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Er war tatsächlich ziemlich lange unten. Ich wollte erst lauschen, aber wollte Ricardo nicht verärgern wenn er mich erwischen würde. Ich war aber so verdammt neugierig und tat doch etwas, was ich eigentlich nicht wollte, weil die Neugier mich dazu trieb. Ich setzte mich auf die Treppe und rutschte Stufe für Stufe runter. Ich hörte nichts. Unten angekommen, kroch ich auf allen vieren um die Ecke. Ob sie draußen waren? Da ich nicht wusste, ob ich erwischt werde, weil ich absolut nicht wusste wo sie waren, wollte ich zurück. Vom oberen Bad aus sieht man den Pool und ein Stück von der Terrasse. Aber dann stieß ich gegen jemanden. Shit!

"Hatte er tatsächlich recht. Ein freches Kätzchen schleicht hier rum." Wer hatte was? Ich stand schnell auf und grinste ertappt. Henry stand an der Eingangstür und zog genervt eine Augenbraue hoch. Dann ging er an Ricardo vorbei mit einem absichtlichen Rempler, dass Ricardo nur dazu brachte mit einem schmunzeln zu reagieren. Er nahm es einfach hin. Henry nahm mich am Arm und zog mich mit.

"Was soll das?" Ricardo schaute uns hinterher. Ich konnte sein Blick leider nicht deuten. Aber ich war mich sicher etwas Skepsis gesehen zu haben.

Er schloss ziemlich kraftvoll die Tür. Es war ein wunder das sie Heil blieb.

"Was hast du ihm alles erzählt?! Versuchst du jetzt durch ihn alles zu sabotieren? Denkst du echt, ich brauche ein Möchtegern Psychiater um mit meinem Leben und vorallem mit dir klarzukommen? Würde ich mal mehr als deine breiten Beine von dir bekommen, wäre es vielleicht einfacher." Dafür bekam er eine geklatscht. Ohne weiteres Wort. Diese Backpfeife reichte ihm wohl.

"Ja, er war auch nicht begeistert von dieser Aussage." Er lehnte sich gegen die Scheibe der Terrassentür und schaute mich an, als suche er antworten, die er durch blick in meine Augen finden könnte.

"Ich mache die Rückzieher, weil ich denke, dass es falsch war. Ich hätte nie mehr Gefühle zulassen dürfen. Kalt bleiben sollen. Nicht weil ich dich nicht mag ... im Gegenteil. Aber wir beide sind ziemlich kaputt. Und solltest du nicht jemanden haben, der das Gegenteil ist? Der dich rausholt aus der gebrochenen Welt, m anstatt mit drin zu sitzen?"

"Hast du ihm die Frage auch gestellt?" Wollte ich dann wissen.

"Nein. Naja, er kam selbst drauf, dass ich so denke. Er meinte lieber zu zweit in einer gebrochen Welt, als allein in der heilen, die dich erst bricht. Nicht die Welt ist entscheidend sondern wer bei dir ist und bleibt. Aber das ist das Problem." Ihm schien es doch schwerer zu fallen Abschied zu nehmen, als gedacht. Dabei sagte er selbst, jeder weiß worauf man sich einlässt.

"Deswegen das Blocken. Ich versuche es zu unterbinden. Wenn ich nicht stark fühle ist es einfacher. Ohne starke Gefühle kein ... du weißt schon. Bin da vielleicht etwas zu altmodisch. Aber ich will nicht jede Ficken die mir gefällt. So war ich nicht mal, als ich gekonnt hätte. Und bei dir ist noch mal was anderes."

"Ist es nicht. Oder sagen wir so. Bei mir weißt du, dass es mich wirklich glücklich machen würde, da ich eh nicht mehr lange lebe. Und du mir etwas gibst, was ich sonst noch von niemandem wollte. Ich bin keiner der Huren von damals. Niemand der sich damit brüsten will. Sondern mit jemanden besonderen was erleben, dass uns noch näher bringt. Einfach nur glücklich sein mit jemandem den ich liebe." Ich sah, dass er mir nicht glaubte.

"Ich weiß nicht ob das so einfach ist. Und ob wie nur greifen, was wir kriegen können. Wir kennen uns nicht lang und du tust, als wäre ich für dich bestimmt, als gäbe es nur mich. Du könntest auch ihn fragen." Dabei zeigte er rein, zu Ricardo, der an der Theke saß und uns beobachtete.

"Auch er könnte dir deinen Wunsch erfüllen. Und er scheint das bestimmt auch mit zu machen." Er verstand es nicht. Es war kein Wunsch gevögelt zu werden. Einfach die Lust zu befriedigen. Sondern ihm nah zu sein. Er ist so kühl. So unglaublich engstirnig und sieht in Sex wohl nur das schlechte. Nutzte wieder neue Ausreden und fing an Streit zu suchen. Immer wenn ich mein Herz öffnete und ihm erklären wolle das es um mehr ging. Als hätte er Angst davor ihm könnte wirklich jemand lieben.

"Irgendwann wird es zu spät sein und deine Angst dich nicht nur arm, sondern einsam machen. Erzähl mir nie wieder was von den anderen, wie schlecht du behandelt wurdest. Vielleicht lag es nicht nur an den Menschen um dich rum, sondern an dir! Ich sah dann wie Ricardo auf uns zukam. Er klopfte an das Glas und schob die Tür auf. Ihm war die Haltung von Henry wohl nicht genehm. Er bäumte sich vor mich auf. Der Spruch hat ihn wohl getriggert.

"Irgendwie habe ich wirklich die Befürchtung ihr seid festgefahren. Hass auf euch selbst. Dass ihr auf andere projiziert. Vorallem du Henry. Du scheinst auch ein hang zur Aggressivität zu haben. Versuchst dies aber zu unterdrücken. Darf ich dich vielleicht zu etwas einladen?"

"Nein!" Wieder dieser Sturkopf. Lann Henry das nicht einfach sein lassen? Ich rollte desswegen auch genervt mit den Augen.

"Ab welchen Punkt bist du so ein Arsch geworden?! Nervt dich das so sehr, dass dich jemand ..." Plötzlich brach alles aus ihm raus. Er unterbrach mich ziemlich lautstark, so das ich zusammenzuckte.

"Nachdem ich merkte wie fucking schmerzhaft das ist, wenn man sieht, wie jemand sich umbringen will, den man liebt! Und du wirst das wieder tun, weil es Situationen geben wird, die dich verzweifeln lassen werden! Und wenn nicht verliere ich dich in paar Jahren, oder vielleicht sogar Monaten! Ich will nicht auf Glücklich machen, oder es sein, wenn ich weiß, dass ich es nach deinem Tod nie wieder sein werde! Ich habe zu viel aufgegeben im Leben, dich will ich nicht aufgeben müssen. Und das muss ich nicht, wenn ich dich nie hatte!" Er schrie mich richtig an. Ricardo hielt eine Hand zwischen uns, um einzugreifen, falls er doch mal austicken sollte. Aber ich vertraute ihm. Wusste er würde mir nicht wehtun. Als ich Ricardo wegschob uns näher an ihn rantrat, obwohl er schnauftend mit gebalten Fäusten vor mir stand, wurde sein Blick plötzlich wieder weicher. Fast schon erstaunt. Er schaute seitlich auf seine Rechte Faust und merkte wohl, dass er gerade in bedrohlicher Haltung vor mir stand und das nicht richtig war. Und mir war klar, dass er auch nie gewagt hätte mir wehzutun.

Last Chance - Lebe jede SekundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt