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Henry hatte Glück. Nur eine kleine Fleischwunde. Eva blien die ganze Zeit bei ihm. Ich hingegen war mit Patrick bei Ricardo. Dieser schlief. War ziemlich stark verletzt. Und trotzdem konnte er noch stehen. Er war echt hart im  Nehmen. Ich fragte mich woher er die kraft nahm, dass zu überstehen und vorallem zu überleben. Rippenbruch. Nase gebrochen. Arm ausgekugelt. Lauter Schnitte, blauen Flecken und Kratzer. Und trotzdem stand er da und beschützte mich. Er war unglaublich.

Wir saßen in einem Sessel, der im Zimmer stand. Ich seitlich auf Patricks Schoß. An ihn gekuschelt. Vor Erschöpfung eingeschlafen. Es kamen so viele Gefühle den Tag hoch. So viele Ereignisse geschahen, dass ich mich kaum wach halten konnte. Aber er weckte mich  irgendwann, weil er auf Klo musste.

"Ich muss mal Krümel." Ich kuschelte mich dann mehr an seinen Hals. Er nahm mich dann hoch und setzte mich allein auf den Sessel.

"Ich muss wirklich dringend." Grinste er. Ich hielt ihn nämlich am Shirt fest. Ließ aber dann doch los.

"Du kommst ja wieder, nicht wahr?" Ich war wohl noch im Halbschlaf. Er hockte sich neben mich und streichelte mir übers Haar. Er wusste warum ich fragte. Weil er nicht mit runter kam, als ich auf Nick schoss. Aber das kann ich ihm nicht verübeln. Er meinte, kurz war Angst dabei. Dann wusste er nicht, ob er Hilfe holen sollte, aber da waren dann schon die Polizisten da.

"Es tut mir leid. Ich war diesmal keine große Hilfe. Ich wollte erst, aber ... du weißt, ich ..."

"Es ist ok. Tut mir leid. Jeder hat so einen Punkt. Ich, auch Ricardo schon und auch du. Das ist aber ok nicht immer der Held zu sein.  Immer tapfer zu sein. Ich war dumm und handelte aus Wut. Habe alle in Gefahr gebracht. Ich hatte nur Glück. Es tut mir leid. Alles was euch angetan wurde." Ich fing an zu weinen. Ich verureilte ihn wegen einen kleinen Moment der Schwäche, aber war selbst ständig so. Zum Glück war er nicht nachtragend.

"Ich hab dich unglaublich lieb. Das ist alles was zählt." Er war so Süß. Ich umarmte ihn stürmisch. Hoffte, nie wieder sowas erleben zu müssen. Die drei waren mir unglaublich wichtig.

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Ricardo wachte erst am nächsten Vormittag auf. Patrick war kurz drüben bei Eva. Wollte wissen ob sie was brauchte. Ich hingegen wollte jede Sekunde bei Ricardo bleiben. Als er dann endlich erwachte, konnte ich nicht glauben, dass er lebt. Und vorallem dass er mich nicht hasste.

"Ich glaube, dir macht keiner mehr Probleme." Grinste er. Das stimmt vielleicht, aber ich konnte Dad nie fragen, was er und warum er alles tat. Und dass nicht irgendwelche Kunden, die er betrogen haben sollte, sondern sein eigener Sohn ihn nach vier Jahren sein Todesurteil unterschrieb, war irgendwie unerwartet. Ich wollte auch Nick noch so viel Fragen, aber leider war mein Hass, der sich in mir aufstaute in dem Moment größer, als der klare Menschenverstand.

"Überlege nicht so viel. Es ist vorbei. Und du weißt jetzt wer er wirklich war. Und das du Henry wohl trauen kannst. Ich gebe ihm eine Chance in unsere Familie aufgenommen zu werden. Für Eva. Du entscheidest aber, ob er bleiben darf. Immerhin habt ihr beide viel durch. Irgendwie gehört ihr zusammen. Er wäre sicher ein besserer Bruder als Nick."

"Da wüsste ich noch jemanden. Und mir ist dieser jemand noch wichtiger. Henry darf bleiben. Für Eva ... für mich wird aber immer Patrick mein großer Bruder sein. Ich hoffe, du verstehst, dass nicht nur Worte und Taten wichtig sind, sondern auch die Chemie und Gefühle. Und ich hoffe, es ist ok für dich." Er nahm lächelnd meine Hand.

"So lange du glücklich bist ..."

"Wir. Wir alle. Ich möchte kein Leid mehr sehen. Daher ... werde du schnell gesund." Zwinkerte ich und versuchte fröhlich zu wirken. Aber noch war es schwer. Die ganzen Ereignisse nahmen mich ziemlich mit. Vorallem das ziemlich kurze und erschreckende Treffen mit Nick. Nach vier Jahren ihn wiederzusehen unter solchen Umständen.

"Willst du das Geschenk noch? Patrick hat es aus dem Auto geholt und für mich aufbewahrt."

"Ich kann warten. Es muss nicht jetzt sein. Lass dir Zeit und denk erstmal an deine Gesundheit." Er küsste meine Hand die er hielt und lächelte.

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Drei Tage später durfte Ricardo wieder gehen. Ich war fast rund um die Uhr bei ihm. Auch wenn Patrick versuchte mal nach Hause zu bringen. Auch Ricardo meinte, ich müsste mal ordentlich schlafen. Aber mir war das egal. Er war mir wichtiger. Und Patrick blieb auch oft. Brachte uns was zu essen, oder trinken. Eine Decke von zuhause und auch Klamotten zum wechseln. Den letzten Tag durfte er endlich wieder unter die Dusche. Ich wollte nicht das er alleine Duschen geht, da er noch ziemlich schwach war. Sein Kreislauf musste erstmal wieder in Schwung kommen. Auch, als er nur auf Klo wollte musste er sich an der Wand heben um zum Bad zu kommen.

"Wenn du jetzt duschen willst, bevor wir wieder nach Hause fahren, kann ja Patrick helfen. Ich meine ... er kommt gleich vorbei und ist auch ein Mann." Stammelte ich vor mich hin.

"Warum nicht meine Freundin?" Ich musste tatsächlich erst ünerlegen, aber dann fiel mir ein, dass bin ja ich und wurde nervös. Ich könnte das nicht, ohne schmutzige Gedanken.

"Äh ... ich? Naja ..." Er lachte wieder mit seinem sexy, rauhen Ton und erfasste mein Kinn.

"Wovor hast du Angst? Du hattest ihn sogar schon in dir. Willst du das nicht beenden?" Ich wollte dann ausweichen und eine Ausrede finden, fiel dabei fast über den Stuhl auf dem ich zuvor saß. Er fand das wohl sehr lustig. Dann versuchte ich an ihn vorbei zu kommen, aber er ließ mich nicht durch.

"Entweder du, oder ich armer, kranker Mann muss es alleine tun. Und alleine macht das doch kein Spaß." Wieder diese zweideutigkeit. Wie konnte er wieder an sowas denken, obwohl er immer noch wackelig auf den Beinen ist? Aber ich hatte gut reden. Ich war ja nicht besser. Aber er war auch einfach zu verführerisch um nicht daran zu denken.

Last Chance - Lebe jede SekundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt