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Der nächste Tag fing mit Kopfschmerzen an. Ich schob den Laptop an mich ran und schaute ob Rick online war oder gar ist. Als ich den Namen so laß, bemerkte ich, wie ähnlich dieser war zu meinem Bruder seinen. Ob das dann so gut wäre? Er würde mich ständig an ihn erinnern. Mir fiel es schon vorher auf, aber es wurde mir erst an diesem Morgen bewusst. Ich sah, dass er vor kurzem da war, dann wird er sicher erstmal nicht mehr On kommen, dachte ich mir und schloss den Laptop. Ich ging dann runter und wollte mir einen Kaffee und ein paat Aspirin holen. Ich sah dann, dass Henry tatsächlich auf der Couch eingeschlafen sein musste. Er sah irgendwie süß aus. Und seine Haare, wie sie ihm vom Kopf abstanden. Schade, dass ich mich an ihn nicht mehr erinnern konnte. Schade, dass er ihn nicht nochmal mit nach Hause brachte und ihn mir erneut vorstellte. Oder hab ich da was vergessen? Ich war immer noch durcheinander und wüsste gern mehr über ihn und Nick. Ich setzte mich neben die Couch. Blickte ihn an. Wieder dieses Gefühl ... Ich wollte ihn so gern durchs Haar streichen. Berühren. Seine Haut unter meinen Fingern spüren.
Ich kannte mich so gar nicht.

Kurz achtete ich vor Gedankenverwirrung nicht auf ihn und schaute auf den Boden neben mir. Ob er es vielleicht komisch finden würde, wenn ich ihm einfach ins Haar fasse? Natürlich! Wer nicht?! Ach scheiß drauf! Dachte ich und wollte es doch tun. Aber dann blickte ich in seine Augen, die plötzlich nicht mehr geschlossen waren. Ich ließ einen kleinen schrei von mir und fuchtelte mit den Händen aus Reflex. Dabei traf ich ihn ausversehen, mitten auf die Nase.

"Fuck! Du hast eine harte Rechte." Er hielt sich seine Nase und kniff die Augen zusammen. Das muss richtig wehgetan haben. Ich rutschte wieder zu ihn ran und hatte aufeinmal keinerlei Probleme ihn zu berühren.

"Sorry! Echt, es tut mir so leid! Ich ... Lass sehen. Alles ok?" Ich nahm seine Hand weg und schaute ihn mir genau an. Zum Glück war nichts gebrochen. Fühlte sich zumindest nicht so an. Als ich meine Hand auf seiner Brust und die andere auf seiner Wange hatte, merkte ich erst, in welcher Situation ich geraten war. Ich starrte ihm direkt in die Augen. Mein Atem erhöhte sich plötzlich. Meine Finger gruben sich in sein Shirt. Er nahm meine andere Hand von seinem Gesicht und zog mich noch näher.

"Du kannst ruhig wieder Atmen." Stichelte er. Sein Atem auf meinen Lippen war irgendwie erotisch. Ich hätte ihm am liebsten geküsst. Die Kleidung vom Leibe gerissen. Aber meine schüchterne Art ließ das nicht zu. Ich wurde wieder typisch Juna. Er bekam noch eine. Aber gegen die Brust.

"Sehr witzig!" Ich stieg mit knallrotem Kopf auf und wollte davon laufen, aber er hielt mich fest.

"Danke fürs wecken." Lächelte er. Warum? Ich habe ihn gerade fast die Nase gebrochen. Warum Lächelte er?

"Äh ... Ja. Du kannst mich mal!" Dabei streckte ich ihm die Zunge raus, was er wohl sehr amüsant fand.

"Willst du Frühstück?"

"Du bist eine Leibgarde, kein Hausmädchen." Er stieg dann auf und lief in Richtung Küche.

"Zum aufpassen gehört auch, aufzupassen das du gut isst. Oder hast du Lust auf was anderes?" Er sagte dies so kokett. Er verarschte mich doch!

"Sei still! Du bist echt ein Vollidiot!" Mehr als ein schmunzeln bekam ich nicht erwidert. Ich lief ihn hinterher, da ich mich so fühlte als hätte er gewonnen. Dass ließ ich nicht zu.

"Hey! Das ist unhöflich jemanden einfach so stehen zu lassen. Angst, ich könnte das letzte Wort haben?"

"Hast du eh immer, wie es scheint." Dabei warf er einen frechen Blick über seine Schulter.
Ich machte den Mund dann zwar auf, aber erstickte jeden Ton, da er nur darauf wartete das er recht hatte. Ich grinste dann ziemlich siegessicher. Fast schon triumphierend.

In der Küche wollte ich das schweigen brechen, aber dann würde ich verlieren. Aber das nur anstarren und mit ihm ohne Kommunikation in einem Raum sein, war irgendwie merkwürdig. Er lehnte wartend am Kühlschrank und verkniff sich sein dummes grinsen. Ich verschränkte die Arme und warf ihn böse Blicke zu. Aber dann ... Die eine Bewegung Kombi mit dem Ausdruck in seinen Augen, ließ mir ruckartig den Atem verschlagen. Der Blick leicht gesenkt, und dann wurde seine Stirn in Falten gelegt, als er langsam zu mir hochblickte. Dabei fuhr er sich über den Nacken. Sein Bizeps erhob sich dabei. Alles in Kombination war mehr als atemberaubend. Wie ein Model auf diese Zeitschriften für Frauen. Hätte nur noch Oberkörperfrei und verschwitzt sein müssen. Ein perfektes Bild für ein Cover.

Ich wollte das Spiel nicht mehr mitmachen und fing doch an dieses lässtige schweigen zu unterbrechen.

"Das ... Ist Unsinn! Ich steh hier sicher nicht rum, um Mr Muscle zu beobachten!" Mir fiel leider zu spät auf, dass ich ihn Mr Muscle nannte. Ich hätte die Klappe halten sollen.

"Äh ... Naja. Schweigen ist Gold. Aber wer will sowas schon. Nutzloses Material. Lieber Silber ... Oder gar nichts. Wegen Reden und Schweigen. Der Spruch ... Ach, du weißt was ich meine verdammt!" Er schaute mich nur leicht schmunzelnd an.

"Willst du jetzt gar nicht mehr mit mir reden?" Er drehte sich einfach um und kramte im Schrank rum.

"Kaffee?" War dann endlich wieder sein erstes Wort, was er mir wie ein Knochen einem hungrigen Wolf vor die Füße warf.

"Ich rede gerade viel Unsinn. Willst du nicht mehr sagen, als das? Beziehungsweise war das ja eine Frage. Hör auf! Du hast gewonnen. Ja, ich habe gern das letzte Wort! Ich brauche ab und zu dieses Luft lassen und kann einfach nicht die Klappe halten!" Fiel mir auf. Deswegen schnappte ich mir eine Banane aus der Obstschale, die auf der Insel stand und schälte sie schnell. Ich musste mich irgendwie zum Schweigen bringen. Als ich mir das halbe Ding hinter die Kiemen schob, machte er große Augen. Ich drehte mich etwas weg. Bevor ich wieder fragte was er hat und mich dann wieder nicht stoppen konnte.

Last Chance - Lebe jede SekundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt