Last Chance - Lebe jede Sekunde

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Ricardo schrieb nur, dass ich mir keine Sorgen machen sollte, dass er mich vergessen hätte. Hat viel zu tun, und so weiter. Für mich klang es nach, ich habe kein Bock mehr auf dich. Vielleicht waren die Privaten Profile Mädels. Er hatte sicher was besseres gefunden. Meine Laune ging noch tiefer und ich hätte den Laptop gern gegen die Wand geschmissen. Die Außenwelt und Menschen um mich rum haben wieder mal nichts gutes an sich. Aber ich will eine Sache bevor ich geh, eine geile Nummer. Mein Libido scheint erwacht und dürstet nach einem heißen Ritt, aber nicht mit irgendeinem ... ich will Henry. Aber er wird wohl nie ein Mann der Tat werden. Ich bin jung. Vieles ist neu und ich möchte mich halt austoben. Er tat das sicher auch. Also suche ich mir hier einen. Und das war gar nicht so schwer.

Ich veränderte ein wenig mein Profil. Suchte ein Bild, irgendwas, wo vielleicht die Hüfte, der Bauch oder so zu sehen war. Ich fand dann ein Mädel von hinten mit Minirock. Hätte ich sein können. Man sah nicht viel. Die Haare, Rücken, aus dem Mini blitzte eine Pobacke. Sexy aber nicht billig. Mein neuer Status: anders sein macht einsam. Wer will gemeinsam einsam sein? Hörte sich mal mega Poetisch an.

Ich wartete relativ lang, viele Anfragen waren zum Spielen in öffentlichen Sitzungen. Ich wollte einen für mich, der sich interessiert. Und zwei stachen mir dann ins Auge. Aber leider kam mir Ricardo in die Quere.

"Was soll das? Du weißt, dass du damit die falschen anlockst. Ist irgendwas passiert? Wenn du willst nehme ich mir Zeit für dich."

Ach, jetzt kommt er an? Eifersüchtig? Dann lud er mich zum Chat ein, als ich nicht antwortete. Na gut. Werde ich mal mitmachen.

"Was ist? Habe gerade keine Zeit." War meine Ausrede.

"Was hast du zu tun? Schwanzgesteuerte Kerle anlocken? Was ist los? Willst du reden?"

"Jetzt will ich auch nicht mehr." Schmollte ich.

"Nicht mehr? Weswegen bist du jetzt Verärgert? Und warum jetzt nicht mehr? Wolltest du mich erreichen?" Ich antwortete nicht. Was sollte ich auch dazu sagen.

"Komm schon. Ich brauche keine Dramaqueen, die sich alles aus der Nase ziehen lässt. Sprich Klartext. So viel Intelligenz hast du doch wohl, dass dein Vokabular bestückt genug ist, um mir eine normale Antwort zu präsentieren." Ich musste schmunzeln bei seiner Ausdrucksweise.

"Wer war das gestern? Warum Privat? Und genau dann als ich Online kam ... ich weiß nicht, irgendwie ..."

"Stop! Das hatte doch gar nichts mit dir zu tun. Ich hatte sie auf Privat, da in dem Moment drauf hingewiesen wurde. Die beiden wollten etwas klären und da sollte sonst keiner reinplatzen. Leider ging auch die Chatapp nicht und ich habe kein Discord. Also haben wir ein Spiel gestartet. Ich möchte nicht unhöflich sein oder abwertend, aber das ist eine ganz schlechte Eigenschaft, alles auf sich zu beziehen, auf vielerlei Hinsichten. Lass das! Ich habe gesagt ich bin gern für dich da, du kannst mich immer anschreiben, aber nicht jede Sekunde dreht sich alles um dich. Der Mittelpunkt wird man erst, wenn man sich das verdient. Und wenn, warum redest du nicht mit deinem Bodyguard?" Heftig. Das war wohl ein kleiner Einlauf. Ich dachte er wäre wie Henry. Aber er scheint etwas raues, fast schon dominantes an sich zu haben. Schon allein wie er mit mir redete. Irgendwie fühlte ich mich etwas unwohl.

"Du sagst ja gar nichts. Schon wieder. Ich kann dich, ohne dich zu sehen, auch nicht einschätzen. Oder dir was aus der Mimik lesen, daher sollten wir das Gespräch beenden. Ich rede ungern mit der Tapete."

"Nein! Warte!" Ich wusste wie man die Cam ammachte und tat es. Nahm auch das Klebeband von der Cam, was echt gut klebte. Er war etwas erstaunt, als ein Kamerabild aufploppte.

"Mach sie aus. Lass das Klebeband drauf. Solche Cams sind unsicher. Und ich werde mich nicht zeigen. Ich bin eher der direkte Typ. Ich will die Person direkt vor mir erleben. Ohne das sie sich verstecken kann." Ich schaute etwas fragend in die Cam dann war mir das total unangenehm.

"Mach sie aus! Und Klebeband wieder drauf. Sofort!" Ich sprang förmlich auf und tat was er wollte.

"Und sie bleibt aus. Online sich zeigen ist gefährlich. Wenn treffe dich nach längerem unterhalten und kennenlernen mit anderen. Am besten bei den ersten malen mit Begleitung. Sei nicht Naiv. Ich könnte auch ein krimineller sein. Frag erst mehr. Versuch viel rauszufinden. Zwischen den Zeilen zu lesen. Nicht gleich alles zu glauben. Schützte dich so selbst. Ich kann das von hier aus leider nicht tun." Ich war so erstaunt. Er wirkte so reif. Erfahren und kontrolliert in seiner Art. Unglaublich!

"Ich ... würde dir gern ein paar Fragen stellen." Kicherte ich.

"Nur zu. Ich nehme mir heute viel Zeit für dich. Und Prinzessin, keine schlechten Gedanken mehr, wenn ich mal nicht sofort reagiere! Ich habe auch ein Leben außerhalb des Forums und bin dazu Selbstständig. Nichts ist negativ zu werten. Wenn, sag ich dir, wenn mir was gegen den Strich geht. Und hoffe die Ehrlichkeit ist nicht zu harsch." Leider musste ich ihm da eine andere Antwort geben, als er gern hätte.

"Leider fühlte ich mich tatsächlich unwohl nach dieser Standpaucke. Ich bin da wohl etwas zu sensibel."

"Ok. Gut das du mir das sagst. Auf Wortwahl achten. Nicht jeder schafft es meiner Ehrlichkeit standzuhalten. Ich kann echt dreißt sein, wenn es um meine Direkte Art geht. Deswegen frage ich mich gerade, bin ich dann wirklich interessant genug? Wäre dein Bodyguard nicht besser geeignet. Ihr scheint euch zu verstehen." Mehr als das. Dass wollte ich aber nicht sagen.

"Ja, irgendwie ist er ein guter Kerl. Ich ... Trotzdem würde ich gern etwas mehr erleben. Auch wenn es durch meine Art und labile Psyche schmerzhaft sein kann."

"Psychische Schmerzen kann auch ein stabiler Mensch fühlen. Nur kann der sich verarbeiten und geht damit gut um. Wenn du tatsächlich nicht nur sensibel bist, sondern schon labil, vielleicht gar gefährdet, muss ich erst recht darauf achten was ich sage und wie ich mit dir umgehe, ohne mich dabei verbiegen zu müssen. Also schätze ich, sollten wir auf Anfang gehen und vielleicht die ein oder andere Frage beantworten." Ich stimmte zu. Seine Erwachsene, höffliche Art. Wie er mit dem Themen umging und versuchte mit mir klarzukommen, faszinierte mich. Er schien zu wissen was er wollte. War eine Führungspersönlichkeit mit starken eigenen Willen. Irgendwie beängstigend und doch wolltd ich mehr wissen. Ich war mehr als neugierig.