Thomas Sicht:
Es graut mir etwas vor dem Telefonat zwischen Hannes und Steff. Das Letzte, was ich will, ist Steff noch weiter von mir zu stoßen. Ich hoffe, dass ich nicht genau das bewirke, wenn ihr klar wird, dass ich Hannes quasi verboten habe, ihr Details zu nennen. Dabei geht es mir nicht darum diese vor ihr geheim zu halten, sondern mit ihr persönlich zu sprechen. Wäre sie nur nicht so weit weg. Das würde es so viel leichter machen. Sie fehlt mir. Ihre Art, ihr Verständnis, ihre Nähe. Ich vermisse sie. Doch bevor ich weiter in meinem Gedankenstrudel versinken kann, führt Nowi unser Gespräch fort. „Dann ist das mit Steff ja geklärt. Fühlst du dich bereit die Setlist weiter durchzuspielen Thomas? Oder kommen da noch Lieder, mit denen du dich unwohl fühlst?" Ich werfe einen Blick auf die noch verbleibenden Lieder und kann im ersten Moment nichts feststellen, was mir Sorgen bereitet. So stimme ich zu, die letzten Lieder auch noch zu spielen. „Sicher, dass du das jetzt willst und dich wieder bereit fühlst die Setlist weiter durchzugehen nach dem Zwischenfall eben?" hackt Hannes besorgt nach. „Ja. Das schaffe ich." sage ich überzeugt. Wie erwartet, können wir die letzten Lieder ohne Zwischenfall spielen. Insgesamt hatte ich definitiv Spaß daran gemeinsam Musik zu machen. Etwas erschöpft bin ich dennoch. Wobei das nach dem Zwischenfall nicht weiter verwunderlich ist. Gemeinsam packen wir die Instrumente ein, nehmen uns eine Kleinigkeit zu essen und setzen uns zusammen hin. Mir ist klar, dass uns jetzt das Gespräch bevorsteht, in dem eine Entscheidung getroffen wird: Werden die Konzerte stattfinden oder nicht? Haben die anderen zu viele Zweifel oder konnte ich sie überzeugen? Ich kann es nicht einschätzen. Dass Durch die Nacht gestrichen werden muss, ist allen in diesem Raum klar. Doch der Rest hat ja gut geklappt. Gespannt was Nowi und Hannes zu sagen haben, werfe ich ihnen einen neugierigen Blick zu und sehe, wie Hannes tief einatmet, ein Zeichen dafür, dass er gleich das Gespräch beginnen wird. „Also. Durch die Nacht müssen wir streichen. Ich denke das Bedarf keiner Diskussion und das werde ich Steff auch mitteilen." Nowi und ich nicken nur zustimmend und Hannes fährt fort: „Ich fand es schön zusammen zu spielen und habe es genossen, endlich wieder gemeinsam mit euch Musik zu machen. Ich für meinen Teil habe wirklich Lust die Konzerte zu spielen. Ich hatte vorher sehr große Bedenken und konnte mir nicht wirklich vorstellen, dass das eine gute Idee ist. Aber meine Meinung hat sich geändert. Ich bin zuversichtlich, dass das gut werden kann. Mit der Setlist scheinst du dich sicher und wohlzufühlen ist mein Eindruck." sagt Hannes direkt an mich gewandt. „Und ich vertraue dir, dass das auch auf der Bühne so sein wird. Ein kleines bisschen Sorge habe ich dennoch und ich kann und will nicht leugnen, dass es mich dennoch etwas nervös macht. Ich kann nur unter der Bedingung auf die Bühne gehen, dass wir vorher durchsprechen, wie wir handeln, falls es doch einen Zwischenfall geben sollte. Ich finde es wichtig, dass du, Thomas, uns sagst, was du in so einer Situation brauchst und wie wir dir am besten helfen können. Mir wäre es wichtig, dass du dich sofort bemerkbar machst, sobald du irgendwelche Anzeichen merkst, dass etwas nicht stimmt. Ich will so schnell wie möglich handeln können. Und mir wäre es auch wichtig, dass wenigstens Lutz, Pulle und Tobi eingeweiht sind. Denn auch die können uns im Zweifel helfen. Ich will hier nicht den Spielverderber darstellen, aber ich will dich bestmöglich vor der Öffentlichkeit schützen. Deine Gesundheit geht die nichts an. Ich hoffe du verstehst, wie ich das meine." Ich kann Hannes sehr gut verstehen und bin ihm unfassbar dankbar, dass er unter den Bedingungen den Konzerten zustimmt. Es ist, als würde eine riesige Last von meinen Schultern fallen, obwohl mir bewusst ist, dass mit Hannes Worten noch keine Entscheidung gefallen ist. „Danke Hannes! Das Vertrauen bedeutet mir sehr viel!" sage ich schlicht und hoffe er begreift wie viel mir das wirklich bedeutet. Ich kann meine Dankbarkeit nicht in Worte fassen, weswegen ich ihn in eine Umarmung schließe. Da ist dieses vertraute Gefühl, diese tiefe Verbindung, die ich nur zu meinem Bruder habe. Ohne weitere Worte zu sagen, wissen wir beide, was dieser Moment uns bedeutet, und ich weiß, dass Hannes die Bedeutung meiner Worte und Umarmung genau so verstanden und aufgefasst hat wie sie gemeint waren. Als wir uns wieder aus der Umarmung lösen, fällt mein Blick auf Nowi, der uns sanft anlächelt. Ich erwidere das Lächeln und schaue ihn erwartungsvoll an, denn nun ist es an der Zeit, dass er seine Meinung kundtut. Ich kann nur hoffen, dass diese ähnlich positiv ausfällt, wie die meines Bruders.
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Abschied ohne Liebe
FanfictionVor einer Woche ist Steff zu den Dreharbeiten von Sing meinen Song nach Südafrika geflogen. Lange hatte sie sich darauf gefreut, obwohl sie dafür ihre Liebsten in Deutschland zurücklassen musste. Doch von der Freude blieb vor Ort nichts übrig. Der A...