise verlief jeder Durchlauf ohne Zwischenfälle. Darüber sind wir alle sehr erleichtert und die Vorfreude auf die Konzerte ist wieder vorhanden. Motti und Thomas haben sich auch jeden Tag gesehen. Gemeinsam haben sie im Proberaum gespielt und herum gealbert. Sogar auf dem Spielplatz waren wir alle kurz zusammen. Es ist schön zu sehen, dass es Thomas von Tag zu Tag besser geht und auch Motti blüht wieder richtig auf. Gestern ist Thomas sogar mit zu mir gekommen und hat Motti auf dessen Wunsch ins Bett gebracht.

Und jetzt ist es schon so weit. Der Tag ist gekommen, an dem wir gemeinsam nach Österreich fahren und Thomas und Steff aufeinander treffen werden. Letztere hat vor ein paar Stunden geschrieben, dass sie am Flughafen ist und sich schon freut uns wieder zu sehen. Motti ist die ganze Fahrt über total hibbelig. Er kann es kaum erwarten nach gut zwei Wochen endlich seine Mutter wieder in die Arme schließen zu dürfen. Nowi und ich geben unser Bestes ihn abzulenken und somit etwas zu beruhigen. Lediglich Thomas wird immer stiller und in sich gekehrter je näher wir unserem Ziel kommen. „Wie geht es dir?" spreche ich ihn an, woraufhin er sich leicht erschreckt, als er realisiert, dass ich ihn angesprochen habe. „Ganz ok glaube ich. Ich freue mich Steff zu sehen, aber ich habe auch etwas Angst. Ich weiß gar nicht wie ich mit ihr umgehen soll. Will sie zur Begrüßung umarmt werden? Reicht ein kurzes Hallo und wir sprechen erst im Hotelzimmer miteinander? Oder soll ich lieber gar nicht mit zum Flughafen kommen, damit die Stimmung nicht direkt angespannt ist und wenigstens Steff und Motti das Wiedersehen voll und ganz genießen können?" „Die Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen Thomas. Da musst du auf dein Gefühl hören. Ich bin mir sicher, dass sie sich genau so freut dich wieder zu sehen, aber sich ebenfalls Gedanken macht, wie euer Wiedersehen verläuft. Um ehrlich zu sein liegt es an dir den Schritt auf sie zu zumachen." Tief seufzt Thomas auf. „Das ist gar nicht so einfach Hannes." „Ich weiß. Aber du schaffst das. Ihr habt schon so viele Herausforderungen gemeistert. Ihr werdet das auch diese Mal schaffen." „Und was würdest du mir raten? Soll ich Steff mit abholen kommen?" „Ich möchte, dass du auf dein Bauchgefühl hörst Thomas. Ich habe mit Steff nicht darüber gesprochen, was sie sich wünscht oder erwartet, aber wenn du auf dein Gefühl hörst, wird das richtig sein und sie wird deine Entscheidung verstehen." „Ich glaube ich würde lieber im Hotel warten. Ich habe Sorgen, dass die Situation unangenehm oder komisch wird und dann will ich wirklich nicht riskieren, dass irgendwelche Fans in der Nähe sind oder Motti den Moment verderben." „Das ist verständlich. Wie wäre es wenn du ihr das schreibst? Dann kann sie sich darauf einstellen und ist nicht enttäuscht, wenn sie merkt, dass du fehlst." „Meinst du wirklich?" „Ja." „Aber was soll ich denn schreiben? Das ist doch komisch, wenn ich ihr jetzt plötzlich wieder schreibe." „Meinst du nicht, dass es noch komischer wäre, wenn du gar nicht auftauchst, obwohl klar ist, dass du ein Aufeinandertreffen nicht weiter hinauszögern kannst und du dich der Situation stellen musst?" „Vielleicht hast du Recht." entgegnet Thomas und greift zögerlich nach seinem Handy. Minutenlang sehe ich wie er in sein Handy tippt und den Text immer wieder löscht und neu schreibt, bis er mir sein Handy schließlich hinhält und mich bittet seine Nachricht zu lesen, bevor er sie abschickt. „Hey Steff, es tut mir leid wie die letzten Wochen verlaufen sind. Ich werde dich nicht am Flughafen abholen. Du sollst den Moment mit Motti genießen und ich möchte kein Aufsehen erregen. Ich freue mich trotz allem dich wieder zu sehen. Thomas" „Schick ab." antworte ich lediglich, weiß ich genau, dass es nicht besser wird, wenn Thomas noch länger darüber nachdenkt. Und Steff kennt ihn eh besser als alle anderen und wird verstehen, was er ihr mit der Nachricht sagen will.


Abschied ohne LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt