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Ich kam mir vor wie eine Kleiderpuppe. Probiere das an, zeig mal dies an dir. Dreh dich mal ... Aber bei einem Kleid kam Ricardo in die Mädelsrunde geplatzt.

"Wartet! Sie soll das anlassen." Sein Blick war so ungewöhnlich. Er starrte mich kurz mit großen Augen an. Schien gar fasziniert zu sein. Als andere Kunden in den Laden traten, wurde er aus seiner Starre geworfen durch eine laute Begrüßung.

"Ich bin gleich da!" War ihre Fixe Antwort.

"Ich denke das reicht auch Mädels. Packt alles zusammen. Eva die Karte, ich zahle schnell." Aber Henry kam ihm zuvor.

"Warum? Sie hat selbst Geld und kann das gleich mal ausnutzen. Zu irgendwas muss er ja gut sein."
Henry hatte die Karte von Dad noch. Ricardo schien aber nicht begeistert, wusste aber nicht, wie er reagieren sollte. Er machte wohl ungern auf dicke Hose, oder legt eine Szene hin. Er war zu oft, zu beherrscht. Er schien sich auch nicht lang darüber zu echauffieren. Er packte mich am Arm, ohne dass ich mir Schuhe anziehen konnte. Eva hielt ihm ein paar hin. Das waren aber nicht die, die ich anhatte.

"Könnt ihr kurz ohne Auto? Bin gleich wieder da." Eva hob den Daumen und fand das wohl vollkommen ok.

Als ihm dann auffiel, dass ich komplett Barfuß war, nahm er mich hoch und trug mich zum Auto.

"Wo willst du hin mit mir?"

"Dir was wichtiges geben. Dazu möchte ich zu einem Freund, der mir genau das geben kann und es wird super zu diesem Kleid passen." Ich war verwirrt. Hätte ich mich nicht vorher umziehen können? Oder konnten wir das nicht zusammen holen?

"Und wozu musst du mich dann entführen ohne dass ich mich umziehen konnte?" Er zuckte mit den Schultern.

"Manchmal geht es durch mit mir. Gewöhn dich dran. Es passte einfach und ... ich möchte danach an einen besonderen Platz. Du bekommst es nicht einfach so." Ich war so gespannt und auch aufgeregt. Was er wohl vorhatte? Er tippte kurz auf sein Handy rum und fuhr dann los.

"Was ist mit den anderen?"  Wollte ich dann wissen, als ich kurz zum Laden zurückblickte.

"Schon erledigt. Sie werden an diesem bestimmten Platz sein. Hab Geduld." Und da hatte ich wohl auch keine Wahl.

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Er rannte in ein Geschäft, dass irgendwie nicht ganz einladend aussah, oder nicht mal nach einem Geschäft wirkte, wenn da nicht dieser komische Name draufgestanden wäre, ich sollte warten. Er schloss die Türen auf meinen Wusch zu. Ich wollte nicht, dass jemand mich anspricht oder so. Vielleicht übertrieben, aber ich hatte immer noch Angst vor der Außenwelt, was er verstand und akzeptierte. Er brauchte auch ziemlich lang. Bestimmt zwanzig Minuten saß ich da alleine rum. Dann kam er wieder mit einem kleinen Karton und warf den auf den Rücksitz. Er wollte gerade was sagen, aber sein freudiges Lächeln verging, als er auf sein klingelndes Handy sah.

"War klar, die Arbeit. Irgendwann holt sie mich halt wieder ein." Und das war ok für mich.

"Der Kunde den ich vor Tagen für dich abgesagt hatte. Langsam muss ich doch mal ein ..." dann stoppte er. Schaute mich etwas länger an und zog einen Mundwinkel hoch. Dann nahm er sein Handy und wählte wohl eine Nummer.

"Haben sie jetzt Zeit? Ich hätte ein Stündchen. Es geht nur um den Vertrag stimmts?" Dann kam wohl eine Antwort worauf er ein paar mal ein zustimmendes Geräusch wiedergab.

"Im Old North? Gut. Bis gleich." Sein ernst? Mit mir dabei? Dann tippte er wieder auf dem Handy rum und schmiss es in die Ablage.

"Schau nicht so. Das geht ganz schnell. Ich will den Kunden nicht vor den Kopf stoßen, also muss ich da hin. Es ist auch eine Menge Geld, dass da fließt und für beide Parteien wichtig."

"Ja, aber ... ich war noch nie auf so ein Treffen. Habe es auch bei Dad vermieden. Und wie soll ich ..." Sanft erfasste er mein Kinn und unterbrach mich damit.

"Du sollst nur du sein. Denk an nichts anderes. Pass dicg bitte nie irgendwo an, ok? Du musst auch nicht die Perfekte Dame spielen. Hätte ich eine gewollt, hätte ich so eine überall bekommen können. Ich will dich. An meiner Seite. So wie du bist." Ich war sehr gerührt und gleichzeitig etwas genervt.
Hätte er überall bekommen können?

"Ja ja. Hattest ein aufregendes Leben vor mir, dass jetzt vorbei ist." Grinste ich. Er ließ mich dann los. Wusste wohl nicht worauf ich hinaus wollte.

"Überall? Ah ha ..." Er lachte und fasste sich kurz kopfschüttelnd an die Stirn.

"Echt jetzt? Das hast du jetzt gehört, alles andere nicht?"

"Mit dem anderen wolltest du doch bloß ablenken." Stichelte ich frech.

"Du böse Mieze." Erwiederte er darauf um mich dann erneut an sich ran zu ziehen. Er küsste mich erst sanft. Schaute mir in die Augen. Verführerisch und mit einer unglaublichen Dominanz, die mich schmelzen ließ.

"Wenn du lieb bist, bekommst du mehr von dem ..." dann wurde er Leidenschaftlicher, als er mich abermals küsste. Seine Zunge spielte mit meiner. Seine Hand wanderte in den Nacken um mir ins Haar zu greifen. Ich fing an laute von mir zu geben. Wäre ihm am liebsten auf den Schoß geklettert. Aber er hörte einfach auf und startete den Wagen.

"Geduld. Du wirst belohnt, sobald wir wieder Zeit dazu haben." Ich lief förmlich aus und sollte das jetzt abschalten? Der ist ja witzig. Alles pochte untenrum. Es war echt gemein. Ich wusste aber nicht, was er täte, wenn ich nicht hören würde. Ihn herrausfordern. Mit ihm spielen würde. Und irgendwie war der Gedanke recht reizvoll.

Last Chance - Lebe jede SekundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt