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Als er auf dem Stuhl saß, beobachtete er mich. Schien es aber ehr unauffällig tun zu wollen, was ihm nicht gelang. Ich bemerkte seine Blicke. Wie er mich ansah.

"Deswegen will ich niemanden hier haben. Ich will mich um niemanden kümmern müssen und will nicht, dass sich jemand um mich kümmern muss. Sorgen machen. Miteinander reden ... Ständig jemand um sich rum haben und aufpassen was man tut oder sagt ... Es nervt mich! Du hättest absagen sollen. Und dann noch die gute Vase." Die Worte schienen ab ihn abzuprallen. Er reagierte nicht auf das was ich sagte. War ihm meine Meinung so egal? Oder die Worte. Sie müssten normalerweise verletztend für ihn sein. Hoffte ihn so loszuwerden. Es war einfach besser niemanden um sich rum zu haben. Kein Schmerz, leid, Gefühle oder sonst etwas was ein kaputt machen könnte. Das war so viel einfacher.

Als ich merkte, dass bei ihm die Worte nur so durch den Gehörgang flogen, gab ich ihm einen leichten schlag auf die Schulter.

"Hey! Ich sag es jetzt noch mal in kurz: Verschwinde einfach!"

"Nein. Ich tue das, was dein Dad verlangt, auf dich aufpassen." Ich rollte entnervt mit den Augen und wurde beim verarzten etwas grober.

"Es geht um mich! Und ICH will nicht das du hier bist! Ich brauch dich nicht! Du richtest mehr schaden an, als du eine Hilfe bist, also verpiss dich!" Ich war irgendwie plötzlich im Gefühlschaos. Ich wollte nicht gemein sein, er hat mir nichts getan, aber ich hasste es, dass er auf Dad hörte und war sauer. Gleichzeitig frustriert und irgendwie fühlte ich mich hilflos und traurig. Ich klappte mit viel Wucht den Kasten zu und ließ ihn einfach zurück.

"Ich bin nicht schuld an dem was dir passiert ist. Keiner ist das. Also bitte ich dich, für dein Dad, versuch es zumindest. Oder vielleicht für dein Bruder. Er will sicher nicht, dass du do verbittert und einsam zu Grunde gehst." Mein Blick wurde immer zorniger. Er kam mir leider auch etwas zu nah, denn meine Wut wurde so extrem, dass ich ihm eine klatschte. Die Ohrfeige hat auch ziemlich gesessen.

"Sprich nie wieder über meinen Bruder! Du weißt gar nichts! Und jetzt, will ich dich nicht mehr hier im Haus sehen." Zischte ich ihn erbost an. Meine Fäuste waren dabei fest geballt und ich hätte zugern richtig zugeschlagen.

"Na los. Tu was du willst. Aber egal was es ist, ich bleibe." Er machte mich wahnsinnig.

"Warum bist du so stur? Es ist nur ein Job den du kündigen kannst, tu es!" Er verschrenkte die Arme um blieb mit kalter Mimik vor mich stehen.

"Nein. Ein versprechen und die halte ich." Ich wollte wieder was drauf antworten. Meinen Frust bei ihm ablassen. Aber der intensive, ernste Blick ließ mich verstummen. Er hatte noch irgendwas in sich. Etwas, was ich nicht erklären konnte. Keinerlei Worte fanden sich um dieses Ausdruck zu beschreiben.

"Wer bist du?" Die Frage stand plötzlich groß im Raum. Und er wusste worauf ich hinaus wollte. Er stand auf und kam auf mich zu. Schien aber an mir vorbei laufen zu wollen, blieb aber dann direkt neben mir stehen.

"Niemand. Nur einer, der seinen Job macht." Dann ging er aus dem Raum. Ich wurde nicht schlau aus ihm. Er war so verschlossen. Was hatte er mit Dad abgemacht? Ich wollte es nur verstehen. Warum war er so hartnäckig und ließ sich nicht abwimmeln. Aber ich war mir sicher, er würde bei meinen neuen Versuchen aufgeben. Ich flitzte an ihm vorbei in den Wohnbereich an die Bar. Ich nahm mir den Whiskey und wank ihm damit zu.

"Auch ein schluck? Vielleicht lockert dich das etwas."

"Stell das hin. Du nimmst Medikamente. Dass ..." Aber ich nahm ein Schluck, was ihm kurzfristig die Lippen versiegelte. Er schien etwas genervt.

"Mmhhh! So gut." Log ich. Das zeug war wiederlich. Ich nahm noch einen und ging durch den kleinen Nebenraum zum Esszimmer, wo die große Terrassentür war. Im hinterem Garten gab es ein Pool. Und ich konnte nicht schwimmen. Er wird sehen, wie anstrengend meine Wenigkeit sein kann.

"Gib die Flasche her." Forderte er. Darauf noch ein ekligen Schluck.

"Lust zu schwimmen? Willst du mich mal Nackt sehen?"

"Lass das! Du bist immer noch verletzt und kannst nicht mal schwimmen." Woher wusste er das? Völllig perplex starrte ich ihn an. Nicht mal Dad wusste davon. Ich habe mich immer gedrückt. War kein Wasserfreund. Das Meer, Seen, Flüsse, nichts für mich. Ich bin der Erdige, grüne Waldtyp. Gras unter den Füßen spüren. Der Tau auf der Haut. Wind in den Bäumen, das zwitschern der Vögel. Nur Nick wusste davon und akzeptierte das ich das auch nicht lernen wollte. Schwimmen war nie interessant.

"Kennst du ihn? Wer bist du?!" Die frage kam fast schon flehend. Ich musste an Nick denken. Ich vermisste ihn. Das ließ mich gleichzeitig zornig und traurig werden.

"WER BIST DU?!" Schrie ich und fruchtelte mit der Flasche rum, die mir aus der Hand fiel. Henry kam ziemlich schnell zu mir und zog mich ein Stück zu sich. Ich war ziemlich nah an den Rand des Beckens gekommen. Und die Flasche zerbrach an diesem Rand. Wir blickten uns ziemlich lang an. Er hatte mich immer noch am Handgelenk und ich meine Hände auf seiner Brust, weil er mich ziemlich ruckartig zu sich rüber zog und ich fast gegen ihn stieß.

"Das versprechen gilt auch deinem Bruder. Ich versprach ihm das gleiche wie Frederic. Ich werde an deiner Seite bleiben, egal was du versuchst. Komm damit klar!" Er sagte das so kalt. Aber sein Blick war so ruhig und sprach eine andere Sprache als seine Worte selbst. Er war so komisch. Und das er Nick wohl kannte, irritiert mich. Also ist es kein Zufall, dass genau ER hier ist?

Last Chance - Lebe jede SekundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt