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Ich ging irgendwann raus auf die Terrasse. Mich etwas runterfahren. Er wollte das Frühstück machen. Ich ließ ihn dann. Am liebsten wäre ich hoch in mein Zimmer. Er machte mich nervöser als mir lieb war.

"Hab nicht viel gemacht. Nicht jeder isst gern morgens etwas zum Frühstück." Er stellte ein Tablett mit Kaffee, etwas Obst, Müsli mit joghurt, ein paar Toastbrotscheiben mit Marmelade so wie Käse auf den Tisch.

"Kein Wustbrot? Oder Nutella? Sandwitch mit viel Mayonnaise wäre auch was." Ärgerte ich ihn. Es sah so gesund aus. Daher wollte ich seine Reaktion sehen, was er gegen weniger gesundes sagen würde.

"Kann dir auch was anderes machen. Wollte aber Sachen anbieten die Satt machen und ..."

"Das war ein Witz! Das ist das beste Frühstück was ich jeh sah! Obwohl ... Orangensaft fehlt. Oder anderer Saft. Wir haben gute Bio Reinsäfte. Pure Frucht!" Er wollte gehen, aber ich hielt ihn am Arm fest.

"Setzt dich. Ich mach schon. Die sind unten im Keller. Du weißt, kein Dienstmädchen. Ich kann auch mal was alleine." Meine Hand rutschte über sein kräftigen, sehnigen Untetarm zu seiner großen Hand, die ich kurz berührte. Die Berührung ließ mein Herz kurz wieder ausflippen.

"Wenn, Roomboy. Klingt besser." Ich musste dann kurz kichern.

"Wieso fühlst du dich kastriert durch das Wort Mädchen?"

"Um ehrlich zu sein, ja! Und der da unten ist sicher auch beleidigt. Das man ihn nicht schätzt." Ich konnte mir das kichern einfach nicht verkneifen. Wie ein kleines Mädchen. Gott, war mir das peinlich.

"Soll ich mich ... äh ... ich hole den Saft." Bei dem letzten Wort schaute ich ihm in den Schritt. Ich versuchte ungschickt den Blick abzuwenden.

"Er hatte recht. Du bist echt süß, wenn du verlegen bist." Amüsierte er sich. Er meinte sicher Nick. Und ja, er schaffte es auch ein paar mal mich vor anderen Kerlen auflaufen zu lassen. Er wusste, dass ich in solchen Situationen, wenn ich jemanden irgendwie toll finde, ziemlich schüchtern sein konnte und trotzdem verwickelte er mich immer in solche Momente, in den ich am liebsten vor Peinlichkeit gestorben wäre. Mit dreizehn bis ich fünfzehn war tat er das. Da fing auch mein Interesse an Jungs an. Und er machte sich da immer lustig drüber. Er war in den Thema echt gemein. Aber wenn ich ihn brauchte, mir einer zu nah kam, oder ich mit Jungs Probleme hatte, war er immer für mich da.

"Ich hoffe, ich gehe nicht zu weit, wenn ich dich etwas necke, auf diese ... zweideutige Art und Weise." Ich schüttelte den Kopf. Mein Gesicht wurde knallrot. Da er sich noch näher zu mir beugte.

"Warum plötzlich der Sinneswandel? Weil du es probieren willst, für Nick, oder ... gefalle ..."

"Wegen Nick!" Unterbrach ich ihn ziemlich lautstark. Ich wollte die Frage, ob er mir gefallen würde, nicht beantworten. Da ich lügen müsste, da die Wahrheit zu peinlich wäre. Und ich wusste nicht mal warum er mir plötzlich gefiel. Es gab ein Punkt, da hat es einfach klick gemacht. Als er sich verletzte, da fing es schon irgendwie an. Aber warum? Warum tat er mir leid? Ich war sonst ziemlich kühl und abweisend, bei ihm konnte ich das von Anfang an nicht. Ich habe mir den Fuß verstaucht, da ich zu neugierig war auf ihn. Mich sogar entschuldigen, dass ich so abweisend bin, aber einfach kein interesse hätte. Aber ganz abgewiesen hatte ich ihn vom ersten Moment nie. Vielleicht war es seine Ausstrahlung? Wie er mit mir umging. Seine Ruhige Art? Ich wusste es nicht. Im Grunde war ich auch nur so kaltherzig, da ich jeden von mir fernhalten wollte. Er hatte nämlich recht. Ich hatte das Gefühl, ich dürfte nicht glücklich sein. Da Nick es auch nicht mehr sein konnte. Und ich bis ich sterbe, es auch nicht mehr verdient hatte. Da ich damit einige verletzten könnte. Deswegen wollte ich das Leben weiterführen wie es war. Wie ich war. Alleine. Ich hatte nie wirklich Freunde. War nie sozial begabt. Aber nach Nick's Tod sackte ich komplett ab. Brach sogar, als ich ein paar Monate später von meiner Krankheit erfuhr, die Schule ab.
Ich sah kein Sinn mehr weiter zu machen.

"Was geht hier vor?" Dad! Fuck! Wir standen ziemlich nah in der Tür. Ich am Rahmen angelehnt, er leicht zu mir gebeugt. Ziemlich nah sogar. Das sah bestimmt falsch aus.

"Ich hoffte, dass er dir Freude bereitet, aber bitte nicht so. Weg von ihr!"

"Dad?! Was soll das? Ich kann wohl selbst entscheiden, verdammt noch mal!" Er schlug auf die Theke und wiederholte sich.

"Er soll seine Finger bei sich lassen! Er soll dich schützen, nicht befummeln!"

"Er hat nichts getan! Und wenn ... ich ... boha! Ich könnte kotzen bei deinem getue. Normalerweise wäre es ja deine Aufgabe und nicht seine."

"Wie meinst du, kannst du dir den Luxus hier leisten? Durch MICH!"

"Ich habe dich nie drum gebeten! Du drückst mir den Luxus doch auf! Ohne mich wäre das Haus voller armer Seelen die du als Sklaven ausnutzen könntest! Nick hat mir besseres beigebracht. Das echte Leben! Dein Sohn, war mehr Vater als du jeh warst!"

Irgendwie aus Frust zog ich Henry zu mir und küsste ihn. Ziemlich hart und fordernd. Ich war irgendwie sauer. Dann schaute ich etwas herrausfordernd zu Dad. Henry sah vollkommen überrumpelt aus. Riss vor schreck die Augen auf. Konnte wohl nicht glauben was ich tat.

"Siehst du? Ich entscheide, nicht du! Und er bleibt, sonst ... ich warne dich Dad. Lass dein Frust nicht an ihn aus. Du willst dass es mir gut geht, wenn du weg bist? Dann wird es laufen wie ich es will und du kannst weiter Geld scheffeln." Dann drückte ich Henry wieder weg, der erstmal nicht wusste, wie ihm geschah und rannte Dad fast um.

Last Chance - Lebe jede SekundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt