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Zum Abend wollte Patrick etwas raus. Einkaufen und dann an den Strand. Ich hingegen fand das wie immer eher beängstigend. Ich wollte mich tatsächlich im nächsten Haus verschanzen.

"Du solltest endlich mal in die Welt kleines. Fang nicht wieder an dich auszuschließen." Ich kletterte neben Ricardo auf die Couch. Knaurschte mich in die Ecke und weigerte mich.

"Sie hat es wohl noch nicht begriffen wo sie jetzt lebt und wer an ihrer Seite ist." Kam es von Patrick mit verschränkten Armen.

"Ändert nichts daran, dass Menschen scheiße sind." War meine bissige Antwort. Nachdem ich mich mit rausgestreckter Zunge zu ihm drehte.

"Autsch!" Als hätte ich ihn mit den Worten getroffen ließ er sich von der Couchlehne, auf die er sich setzte fallen und hielt sich die Brust.

"Ich, Mensch, bin unglaublich getroffen von deinen harschen Worten. Diese Schmerzen!" Er klammerte sich an mein Top und zupfte daran rum.

"Tu was, bevor ich sterbe!" Krächzte er theatralisch. Ich drehte mich dann weg. Versuchte dabei sein Griff von meinem Top zu lösen. Aber dann packte er mich. Und zog sich an mir hoch, näher in meine Richtung, bis er mit dem Kopf auf meinen Beinen lag.

"Sei ein braves Mädchen und tu uns den gefallen. Vielleicht bekommst du auch ein Leckerli von deinem Herrchen." Grinste er. Und dass war sein Urteil grob von der Couch geschubst zu werden.

"Ach halt die Klappe!" Sagte ich bevor ich ihn von mir runterschubste. Er fiel hart, aber tat sich nicht besonders weh. Immerhin konnte er noch dumme Sprüche klopfen.

"Und so dankt sie es ihrem Retter. Einfach über die Klippe schmeißen." Er ging mir tierreich auf den Senkel. Ich schmiss ein Couchkissen auf ihn. Er stand dann Blitzschnell mit diesem auf und Forderte mich förmlich mit seinem Blick raus.

"Wage es ..." Und da landete das Kissen echt in meinem Gesicht. Ich sprang auf und wollte ihm hinterher. Er veräppelte mich dann auch noch.

"Na hat Mieze zu kurze Beine?"

"Lang genug um die in den Hintern zu treten! Ich weiß wo dein Zimmer ist. Irgendwann schläfst du." Das wischte ihn kurz das Lachen aus dem Gesicht. Aber dann fand er doch wieder zu Worten.

"Pst! Soll ich dir was verraten? Vielleicht würde es mir gefallen. Es riecht ja schon nach ..." Dann reichte es Ricardo.

"Schluss jetzt! Gehen wir oder wollt ihr weiter Unsinn von euch geben?!" Ich rollte mit den Augen. Aber wegen Patrick.

"Du musstest ja wieder übertreiben du Perversling!' Er grinste nur und tat auf unschuldig.

"Muss ich? Könnt ihr nicht einfach ..." Henry schien kein Bock auf Diskussionen zu haben und schnappte mich.

"Eigentlich hätte ich gedacht, der da mit der großen Fresse kommt mal auf den Punkt und lässt taten sprechen. Los jetzt!" Ricardo musste irgendwie grinsen. Toll. An Henry dachte ich in dem Moment nicht mehr.

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Ich war total angespannt und unglaublich nervös. Ich war seit Jahren nicht mehr draußen. Eva saß mit mir und Henry hinten. Patrick war angepisst wegen dem Spruch von Henry. Ricardo war momentan eh etwas ruhiger. Im Grunde wirkte die Stimmung im Auto angespannt. Nur Eva merkte mal wieder nichts. Sie schien locker und glücklich wie immer. Ich habe sie nur einmal traurig gesehen. War das wirklich wegen mir? Hat sie nur wegen mir Tränen vergossen? Ich konnte mir immer noch nicht vorstellen das wegen mir jemand weinen könnte.

"Ricky? Können wir kurz bei Kaschandra vorbeischauen? Ich glaube das wäre nötig für deine Püppi." Er schaute nur kurz nickend in den Rückspiegel als Antwort. Was war los mit ihm? Ich wollte es wissen. Mich machte das irgendwie wütend und traurig zu gleich. Eva schien die Antwort zu genügen, aber auch nicht zu gefallen, wie ruhig er war.

Wir hielten nach zwanzig Minuten in Elmwood an. Eigentlich wollte Patrick nach New Orleans, aber in Elmwood schien diese Kaschandra zu sein, von der Eva sprach.

"Komm Juna, ich geb dir was aus." Ricardo schob sie an der Taille zu sich und streckte ihr seine Kreditkarte hin.

"Du meinst ich gebe ihr was aus. Es ist meine Freundin." Zwinkerte er. Er sagte das erste mal das ich seine Freundin wäre. Mein Herz klopfte als er mich dabei noch so unglaublich liebevoll anschaute. Eva nahm grinsend die Karte und hüpfte Richtung Laden. Ich machte ein paar Schritte auf Ricardo zu. Mit fragenden Blick. War unsicher was ich von seiner Stimmungsänderung halten sollte. Er schien zu ahnen was ich wollte. Er umfasste mich mit einem Arm und zog mich an sich. Nach intensiven Augenkontakt küsste er mich. Aber das half meiner Verwirrung nicht.

"Lenk nicht ab. Etwas stimmt nicht." Flüsterte ich ihm zu als er meine Lippen freigab.

"Mach dir keine Sorgen. Wirklich. Ich denke halt öfter mal etwas mehr nach, als ich sollte." War mir immer noch nicht genug, aber mehr bekam ich den Moment wohl nicht aus ihm raus.

"Kommst du? Du brauchst für dein neues Leben, neue und vorallem aufregende Kleidung!" Sie tippelte wie ein Kleinkind auf der Stelle und konnte es wohl kaum erwarten mich einzukleiden. In der Spiegelung der Schaufenster sah ich hinter mir, wie er sich ständig umguckte. Er sah wieder angespannt aus. Was ging bloß in seinem Kopf vor? Wie schaffe ich es, damit er wieder der lockere Typ vom Anfang wird. Der viel Blödsinn mitmachte. Viel gelacht hat und stets ein Lächeln auf den Lippen hatte. Er war so, seid wir bei mir daheim waren. Hat er Angst, mir könnte jede Sekunde was passieren? Ich wollte ihn zu rede stellen und ich wusste auch schon wie, als ich in den Laden trat und hinten die Kabinen sah. Vielleicht lässt er sich durch etwas Weiblichkeit zum reden bringen. Mal sehen ob ich das drauf hab.

Last Chance - Lebe jede SekundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt