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Wir lagen dann später zusammen im Gras. Die Sonne ließ uns fast schmelzen. Es war so verdammt heiß.

"Ich will Eis." Hechelte ich.

"Dann sollten wir welches besorgen." Ich schaute ihn etwas komisch an. Wir hatten welches Zuhause.

"Komm schon. Etwas raus. Du musst doch auch mal was anderes als das hier sehen. Bitte." Wirklich toll war die Idee nicht. Zu sitzen in ein Restaurant und andere starren dich an? Ich stellte mir das genau so vor.

"Du vertraust mir, also komm mit. Dir wird nichts passieren. Es ist einfach nur eine Stadt mit paar Menschen die selbst Probleme haben. Nicht jeder will dir was böses. Ich hatte dann din Kompromiss.

"Ok. Wir gehen Eis holen und fahren da hin, wo keiner ist. Nur wir beide. Aber ich lasse mich nicht ins kalte Wasser schmeißen."

"Nein? Bist du hier doch auch." Zwinkerte er. Ich schlug ihn spielerisch mit der flachen Hand auf die Brust.

"Idiot. Bleib mal ernst. Ich war seit Jahren nicht draußen. Ich ... ich habe irgendwie Angst vor allem was da draußen ist." Er rutschte etwas näher zu mir und drehte mein Kopf in seine Richtung.

"Du musst nie wieder vor irgendwas Angst haben. Mein Leben für deines wenn es sein muss. Ich habe es nicht nur ihn, sondern werde es auch dir versprechen. Bitte. Lass mich nicht betteln. Das würdest du eh nicht erleben. Außer ..." Was grinste er jetzt so?

"Außer was?!" Dann beugte er sich über mich und strich mir über den Hals bis zum Dekolleté.

"Außer ich bringe dich dazu. Du bist doch schon kurz davor." Raunte er mir heiß entgegen. Ich schob ihn weg und wollte davonrennen. Ständig machte er mich nervös. Ich war so schnell, dass ich an der Ecke nicht aufpasste und abrutschte. Er war aber ziemlich schnell und stieß mich weg, dafür fiel er ins Wasser. Aber ich sah dann Blut. Fuck! Hat er sich gestoßen. Er tauchte ziemlich schwerfällig aus dem Wasser.

"Henry!" Ich kroch zu ihm. Er hat tatsächlich den Rand mit der Stirn erwischt.

"Diesmal rufe ich ein Krankenwagen. Das sieht böse aus." Er wollte wieder dass ich es lasse und wank ab. Aber ich dudelte diesmal kein Nein.

"Vergiss es! Ich ruf an. Ich lief in die Küche und nahm das Festnetzt womit ich den Notruf rief. Ich schaute raus zu Henry. Der da ziemlich benommen dalag. Hoffentlich kommen die so schnell wie möglich.

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Nachdem der Notdienst da war, bin ich mit Henry rein. Er sollte sich etwas hinlegen. Ich legte ihn auf das Bett im  Gästezimmer. Es war immer provisorisch bezogen. Er hatte zum Glück nur eine Platzwunde, die kurz mit Klemmen getakkert wurde. Und mit einem Pflaster verschlossen. Er sollte vierundzwanzig Stunden zuhause bleiben. Zur Sicherheit. So bald Übelkeit, Benommenheit oder andere Symptome auftauchen sollte ich wieder anrufen. Sie nannten ihn mein Freund. Und ich habe irgendwie nicht verneint, beziehungsweise richtig gestellt. Hoffentlich bekam er das nicht mit.

"Du bringst dich noch um in meiner nähe. Wie oft willst du dich noch verletzen?!" Ich strich ihm das Haar weg, was über das Pflaster hin. Er nahm meine Hand und zog mich zu sich.

"So oft es halt sein muss." Säuselte er. Ich legte mich dann zu ihm. Blieb einfach liegen und wir beide schliefen einfach irgendwann ein.

