7

65 6 0
                                    

Ich ging zurück ins Zimmer und war kurz hin und her gerissen zwischen soll ich gehen oder nicht. Ich vergaß auch kurz das der Laptop an war.

"Gott! Er macht mich fertig!" Stieß ich seufzend hervor.

"Wer? Du weißt hoffentlich das ich noch da bin?" Fuck! Rick. Stimmte ja, wir wollten ein paar Runden spielen. Aber ich war wirklich in der Versuchung runter zu gehen.

"Sorry. Etwas stress daheim. Ich ... es ist viel los momentan."

"Vielleicht solltest du das erstmal klären. Ich bin jeden Abend da. Du kannst mich gern jederzeit anschreiben." Ich wollte ihn nicht einfach sitzen lassen, so plötzlich. Aber irgendwie wollte ich auch innerlich Henry eine winzige Chance geben. Vorallem wegen Nick. Vielleicht finde ich noch etwas über ihn raus. Und zur Beziehung zu Nick. Woher die beiden sich kennen. Ich wollte nicht überlegen, sondern nach dem Bauchgefühl gehen. Und das sagte Henry!

--------------

Ich schlich mich wie ein Ninja durchs Haus. Er hat mich ja zum Essen eingeladen. Also sitzt er bestimmt im Esszimmer oder Küche. Aber zu allen überraschen saß er draußen. Ich erblickte ihm, wie er am Pool stand. Überall waren Lichter an. Ich war irritiert. Ich trat nach draußen und sah das dort essen in der Grillecke stand. Er bemerkte mich wohl nicht. Schien in Gedanken.

"Was soll das werden?" Erschrocken und mit sichtlich verwunderten Gesichtsausdruck, drehte er sich um. Ich hingegen war immer noch auf Abwehr eingestellt. Das merkte er natürlich.

"Warum bist du gekommen? Du scheinst immer noch ziemlich Erzürnt. Ich wollte dich nie verärgern."

"Nein. Nur das tun, was Dad sagt und irgendwelche alte Versprechen einlösen. Ist ja egal was ICH will." Ich sah Enttäuschung. Er schien tatsächlich geglaubt zu haben, dass ich anders reagiert hätte.

"Ich ehre deinen Bruder und seinen Wunsch. Du bist egoistisch und scheißt wohl auf das, was er gewollt hätte. Sicher keine einsame Schwester die ihre Lebenszeit verschwendet mit Hass und Unzufriedenheit, weil du denkst,  du hättest kein Glück verdient,  nicht wahr?" Das machte mich Sprachlos. Tränen schossen mir in die Augen. Ich schaffte es aber gut zu unterdrücken nicht zu heulen.

"Was weißt du schon. Oder Nick. Ja er kannte mich, aber weiß wohl immer noch nicht wie ich innerlich ticke. Er wollte mich stark machen, aber er hat mich nicht auf sowas vorbereitet. Wie konnte er auch. Keiner kann das ... Ich werde sterben Henry! Ich hätte gleich mit Nick gehen sollen." Dann kamen doch ein paar Tränen, die ich nicht zurückhaltem konnte. Ohne überlegen drückte er mich an sich.

"Wieso hat es mich nicht miterwischt, wenn ich eh sterben soll. Wieso soll ich leiden." Ich merkte gerade, dass ich Schwäche zeigte. Ihn zu nah ran ließ. Ich stieß ihn weg und wollte diese Gefühle wieder verbannen.

"Du tust nur deinen Job! Hör auf damit, mich überreden zu wollen dich zu mögen. Ich will niemanden an meiner Seite! Niemanden mögen oder Freundschaft schließen! Was nützt dir das? Was nützt es mir, was nützt es überhaupt?! Ich sterbe! Es würden alle enttäuscht werden. Und wenn man mich doch mag, trauern. Warum sollte ich das anderen antun? Warum sollte ich MIR das antun?! Ich habe genug leid ertragen! Lasst mich ..." Er umarmte mich wieder. Was sollte das?

"Hör auf. Bitte ..." Diesmal stieß ich ihn aber nicht weg. Schloss die Augen und hoffte er würde mich endlich in Ruhe lassen. Ich merkte, dsss ich eh keine Chance hätte. Im Grunde gab ich vor trauer nach.

"Du tust niemanden was an. Jedem ist bewusst, worauf er sich einlassen würde und kann die Zeit mit dir genießen. Sich drauf einstellen. Du hattest nicht diese Chance lebwohl zu sagen. Bei dir hätte es jeder. Verschwende dein Leben nicht, nur weil du Schuldgefühle hättest. Lebe ... für Nick." Ich antwortete nicht mehr. Ließ einfach zu das er mir so nah war. Und irgendwie, einen kurzen Moment, fühlte ich mich wohl. War irgendwie froh, mal darüber reden zu können und gleichzeitig zweifelte ich daran, dass ich ihn ao nah ran ließ. Meine Gefühle spielten völlig verrückt.

"Können wir ... Ich meine ..." Er entfernte sich ein paar Schritte und ließ mir kurz Luft.

"Willst du was essen?" Er schaute mich sanft an. Sein Blick strahlte plötzlich eine ganz andere Energie aus. Das kalte in ihm war wie weggeblasen.

"Nur, wenn du mir sagst, woher du unsere Familie, beziehungsweise Nick kennst." Er nickte, auch wenn es eher wiederwillig aussah.

----------------

Er ließ sich Zeit. Warum auch immer. Ich ließ ihm die, auch wenn ich ziemlich ungeduldig da saß.

"Eigentlich ... ich sollte dir eigentlich auch nicht so auf die Pelle rücken. Ich meine, er sagte, ich zitiere: Du sollst ihr ja nicht gleich ein Antrag machen, aber zeigen, dass jemand für sie da ist. Sei einfach für sie da. Und ... naja, ich sollte es vermeiden, bevor jemand verletzt wird."

"Aber warum sagte er sowas? Wusste er das er sterben würde schon vorher? Dass aber unmöglich gewesen wäre. Oder das ich krank bin? Das ergibt kein Sinn! Woher sollte er .. " Ich wurde von ihm unterbrochen. Er schien innerlich was zu verarbeiten. Er sagte es mir schmerz in der Stimme.

"Ich war dabei. Ich ... Ich sah wie er starb." Ich schaute ihn einfach nur an. War fassungslos. War er auch in dem Bus?

"Er wusste in dem Moment, dass er das nicht überleben würde. Dazu war er zu stark verletzt. Als sie mich aus dem Bus zogen ... ich ... ich sah, wie sie ihn nur noch Tod bergen konnten. Ja. Ich war dabei! In diesem verfluchten Bus." Ew war egoistisch was ich in dem Moment dachte und musste mich zusammenzureißen es nicht laut auazusprechen. Wieso starb er nicht, wieso musste es mein Bruder sein?!

"Woher kennt ihr euch, dass er dir mein Leben anvertraute. Er war normalerweise sehr Misstrauisch."

"Kindergarten. Schule. Aber dort war ich nicht lang. Du erinnerst dich nicht mehr, da du noch sehr klein warst. Ich war damals ziemlich blond."

"Bist du heute noch. Sag nur Vase." Er zog eine Augenbraue in die Höhe.

"Ja ... Nein, ich ... Du hast mir an den Haaren gezogen. Als du vier warst, ging ich fort. Nick hat mir das erst nicht verziehen. Aber ich traf ihn in der Uni wieder. Erklärte ihn alles. Er hat dann ein Neuanfang gewagt und es wurde wie früher. Aber es sollte nicht für immer sein ..." Seine Stimme wurde rau und versagte kurz. Deswegen sagte Nick wohl, er solle aufpassen mir nicht zu nah zu kommen, sonst wird noch jemand verletzt. Er dachte an erster Stelle an Henry. Da er ihn schon mal verlor. Und nun verloren wir ihn alle, und diesmal für immer.

Last Chance - Lebe jede SekundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt