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Am nächsten Morgen wachte ich wieder mal alleine auf. Er konnte die Nacht nicht bei mir sein. Er wollte nicht drüber reden und ich ließ ihn auch. Aber dann entdeckte ich das neue Handy mit einem Zettel.

"Das alte ist noch da. Falls du es noch brauchst. Aber alles wichtige ist im neuen installiert."

Er hat es über Nacht fertig gemacht? Hatte er überhaupt etwas schlaf gefunden? Ich schaute nach, wie das Ding funktionierte. Er machte wirklich nur wichtige Sachen drauf. Auch Kindle. Und nur Dads und eine weitere Nummer, die seine war. Ich wollte auch unbedingt mit Ricardo verbunden sein. Hoffte nur, ich wäre nicht zu aufdringlich. Ich schmiss den Laptop an und wollte ihm schreiben. Aber das tat er schon.

"Guten Morgen Prinzessin. Vielleicht hilft es dir, so besser in den Tag zu starten. Ich bin heute leider erst spät Abends on. Checke vielleicht nur zwischendurch die Nachrichten. Ich würde mich freuen heute Abend deine Anwesenheit genießen zu dürfen. Und nun weiß ich nicht, wie ich diese Nachricht abschließen soll. Hab dich wohl? Nein. Grüße und solche Floskeln auch nicht. Ich hatte noch nie so ein außergewöhnliches Vergnügen. Vielleicht passt ja erstmal: Dein Ricardo."

Wie süß war das denn? Vorallem der Schluss. Wie schreibt er denn sonst? Was meint er mit außergewöhnlich? Ach, dass werde ich ihn heute Abend fragen. Kann es kaum erwarten. Vielleicht gebe ich ihm meine Nummer weiter. So kann er mich auch über dieses Wahts App erreichen. Und das tat ich auch.

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Ich fragte mich derweil wie ich mich Henry wieder annähern sollte. Es war eine ziemlich Spannung die im Haus herrschte. Er ging mir auch aus dem Weg.

Ich ging kurz vor zehn runter um zu sehen was er tat. Aber anstatt ihn erblickte ich Dad, der mich sofort bemerkte.

"Guten Morgen! Ich packe ein paar Sachen. Da du ja anscheint gute Unterstützung hast, will ich übers Wochenende noch wo anders hin. Könntest ja mit kommen, aber da du eh immer nein sagst, habe ich nur für mich gebucht. Bin Montag zurück." Trotzdem könnte er fragen. Einfach, damit ich weiß, er hätte mich gerne bei sich. Aber irgendwas stimmte eh nicht. Er grinste so blöd. Und als er sich noch verabschiedete, drückte er Henry, der draußen im Hof war, eine Karte in die Hand und verschwand dann.

Henry atmete tief durch und drehte mir den Rücken zu. Und wieder herrschte schweigen.
Diesmal wollte ich aber nicht zu ihm, meckern, oder irgendwie amders den ersten Schritt tun. Das letzte Mal lenkte er damit ab, mich besteigen zu wollen. Ich will es nicht ais solchen Gründen, oder aus solchen Situationen raus tun. Sondern weil er es will. Er ist verdammt schwierig. Und irgendwie fragte ich mich, ist es das Wert? Ich habe schon so wenig Zeit. Dann vibrierte mein neues Handy in der Tasche, was mich erschrack. Als ich draufschaute Wahts App. Unbekannt.

"Du hättest sie nicht so frei im Internet preisgeben sollen. Ich weiß nicht wie sicher die Daten sind. Vertrau auch nicht so schnell. Ich könnte immer noch ein Betrüger sein. Bitte. Das ist mein Ernst. Geh mit Daten nicht so leichtfertig um."

Das war doch Ricardo. Und warum hat er so Probleme online was zu teilen? Ich schrieb zurück. Musste mich an das neue Touchsystem gewöhnen. Ich hatte vorher Tasten. War wirklich so hinterher mit der Technik, dass ich Touchscreen Handys noch nie in der Hand hatte.

"Bist du nicht etwas zu vorsichtig? Wie hätte ich sie dir sonst geben sollen? Gedankenübertragung? Weil nenne ginge sicher auch nicht. Werden bestimmt angehört."

Ich wusste nicht ob Sarkasmus angebracht war. Aber irgendwie verstand ich seine Aufregung nicht. Auch das er immer meinte, ich dürfe niemanden, anscheinend nicht mal ihm vertrauen. So war Nick auch immer.

"Ich weiß einfach, wie das Internet tickt. Lieber zu vorsichtig als Nachsichtig."

Dann tippte er noch was ein. Ich sah es oben.

"Wenn du mir vertraust, nehme ich dieses dankbar an. Aber bitte, tu mir den Gefallen vorsichtiger online zu sein. Was einmal online ist, bleint es und kann mißbraucht werden. Ich kann dich von hier nicht so schützen wie ich gern würd."

Wie würde er es denn gern? Ich musste dann grinsen. Dann soll er mich einfach besuchen, kann er es zeigen. Das schrieb ich ihm auch worauf nur Smylies kamen und dann ein kleiner Text.

"Wenn, treffen wir uns erst auf neutralem Boden. Du darfst gern entscheiden wo. Die Einladung zum essen steht noch."

Henry würde mich nie gehen lassen, vorallem alleine und wäre gekränkt, dass ich ihn immer absage, aber für einen anderen gehen würde. Er musste mich noch mal irgendwie einladen. Aber wie sollte ich dann ihn das beibringen mit Ricardo? Ich würde ja gern was erleben, aber die Angst war immer größer als der Wunsch. Und jetzt hatte ich sogar Angst abgelehnt zu werden. Ricardo war sicher besseres gewohnt. Frauen, generell Menschen mit Selbstbewusstsein. Die fest im Leben stehen. Mit guter Erziehung und wussten sicher sich zu behaupten. Ich war das Gegenteil. Klein. Unscheinbar. Unsicher. Ein ziemlich Depressives Etwas. Wenn er mich erblicken würde, wie ich auf meinen dürren Beinen vor ihn stehe und kein Wort hervorbringen kann, würde er lachend sich wieder umdrehen. Online ist es anders, als vor einem zu stehen. Man kann auch jemand anders sein. Du bist wer immer du sein willst und kannst irgendwie alles schlechte einfach aus deinem Leben klicken. Warum geht das nicht auch im Wahren Leben? Mit einem Klick das Leben, was man sich wünscht. Dann wäre alles so viel einfacher.

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