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Am späten Abend wurde ich wach. Er war nicht mehr da. Irgendwie bekam ich Panik. Ich bekam keine Luft mehr. Ich wollte runter was trinken. Aber schaffte kaum ein paar Schritte. An der Tür angekommen, ging diese auf. Er schaute erschrocken.

"Juna?" Er nahm mich vorsichtig hoch und legte mich wieder aufs Bett.

"Du solltest lieber in dein Zimmer gehen. Dir geht es auch momentan oft nicht wirklich gut." Ich griff in sein Shirt und schüttelte den Kopf.

"Nein. Ich ... du warst einfach nicht mehr da. Ich weiß, dass ist dumm, es machte mir aber Angst." Völlig außer Atem röchelte ich dies. Er setzte sich an meine Seite und strich mir über den Kopf. Seine ruhe, seine Berührungen, wie er mich dann ansah, alles ließ mich plötzlich wieder ruhig werden.
Aber diese Panik. Diese Angst er könnte wieder gehen, zeigte mir, es wäre besser niemanden an sich ran zu lassen. Noch ein Verlust könnte ich nicht verkraften. Dafür Empfand ich zu viel für Henry. Und das nach so kurzer Zeit.  Dann lieber gar nichts fühlen, redete ich mir ein. Ich stieß ihn weg und lief davon. Er war total verwirrt, was jetzt schon wieder schief lief in meinen kleinen, verdrehten Hirn. Ich rannte in mein Zimmer und versteckte mich in meinem Bett.

"Juna? Was soll das?"

"Lass mich in Ruhe!" Er wusste absolut nicht was er sagen sollte.

"Ich ... was hab ich ... Geht es dir gut? Sorry, bestimmt nicht. Wie kann ich dir helfen?" Ich war wieder wie am Anfang abweisend. Und er verstand in keinerlei Weise warum.

"Geh einfach! Warum musstest du das versprechen?! Wir hätten es ohne einander viel einfacher. Ich brauch dich nicht!"

"Juna! Ich dachte du ... du würdest mehr empfinden. Sag was ich falsch gemacht habe."

"Alles! Lass mich in Ruhe!" Er kam dann zu mir und wollte mich greifen, aber im Handgemenge bekam er eine Ohrfeige.

"Verschwinde!" Er war fassungslos. Konnte nicht begreifen was in dem Moment geschah. Er wollte aber nicht nachgeben. Und irgendwie merkte ich auch, ohne Erklärung, würde ich ihn nicht mehr loswerden. Was ich irgendwie ja nicht wollte, aber auch das Gefühl der Angst, ich könnte ihn verlieren wollte ich nicht.

"Nein. Du musst dagegen ankämpfen. Egal was ich tat, ich mach das nie wieder. Das verspreche ich."

"Mich alleine lassen." Schluchzte ich.

"Ich war nur ... Ja, ok. Für dich kann sowas schon ein Trigger sein. Tut mir leid. Ich wollte dich nicht wecken ich musste aber auf Klo. Wenn ... ok, das nächste mal weck ich dich, dass du immer weißt, ich bin nicht verschwunden. Und wenn ich wiederkomme, schlafen wir zusammen wieder ein. Wie klingt das?" Ich schaute unter der Decke hervor. Er lächelte erleichtert als er mich sah.

"Komm schon, sei ein braves Mädchen. Bist du mein braves Mädchen?" Schmunzelte er.

"Ich bin keine vier mehr!" Schmollte ich. Er lachte. Ich hab ihn noch nie lachen gehört. Aber irgendwie ging das Gefühl nicht weg.

"Lass mir kurz mal Zeit." Er nickte zustimmend.

"Jede die du brauchst süße." Ich musste mir das dämliche Kichern verkneifen. Er war so süß. Ich hatte ihn einfach nicht verdient.

Last Chance - Lebe jede SekundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt