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Er konnte tatsächlich Singen. Seine Stimme passte unglaublich gut zu Bradley Cooper. Nur bei dem Refrain mussten wir dann lachen. Dass Shall-ll-llow war einfach witzig. Aber wenn mein Part immer kam, hörte er so unglaublich fasziniert zu.

"Mit uns singt er nie!" Schimpfte Eva.

"War auch eine Ausnahme. Ich bin kein Sänger. Aber wenn sie sich traut, sollte ich das auch mal." Er legte dann mit einem Zwinkern das Mikrofon weg.

"So Leute. Ich schmeiß den Grill an. Ist echt schon wieder spär geworden." Als ich auf die Uhr schaute war es bald sechs. Echt jetzt? Die Zeit verging einfach zu schnell.

"Sollen wir etwas spazieren gehen? Können Bookie mitnehmen." Spazieren mit einem Schwein. Stellte ich mir irgendwie lustig vor. Natürlich stimmte ich zu. Jede Sekunde die ich mit ihm verbringen durfte war ein Geschenk.

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Wir liefen durch eine Wiese an ein Waldstück. Der See von dem er sprach. Die Enten waren auch da.
Es war echt schön, vorallem wie die Sonne Langsam unter ging.

"Ich hoffe, ich konnte dir zeigen das es mehr gibt, als nur deine vier Wände. Und ich hoffe, dass du endlich etwas glück, oder zumindest Zufriedenheit verspürst." Ich legte meine Arme um ihn und lächelte. Meine Augen strahlten ihm entgegen.

"Sieh mich an und du weißt, es ist mehr als glücklich sein. Es ist surreal. Ein Traum aus dem ich nicht mehr erwachen will." Tränen schossen mir in die Augen. Ich vermisste Nick in dem Moment.

"Wirklich? Oder warum die Tränen." Fragte er skeptisch.

"Ich wünschte Nick könnte hier sein. Das sehen. Mit uns zusammen glücklich sein." Er umarmte mich. Drückte mich fest sn sich. Ich konnte es einfach nicht überwinden.

"Wann hört es auf zu schmerzen? Wann kann ich ihn endlich vergessen?"

"Das sollst du gar nicht. Du musst lernen damit zu leben. Und irgendwann  wird es auch leichter. Aber vergiss ihn nie. Trage ihn immer im Herzen." Ich drückte mich von ihm weg. Ließ mich auf den Boden sinken und zog die Knie an. Er setzte sich dazu und schaute ins nichts. Ließ mich kurz runterkommen. Achtete aber auf jede Bewegung.

"Warum hast du dich abgeschottet? Was meinten sie?" Wollte ich dann das Thema wechseln, als ich mich beruhigt hatte.

"Die Arbeit. Der Frust. Familie. Es gab viel, was mich zum Einsiedler machte." Ich schaute ihn neugierig an. Hoffte auf seine Geschichte.

"Du willst mehr hören, nicht wahr?" Ich nickte. Immerhin kannte er auch meine.

"Gut. Aber weit hole ich nicht aus. Da ich eine recht gute Kindheit hatte und das mit deiner Frage nichts zu tun hätte. Es fing mit meiner Selbstständigkeit an. Wir waren nie reich. Unsere Familie war die Arbeiterklasse. Ich wollte das aber nicht mehr sein. Kam, wie schon in unserem ersten Gespräch darüber erwähnt, an Geld. Mein Vater wollte das Haus seiner Eltern nicht haben und überschrieb es mir. Ich machte es bewohnbar und verkaufte es für eine Menge Geld das ich anlegte. Zuerst Aktien. Kaufte Anteile wo ich hoffte, dass Geld mindestens verdoppeln zu können, aber zu meinem Glück ging die Aktie so steil nach oben, das es sich fast verfünffachte. Ich verkaufte die Aktien wieder und versuchte es mit einem Teil wieder. Es ging immer so weiter, bis ich Job kündigte und mich selbstständig machte. Also eigentlich hatte ich nur Glück. Und dieses wollte ich nicht verlieren. Wollte meiner Familie was gönnen. Das sie sich im Geld keine Sorgen mehr machen müssten. Trotzdem wollten sie ihren Jobs nachgehen. Aber ich wollte, dass wir alle wenigstens vernünftig leben und kaufte zwei Häuser, die nah an dem meiner Eltern liegen sollte. Eines war für meine Eva und ihre Familie und ein kleines für mich. Und in das habe ich mich verschanzt versuchte immer mehr Geld zu machen. Für mich bestand das Leben schon immer nur aus Zahlen, aber ich habe irgendwann alles nur noch berechnet. Geplant. Wollte nicht mehr auf mein Glück vertrauen. Und warum? Weil ich ein Arsch wurde und meiner Familie die schuld gab, dass es nie mit einer Frau klappte. Wollte das sie sich ändern. Endlich benehmen. Ich wollte nicht anders sein. Der Nerd der ich schon immer war. Dann grenzte ich mich völlig ab und fing an Dating Pläne zu erstellen. So ein Schwachsinn ich weiß. Ich war aber so besessen darauf endlich auch das Glück in der Liebe zu finden,  dass ich echt alles versuchte und dafür viel leid hinterließ. Irgendwann probierte ich es auch in Foren. Und dann nach so vielen Jahren kamst du ... und von ein Tag auf den anderen verlor ich Gewohnheiten. Erstellte keinen Plan, war mir die Arbeit egal und musste sogar Patrick um Hilfe fragen. So ... das war nur die Kurzfassung. Aber du wolltest es ja wissen." Ja, dass wollte ich und war froh, dass er mir seine Geschichte anvertraute. Immerhin ist die Story seines Lebens immer was sehr Privates und geht nicht jedem was an. Und ich fand es schön, dass seine Familie trotz allem zu ihm hielten. Aber jeder macht Fehler. Man  muss sie irgendwann nur einsehen und sich entschuldigen können. Menschen die dich wirklich lieben, sind immer dankbar über eine ehrliche Entschuldigung und jeder hat mindestens eine zweite Chance verdient.

"Es ist erstaunlich worüber sich Leute mit Geld Gedanken machen. Lächerlich. Ich hatte im Grunde keinerlei Sorgen. Aber Einsamkeit kann wohl jeden kaputt machen. Vorallem wenn man dann noch selbst Schuld ist und es nicht zugeben kann." Fügte er noch  hinzu.

"Das hast du gerade. Hast du dich jeh entschuldigt?" Er verneinte und fuhr sich dann über den Nacken mit gesenktem Kopf und seufzte. Dann war es wohl an der Zeit das zu tun!

Last Chance - Lebe jede SekundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt