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Er nahm mich mit nach draußen. Die anderen wollten eh eine kleine Pinkelpause machen. Er sagte nichts, wartete einfach bis ich so weit war. Und das war ich. Irgendwie sprudelte es einfach raus.

"Sowas hättest du mir gleich sagen können. Warum daraus so ein Geheimnis machen. Vielleicht hätte es mich nicht gestört. Immerhin habe ich sehr Private, fast schon für mich Intime Sachen mit die geteilt. Ja  du hast nicht gelogen, aber trotzdem nicht alles gesagt." Er schien es sehr ernst zu nehmen. Es tat ihn wohl leid. Und er erklärte es auch. Aber irgendwie konnte ich das nicht glauben was er sagte.

"Ich wollte dass er bleibt. In manchen Dingen brauchte ich echt was auf den Hinterkopf. Ich hätte es vielleicht ohne ihn nicht geschafft das du hier bist. Manche Worte kommen aus mir raus, ohne dass ich überlege, wie das klingt oder ob ich jemanden damit verletzten könnte. Wie mit Nick. Als ich ihn schlechtreden wollte. Deswegen unterbrach ich und habe meine Meinung etwas geändert. Auch wenn ich das ungern tu, sagen was man hören will, aber ich wollte dich nicht kränken. Vorallem als du sagtest wie sensibel du wärst. Ich fand dich so unglaublich interessant und irgendwie süß. Ich wollte es diesmal richtig machen. Und nun ist es mir unangenehm, dass du weißt, dass ich nicht mit anderen Menschen umgehen kann, wenn es um persönliche Beziehungen geht und ich mir von einem Gigolo hilfe suchen musste. Aber ich vertraue ihm." Er vertraut dem? Dann musste ich wohl mal nachfragen warum, nachdem was ich hörte.

"Hat er dir nicht mal eine ausgespannt? Und dem vertraust du?"

"Sie hat es zugelassen. Oder besser angefangen. Sie schien zu sehr an ihm als an mir interessiert und er war hacke dicht, was sie ausnutzte. Also gebe ich ihn nicht wirklich die Schuld. Und das flirten ... Ist halt nervig, aber so ist er nun mal. Sag ihm wenn es dir zu weit geht. Tu ich auch. Er hält aber eigentlich Grenzen ein." Ich ließ es so stehen. Ich wollte kein unnötiges Drama machen.

"Seid ihr bereit, für etwas Rock, Pop und unglaublich schnulzige Liebeslieder?" Beim letzten faste sich Patrick auf die Brust und tat rutschte leicht theatralisch am Türrahmen runter.

"Geh rein du Spinner! Wir kommen schon." Ricardo stieß ihn dabei leicht durch die Tür. Dann nahm er ihn im Schwitzkasten. Patriks längeres Haar rutschte aus dem Zopf. Er hatte diese Möchtegern Wikinger Frisur, wie es zu der Zeit wohl In sein musste. Er richtete sie wieder und Zwinkerte mir zu. Ich ging kaum auf ihn ein. Das schien er irgendwie komisch zu finden.

"Eva. Kannst du zuerst mit Patrick?" Amilya gab den beiden die Mikrophone. Eva nahm es dankend an. Ihre Augen glühten plötzlich. Sie legte die Hände in  die Hüften und ließ ein kurzen, ziemlich beängstigenden Lacher los.

"Die Queen ist startbereit! Haltet eure Perücken und dritten fest liebe Leute. Naja ... ich fang mal an." Wieder so trocken und ich finde das ständig Urkomisch. Ich war dann die, die am lautesten lachte. Peinlich, wie mich alle plötzlich anstarrten. Verlegen verkroch ich mich hinter Ricardo.

"Sie weiß was guter Humor ist! Haha!" Ricardo griff nach hinten nach meinen Händen und zog mich ein Stück neben sich. Meine Hand hielt er aber weiter fest. Als wäre es das normalste der Welt.
Und dieses beruhigte mich. Machte mich unglaublich glücklich.

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Eva wollte immer wieder ein neues anfangen. Ian und Armin hielten sich da raus. Ich wollte auch nicht wirklich aber irgendwann hatte Eva keine Luft mehr. Patrick wollte dann das ich es auch mal probiere. Ich lehnte aber ab.

"Komm schon! Wir singen halt zusammen, ok Sis? Eines kann ich noch." Eva schnappte mich. Ich wurde leider dann buchstäblich gezwungen.

"Das wird leicht, hoffe ich." Grinste sie. Und das war es ganz und gar nicht. Sie stellte dann Mariah Carey mit Whitney Houston, When you believe ein.

"Du machst das rote. Ich blau. Bist du bereit?" Ich konnte nicht mal antworten.

"Du hast eine recht hohe und weibliche Stimme. Daher bist du Mariah." Fügte sie dann noch zu, als das Lied begann. Toll. Jetzt muss ich auch noch die Singen, die am schwersten ist. Aber das Lied passt gerade. Ich sollte wirklich mehr glauben. Vorallem an mich.

Als mein Part kam, war ich erst starr, aber Eva stellte sich dicht neben mir und stimmte mit mir zusammen dann ein. Als ich zu leise war, schlug sie mir auf den Po. Ich erschrack und ließ einen lauteren Ton raus. Sie war geschockt.

"Das aus so einem zarten Mädel sowas raus kommen kann." Sagte Patrick in Hintergrund. Ich hörte aber dann auf. Ich ging an den Laptop, der angeschlossen war und suchte mir was anderes raus.
Love me like you do, von Ellie Goulding. Ihre Stimme konnte ich recht gut. Hoffte ich zumindest. Ich liebte das Lied. Ich hoffte immer das mich jemand liebt und ich ihn genauso lieben darf. Das konnte man auch zu zweit Singen, aber Eva wollte, dass ich es alleine probiere. Sie würde bei mir stehen bleiben.

Jedes Wort was aus meiner Kehle kam, wurde neugierig von allen gelauscht. Ich schaute irgendwann zu Ricardo, der mich anschaute wie noch nie. Auch Eva war fasziniert. Sie hatten wohl normales Duschengesinge erwartet, aber es schien mehr zu sein als das. Hatte Nick recht? War ich so gut?

Nach dem Lied war es ziemlich still. Irgendwie beängstigend. Eva verbeugte sich. Brach damit das peinliche Schweigen.

"Eine neue Meisterin ist in unseren Hallen aufgetaucht!" Ricardo stand plötzlich auf und stellte sich ziemlich dicht vor mich. Sein Blick war so intensiv. Nahm das zweite Mikro und lächelte irgendwie verführerisch. Dann drehte er sich zum Laptop und machte ein bestimmtes Lied an. Shallow. Ein Lied von Bradley Cooper und Lady Gaga. Ich hätte nicht gedacht, dass er singt.

"Vielleicht gerade passend für uns alle." Sprach er sanft. Dabei strich er mit übers Gesicht und setzte weiter diesen Blick auf, der mit Gänsehaut bereitete. Unglaublich was er in mir mit einem einzigen Blick auslösen konnte.

Last Chance - Lebe jede SekundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt