Irritiert. Ja das war der wohl treffenste Begriff für ihr aktuelles Gemüt.
"Ich verstehe nicht..."
"Komm schon, Ruby. Sebastian behandelt dich nicht gerade wie ein Freund seine Freundin behandel sollte, oder?"
"Bester Freund..."
"Das macht es in meinen Augen noch schlimmer."
Sie musste seinem Blick ausweichen. Sie wusste, dass er Recht hatte. Aber sie konnte ihren Freund nicht im Stich lassen. Nicht, nachdem Ominis bereits angefangen hatte, sich abzuwenden... Zwar zurecht, aber...
"Vielleicht hätte ich dir nicht so eine Frage stellen dürfen. Entschuldige. Ihr kennt euch schon so lange, da kann ich mir wohl kein Urteil erlauben."
Sie legte ihm die Hand auf den Arm und sah ihn sanft lächelnd an.
"Schon gut, Jack. Auch du zählst mittlerweile als einer meiner besten Freunde. Da kannst du durchaus erwarten, dass wir ehrlich zueinander sind..."
Ein tiefes Seufzen entkam ihrer Kehle, bevor sie anfing, sich zu erklären.
"Weißt du, Anne ist über die Zeit meine beste Freundin geworden. Natürlich mag ich die Anderen auch sehr gerne, aber Anne, sie war einfach immer da. Es war eine wirkliche Erleichterung, dass wir Mädchen nicht alleine in unserem engsten Freundeskreis waren. Immerhin konnten wir gewisse Dinge nicht unbedingt mit Sebastian oder Ominis bereden. Sie ist es damals gewesen, die mir unter Arme gegriffen hat, als ich hatte helfen wollen. Sie war immer so stark und selbstbewusst. Und trotzdem war sie nie jemand, der deswegen auf anderen herum trampelte. Wir hatten zwar unsere unterschiedlichen Ansichten, was die Regeln in Hogwarts anging, jedoch stand jeder für jeden von uns ein.
Als sie plötzlich verflucht wurde... Und wie sehr es an ihr zehrt. Sie so zu sehen, tut mir so unfassbar im Herzen weh. Vor allem, weil ich ihr nicht helfen kann. Sebastian ist... War... Jemand, der ohne zu überlegen hinter seinen Liebsten stand. Ich möchte ihm lediglich das Gleiche zukommen lassen. Er bedeutet mir so unheimlich viel. Ich hatte nie Geschwister und auch nicht solche engen Freunde. Vielleicht ist es vermessen, oder sogar arrogant. Aber ich würde die Strafe für seine dunklen Gedanken auf mich nehmen. Nur, damit er wieder sein ehrliches Lachen finden kann, welches mein Herz schneller schlagen lässt."
Jack hatte ihr gelauscht, ohne einen Muskel zu rühren. Sie schien sehr an diesem Slytherin zu hängen. Und doch war es wohl noch etwas anderes, was sie an ihn gebunden hielt...
"Vielleicht musst du ihn einfach fallen lassen?"
Ihr Körper richtete sich wieder komplett auf und drehte sich in seine Richtung.
"Ich soll was?"
"Nun tu nicht so überrascht. Du sollst ihn ja nicht ans Messer liefern. Aber kann es nicht durchaus sein, dass er genau so etwas braucht? Um wieder der zu sein, der er war? Er weiß doch ganz genau, dass egal, wie er dich behandelt, du ihm treu bist. Wohl bis in den Tod, um es zu verdeutlichen. Wenn er diesen Anker aber nicht mehr hat, dann-..."
"-...Nehme ich ihm den einzigen Grund, nicht in der schwarzen Magie zu versinken, Jack! Du kannst doch einem Ertrinkenden nicht die Rettungsleine entziehen und ihm zurufen, dass er nur so endlich schwimmen lernt!"
Sie sah ihn mit einer Mischung aus Unglaube und Verzweiflung an. Allerdings hatte sie ein Feuer in den Augen, was ihn von Anfang an fasziniert hatte. Wenn sie ihn um seinetwillen jemals so ansehen sollte, dann wäre er durchaus sehr zufrieden damit.
Ein Schnauben entkam ihm und er verschränkte die Arme.
"Du weißt, dass er gewisse, schlimme Zauber bereits beherrscht?"
Ihre Finger klammerten sich in ihre Hose und sie nickte knapp.
"Leider ja. Ich habe es zu spät bemerkt. Er ist ein solcher Bücherwurm und hat die Nase permanent in den Seiten der unterschiedlichsten Wälzer. Als ich endlich begriff, welche Lektüre er sich zusätzlich zu Gemüte führt, war es auch schon geschehen. Er hat ein unfassbares Talent, was das Umsetzend von eben erst Gelesenem angeht. Gerade, was schwierige Zauber betrifft. Selbst wenn wir alle zusammen in der Krypta geübt hatten, es war immer zuerst Sebastian, der einen komplizierten Zauber umsetzen konnte. Ich hoffe einfach nur, aus tiefstem Herzen, dass er sein Wissen darüber niemals anwenden wird..."
Kurze Zeit später fanden sie sich mit Ominis in dem verborgenen Gang, um das Skriptorium zu erreichen. Rubys Hoffnung wurde zerschlagen, als Sebastian den Vorschlag unterbreitete, entweder selbst den Crutiatus Fluch zu wirken oder ihn Jack oder Ruby beizubringen.
Damit sie hier weiter kommen konnten.
Sie war so dermaßen fassungslos, dass sie weder sprach, noch sich bewegte. Sie spürte die Blicke von Jack und Sebastian auf sich, wobei Letzterer gleichgültig wirkte.
"Niemand sollte diese Flüche kennen... Aber da du ihn nun mal bereits kannst. Wirke ihn auf mich!" Jack sprach dunkel und sah stur in die braunen Augen.
Diese hielten dem fassungslosen und enttäuschten Blick der Grünen immer noch stand.
"Bist du denn damit einverstanden, Ruby?"
Bei der Art, wie er sie ansprach, überkam Jack ein ungutes Gefühl.
"Das spielt keine Rolle! Sie ist nicht in der Lage, diese Entscheidung zu treffen und ich will es auch nicht!"
Nun hatte der Größte unter ihnen die volle Aufmerksamkeit.
"Du opferst dich also quasi für Sie, verstehe ich das richtig?"
War das eine Art Amüsement? Jacks Brauen zogen sich dicht zusammen.
"Opfern? Wenn überhaupt, opfert Sie sich für dich. Doch du bist blind dafür... Und warst nicht du es, der keine Zeit verlieren konnte? Worauf wartest du also noch?"
"Also gut. Bereit?" Das kurze Grinsen spiegelte sich in seinen Worten wieder.
"Was? Nein! Wartet!" Ruby trat panisch zwischen die beiden Jungs. Ominis war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in der Lage, ihr Unterstützung zukommen zu lassen. Verständlicherweise... Und doch war es trotz der Gebeine seiner geliebten Tante nicht der richtige Ort, um in Trauer zu verfallen. Sie selbst musste sich dessen bewusst bleiben.
Der Ausdruck in Sebastians Augen jedoch, ließ es ihr eiskalt den Rücken runter laufen. WOLLTE er IHR den Fluch aufbürden? Warum beharrte er immer wieder auf sie und starrte sie in Grund und Boden?
"Geh zur Seite, wenn du schon nicht helfen willst. Wir haben es eilig..." Seine Stimme war so unfassbar kalt.
Ihre Schultern wurden von zwei großen und warmen Händen umfasst und daran zur Seite geschoben. Der leichte Druck hinterließ ein angenehmes Gefühl, welches sie kurz durchströmte. Jack wollte sie in Sicherheit wissen. Zumindest für diesen Augenblick, in dieser Situation.
"Dann los..."
Niemals mehr wollte sie einen ihrer Liebsten so leiden sehen oder hören. Noch heute zog sich ihr Herz zusammen, wenn sie an die Schreie dachte, die der große und starke Schwarzhaarige kurz von sich gab. Der Blick von Sebastian dabei, vollkommen ohne Regung und Gefühl...
Es tat so unfassbar weh.
Sie musste den Fluch nicht am eigenen Leib spüren, um unsagbare Schmerzen empfinden zu können. Die Art, wie sich ihr Freund immer weiter in die Dunkelheit hinein bewegte, reichte vollkommen aus. Und wie er dabei seine Freunde behandelte, war mehr, als ein gutes Herz ertragen konnte. So etwas würde Anne niemals gutheißen...
Auf ihren Knien gelandet, zog sie Jack enger an sich. Während sein Körper immer noch unter dem Fluch zusammen krampfte, schien seine Stimme ihre Kraft verloren zu haben. Sie sah einfach hilflos dabei zu, wie sich der Leib vor ihr unter Schmerzen wand.
Ihre Ohren hatten das entsetzte Keuchen von Ominis wahrgenommen, als er das Wort aus Sebastians Mund gehört hatte. Als Jack dann schrie, zog er sich jedoch komplett zurück. Nun, da der Fluch wohl am Abklingen war, trat er auf die Ravenclaws zu.
Seine Stimme nur ein Schatten seiner selbst, als er sich nach dem Wohlbefinden erkundigen wollte.
Ihre Augen sahen von dem, mit kaltem Schweiß bedeckten Gesicht unter sich, zu dem ausdruckslosen, mit Sommersprossen bedeckten. Und sah ihn zum ersten Mal mit Zorn in den eigenen Augen an. Es war nur der Bruchteil eines Augenblickes. Aber es war nicht von der Hand zu weisen.
Und in diesem Moment, änderte sich Sebastians Haltung ebenfalls kurzzeitig. Denn, dass seine beste Freundin zu so einem Blick fähig war, hätte er nie für möglich gehalten. Geschweige denn, dass ER es war, der daran Schuld trug.
Allerdings drängten sich wieder die Schreie seiner Schwester in sein Gedächtnis. Was die Pein seines Freundes, verursacht durch ihn, wieder nur halb so schlimm erscheinen ließ.
Während er sich der nun offenen Tür zudrehte, wanderten die Augen von Ruby wieder zu Jack. Einer Träne, nur dieser einen, gestattete sie, für ihren Freund zu fallen. Ihre Finger klammerten sich grob in die Kleidung über Jacks Brust und sie war sich nun sicher.
Sie würde Sebastian niemals fallen lassen. Aber sie musste in Zukunft besser auf ihren neuen, besten Freund aufpassen. Dieser war nicht so wie Ominis, der sich zurück zog.
Um seinen Liebsten zu helfen und sie zu schützen, was sie erst später verstehen sollte.
Nein. Jack wollte mit dem Kopf durch die Wand. Selbst, wenn sein Körper Schaden erleiden musste. Und das musste sie verhindern...
Es geschah noch so vieles in diesem verdammten, fünften Schuljahr. Der Tod von Onkel Solomon war wohl für Sebastian der Weckruf, den er leider zu spät hörte.
Merlin, was hatte er seiner Seele nur angetan...?
Damit nicht genug, denn dadurch trieb er den einzigen Grund für seine kopflosen Taten von sich weg. Anne, für die sie so vieles erduldet hatten, durch ihren Bruder so furchtbar vertreten, kappte die Verbindungen zu ihren alten Freunden und ihrem Zwilling.
Sorgte so für die Veränderung, die leider zu spät eintraf.
Wieder im Hier und Jetzt, rasen ihre Gedanken zu den Jungs und wie sie mittlerweile miteinander umgehen. Auch wenn sie sich gerne mal necken oder sogar streiten. So wie damals, dazu wird es keiner der Beiden nochmal kommen lassen.
Immerhin stehen sie nun sogar zueinander. Vielleicht hängen sie es nicht an die große Glocke, aber so lange sie untereinander im Reinen sind, ist alles andere unwichtig.
Wieder beginnt ihr Herz schneller zu schlagen und sie hofft, dass sie ihren Beiden bald wieder in den Armen liegen kann. Die Nähe unter ihnen gleich aufgeteilt.
Eine Zelle daneben, sitzt Jack auf der maroden Matratze. Den Rücken gegen die Wand gelehnt und den Kopf nach vorne geneigt. Die Arme immer noch verschränkt und seine Beine strecken sich der Länge nach über die unbequeme Unterlage.
Diese Ruhe lässt auch seine Gedanken etwas zurück wandern und er gibt sich für einen, vorübergehend stillen, Moment diesen hin.
"... Jack? Hey, Mann! Was ist los mit dir? Bist du noch anwesend?" Sebastian hatte eine Braue angehoben und grinste ihn schief an. Holte ihn aus seinen Gedanken, die bei ihrer Freundin hängen geblieben waren.
"Tut mir leid... Was hast du gesagt?" Sah er nun fragend zu seinem etwas kleineren Freund.
"Oh je. Was hat dich denn so gefesselt, dass du so abschweifen konntest?" Die Neugierde blitzte ihm regelrecht aus den braunen Augen entgegen.
Worauf der Schwarzhaarige sich verlegen in den Nacken fasste. Er wollte seinem mittlerweile besten Freund nicht wirklich auf die Nase binden, dass er in der vergangenen Nacht einen ziemlich intensiven Traum von der kleineren Braunhaarigen, mit den grünen Augen hatte.
Er war kein Einfallspinsel.
Schließlich war es offensichtlich, dass nicht nur er selbst, sondern auch Sebastian ein gewisses Interesse an der Ravenclaw hatte. Allerdings schien diese absolut nicht zu begreifen. Oder sie wollte es schlicht und einfach nicht. Denn egal, wie sie sich entscheiden würde, es hieß, einen Keil zwischen ihr Dreiergespann zu treiben.
Dass er jedoch vollkommen falsch lag, konnte er zu diesem Zeitpunkt ja nicht ahnen...
"Ach, nicht so wichtig. Ich gehe nur nochmal die Zeit durch, seit ich hier her gekommen bin..."
Sebastian jedoch verstand ihn falsch und wurde umgehend betroffen.
"Das war scheiße von mir. Entschuldige, ich wollte nicht in deinem Verlust herum bohren, Jack."
Dieser wusste sofort, von wem er sprach. Es war erst ein paar Wochen her, dass er seinen Mentor verloren hatte. Ruby neben ihm saß, Tränen ihr Gesicht zierten und so sehr sie wollte. Sie hatte ihm nicht helfen können.
Den verwandelten Kobold in seiner Drachengestalt hatte er mit der Hilfe seiner engsten Vertrauten besiegen können. Und das war schon ein wahnwitziger Kraftaufwand. Nicht nur, dass sein Körper förmlich unter der Kraft der alten Magie bereits ächzte, seine Begleiter waren dafür überhaupt nicht vorgesehen!
Sowohl Professor Fig, als auch Ruby mussten schwer einstecken. Und trotzdem überraschten die Beiden ihn erneut, in dem sie mit ihrer gesamten Kraft stand halten konnten.
Sein Mentor war nicht umsonst ein angesehener Professor...
Seine Freundin hingegen hatte zwar immer mit Wissen glänzen können und konnte sich verteidigen. Dass sie jedoch so kämpfen konnte, das hatte er ihr, zu seiner Schande, tatsächlich nicht zutrauen wollen.
Nun galt es jedoch, die Grundpfeiler des Schlosses nicht komplett einstürzen zu lassen und vor allem die alte Magie zu versiegeln. Die alte Kraft, welche Isidora so fleißig gesammelt hatte, um sich diese einzuverleiben und stärker zu werden.
Als Jacks Gedanken an dieser enorme Kraft hängen bleiben, schluckt er einmal kräftig. Noch immer durchfährt ihn dieses Gefühl heiß und lässt seine Nervenenden kribbeln. Nervös schnellt seine Zunge über seine trockenen Lippen, denn er weiß zu gut, dass die Magie ihn wieder in so eine Versuchung führen würde.
Er empfand die Magie immer als neutrale Macht. Weder war sie gut, noch böse. Schlug sich nicht auf eine Seite, weshalb Isidora ja erst so weit gehen konnte. Doch bei dieser geballten Kraft, welche um ihn herum in diesem weiten Raum umher schwirrte, empfand er das erste Mal so etwas, wie Groll. In der Magie selbst.
Sie streifte an seinem Körper entlang, zog an ihm, neckte und umschmeichelte ihn. Und mit einem Mal vernahm er eine Art Duft, welcher von der Magie selbst auszugehen schien. Es ließ sein Herz rasen und er genoss es beinahe, wie alleine durch einen tiefen Atemzug die Magie in ihm aufwallte. Ihm einen Kraftschub gewährte, der seinen Verstand überschatten wollte.
Bei Merlin, was war diese Magie gewitzt... Und doch vernahm er die negativen Gefühle gleichermaßen. Es schreckte ihn ab, all den Zorn, die Wut und die damit verbundenen Kräfte in sich aufzunehmen.
Der Strudel um ihn herum wurde jedoch immer reißender und während der Professor, ebenso seine Freundin dafür sorgten, dass ihnen nicht gleich das Schloss auf den Kopf fiel, musste er zuerst seinen eigenen Kampf im Inneren austragen.
Er konnte die Rufe seines Mentors hören. Doch es umzusetzen, was dieser ihm zurief, das war schwerer, als erwartet. Denn die Magie lechzte danach, sich erneut zu entfalten. War die Zeit in Freiheit bei diesem Kobold doch nur ein Tropfen auf dem Weg der Zeit.
Da ertönte, sanft und direkt neben seinem Ohr, die Stimme seiner kleineren Freundin. Den Blick in den Augenwinkel gelegt, erkannte er jedoch, dass sie viel zu weit weg von ihm stand, um so mit ihm reden zu können. Genauso war sie mit Zaubern beschäftigt.
Und doch konnte er ihre Worte klar und deutlich vernehmen.
"Jack! Reiß dich gefälligst zusammen! Du hast bereits gesehen, was die Dunkelheit anrichten kann! Sie darf nicht die Oberhand gewinnen. Wehre dich! Deine Freunde warten im Licht auf dich!" Das kurze Kichern ließ seinen Mundwinkel ebenfalls nach oben wandern.
"Und denk daran. Auch du bist mittlerweile für einige von uns zu einem Licht geworden. Lass es nicht in der Dunkelheit verschwinden, sondern strahle heller, als je zuvor! Du schaffst das! Ich weiß, dass du die Kraft dazu hast! Niemals gab es einen Zauberer, wie dich. Also zeige dich endlich!"
Sein Herz schlug nach ihren Worten erstaunlich ruhig. Wenn auch nur sehr kurz, aber sie gab ihm diesen einen Augenblick, um sich sammeln und seine Kräfte fokussieren zu können.
Als seine Beine langsam nachgaben, war es Professor Fig, der ihm wohlwollende und aufrichtige Worte zukommen ließ. Und auch er sorgte so dafür, dass Jack über sich selbst hinaus wachsen konnte.
Und es endlich schaffte.
Die Kraft, entzogen aus den Emotionen so vieler unschuldiger Menschen, wieder versiegelt.
In der Zeit, in der er tief durchatmete, kam Ruby erschöpft, aber sichtlich erleichtert zu ihm gestolpert. Er hatte nicht mal mitbekommen, dass sie verwundet wurde. Aber selbst seine Verletzungen schienen ihm erst jetzt bewusst zu werden. Dafür aber mit aller Macht.
Sein Lächeln ihr gegenüber verblasste nach und nach, als er ihren Ausdruck erkannte. Ihre Augen lagen nicht auf ihm, sondern hinter ihm.
Mit dem Schlimmsten gerechnet, drehte er sich ruckartig um. Was er dann erblickte, hätte er zu gerne mit dem erneuten Auftauchen dieses Kobold Drachen eingetauscht.
"Professor!" Rannte er auf diesen zu und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. Es war ihm egal, ob die Schmerzen dadurch schlimmer wurden. Er musste nach seinem Mentor sehen.
"Professor Fig! Was kann ich tun? Sie müssen durchhalten, Hilfe ist gleich da!"
"Professor!"
Als Ruby neben ihrem Freund zum Stehen kam, sackte auch sie auf ihre Knie und schüttelte ergeben und hilflos mit dem Kopf.
"Bei Merlin, bitte nicht...!"
"Ruby! Was soll ich machen? Du kennst dich doch mit Heilzaubern aus! Hast mir schon damit geholfen!"
"Jack... Ich kann ihm nicht..."
Sein Oberkörper straffte sich und wendete sich ihr zu. Seine Hände umfassten ihre Schultern und gruben sich schmerzhaft dort hinein. Sein Ausdruck war gequält und trotzdem so unbeirrt stur.
"Was soll das heißen? TU WAS! Oder sag mir, was ICH tun kann!"
Dabei rüttelte er an ihr.
Bis die Stimme von dem alten Mann gebrochen zu ihm drang.
Er neigte sich zu ihm herunter und lauschte. Die Worte drangen von seinem Gehör in seinen Verstand und danach in seine Seele.
Er hatte die Aufgaben der Hüter erledigt, sich als würdig erwiesen. Er hatte die Magie bezwungen und der Finsternis widerstanden. Er wurde so viel stärker, als man ihm zugetraut hatte. Alles hatte er gegeben.
Und doch hatte es nicht gereicht. Wozu also die ganze Mühe? Warum musste sein Mentor jetzt vor ihm sterben, wenn er doch alles so gemacht hatte, wie die alten Hüter es ihm durch diverse Hindernisse offenbarten...
Zorn. Abgrundtiefer Zorn loderte in ihm auf.
Ja, die Hüter...
Sie hätten ihn warnen können. Sie hätten ihm helfen können. So vieles hätten sie beeinflussen können. Aber nein... In diesem Moment erschlugen die Empfindungen seinen angeschlagenen Geist.
Die letzten Worte des ersten Menschen in dieser neuen Welt, der ihm freundlich gesonnen war. Der ihm eine Vaterfigur ersetzte, die er nie gekannt hatte. Der ihm zeigte, dass es sich lohnte, Freundschaften zu knüpfen und zu pflegen. Der ihn lehrte, mit seiner Macht umzugehen.
Seiner besten Freundin, die irgendwie doch mehr war und so vieles auf sich nahm. Nicht nur für ihn. Sie kannte den Professor schon länger und mochte ihn sehr. Hatte ohne Umschweife ihren Zauberstab ergriffen und ist den beiden Männern hier her gefolgt. Auch sie hatte sich einen großen und wichtigen Platz in Jacks Herz sichern können.
Doch dieses schien gerade in sich zusammen zu fallen.
Stumm, die Augen starr auf den nun leblosen Körper unter sich gerichtet, bewegte sich keiner seiner Muskeln. Nicht mal atmen tat er.
Bis der kleinere Körper neben ihm, ihn aus seiner Ohnmacht befreite. Durch ihre Art wieder einmal seine Rettung war.
Sie schluchzte laut und warf sich dem Schwarzhaarigen an den Hals, riss ihn damit fast komplett um. Allerdings schlangen seine Arme sich wie aus Reflex um ihren bebenden Körper und drückten diesen an seinen. Somit verschwand Stück für Stück die kalte Taubheit aus seinen Gliedern. Seine Wange auf ihrem Scheitel und von ihrem Schluchzen durchgeschüttelt, bemerkte er nicht mal, dass auch ihm eine Handvoll stumme Tränen aus den Augenwinkeln rollten.
Als er hektische Schritte hinter sich hörte, krampfte seine Hand umgehend wieder um seinen Zauberstab und er hielt diesen mit wütendem Gesicht den Nahenden entgegen. Bereit, die Beiden Körper neben ihm zu beschützen. Komme, was wolle.
Der Eine hatte verdient, anständig bestattet zu werden. Der Andere hatte sich ohne Zögern für ihn geopfert.
Und das würde er sein Leben lang, niemals vergessen.
"Nein, das war es nicht. Schon gut, Sebastian. Aber danke." Nickte er nur knapp.
"Also, was hattest du gesagt?"
Für einen Moment blieb der Blick von Sebastian betroffen, doch er nickte ebenso kurz und winkte ab. Immerhin war es auch nicht lange her, dass seine Freunde ihn vor den Konsequenzen seines Handels beschützt hatten. Er musste einiges wieder gut machen. Aber alles zu seiner Zeit. Denn seine Freunde hatten nicht nur mit ihm genug zu kämpfen.
"Ach, nicht wichtig. Sollen wir Ruby fragen, ob wir uns ein Butterbier genehmigen wollen?"
Jacks Mundwinkel zuckten kurz. Sirona war eine wirklich gute Anlaufstelle, um seine Gedanken wieder in die richtige Bahn zu lenken.
Aber konnten sie nach allem, was sie in den letzten Wochen durchmachen mussten, einfach wie gewöhnliche Schüler eben genau das tun? Normal sein?
Es hing ihm schwer nach, was alles passiert war. Das sein Freund vor ihm beinahe krampfhaft versuchte, wieder so zu sein, wie vor dem ganzen Graphornmist, war genauso seltsam, wie die Tatsache, dass sie nun alle irgendwie einsam waren.
Jack hatte sowieso keine lebenden Verwandten, soweit wurde es ihm damals mitgeteilt. Da nie jemand nach ihm fragte, akzeptierte er diese Tatsache. Scherte sich kaum darum. Er kannte es schließlich schlichtweg nicht anders.
Ruby hatte ihren Vater vor Jahren verloren und ihre Mutter lernte nach einiger Zeit einen neuen Mann kennen. Der allerdings die Tochter eines Fremden, nicht sonderlich mochte. Um es charmant auszudrücken. Deshalb war sie froh, wenn sie in der Schule war, oder in den Ferien woanders hatte unterkommen können.
Und Sebastian? Er hatte nicht nur keine Eltern mehr. Sein Onkel war tot und seine zweite Hälfte hatte ihm überdeutlich klar gemacht, dass sie aufgrund der Umstände keinen Kontakt mehr zu ihm wollte.
Als sie drei, nach dem ganzen Stress, in ihren Ferien bei dem Haus in Feldcroft ankamen, war es verlassen. Anne hatte die wichtigsten Sachen mit sich genommen und ihrem Bruder nichts hinterlassen. Durch sein Handeln hatte er seinen Zwilling vertrieben.
Vielleicht war das der Grund, warum er nun beinahe penetrant versuchte, die Situation zwischen ihnen nicht mehr so leichtfertig hinzunehmen.
Jack erinnerte sich daran, wie er Sebastian gegenüber stand. Ruby an seiner Seite, die ihn bat, vollkommen ehrlich zu dem Braunhaarigen zu sein. Denn er müsste die Wahrheit endlich erfahren. Auch wenn es ihm den Boden entreißen sollte.
Es war schwer genug, Sebastian überhaupt noch anzutreffen, seit diesem bestimmten Tag.
Also erzählte der Schwarzhaarige, was er im Kampf mit Natty gegen Rockwood erfahren hatte. Denn 'Kinder sollten gesehen, nicht gehört werden!' waren Worte, die man so schnell nicht vergaß. Und da er den Urheber des Fluches getötet hatte, war es ungewiss, was mit Anne geschehen würde.
Die Reaktion von Sebastian war wie vermutet. Und er zog sich noch weiter in sich zurück. Denn ihm wurde bewusst, dass alles was er tat, absolut sinnlos war. Es war kein Kobold, der sich gesetzeswidrig einen Zauberstab zu Eigen gemacht hatte. Es war ein Mensch. Wieder war es ein Mensch, der einem Anderen leid zugefügt hatte. Es war so vollkommen irrelevant, was er gedacht hatte. Außer, dass seine Freunde ihn ein weiteres Mal vor sich selbst beschützten. Jack machte ihm ebenfalls klar, dass sie ihn nicht ausliefern würden. Komme was wolle.
Für den Schwarzhaarigen war es die kleine Ravenclaw, die ihm hauptsächlich zu dieser Entscheidung verhalf...
Denn wieder einmal bewahrte sie eine verletzte Seele davor, schlimmeres zu tun. Auch wenn es bei Sebastian nicht vollkommen gereicht hatte.
Sie hielt die Balance zwischen ihnen...
Wenn er heute genauer darüber nachdenkt, ist es immer noch Ruby, die den Jungs ins Gewissen redet. Dafür sorgt, dass sie das Richtige tun und sich auf den Anderen verlassen. Sie scheint wirklich die leise Stimme in ihren Köpfen zu verkörpern, die so lange an ihnen herum nörgelt, bis ihr ihr schließlich nachgeben.
Bei diesem Gedankengang muss Jack unweigerlich grinsen. Absolut passender Vergleich, wie er sich selbst eingestehen muss.
Egal, wie furchtbar die Situation auch sein mag. Am Ende sorgt seine Kleine dafür, dass sowohl er, als auch der braunhaarige Slytherin lächeln können.
In der letzten Zelle ist der Braunhaarige ebenfalls tief in Gedanken. Bei ihm scheinen sich jedoch die einzelnen Szenen schneller abzuspielen. Oder er reduziert einfach alles aufs Wesentliche...
"Dein beschissener Ernst? In Ordnung, wo ist Sie? Du kannst raus kommen, ich lache dann mit dir...!"
Sein Ausdruck wirkte jedoch alles andere als amüsiert. Blickte geradezu abwertend in die grauen Augen gegenüber.
Diese funkelten irgendwie wissend.
"Das ist mein absoluter Scheiß Ernst, Sebastian. Sie ist nicht hier. Das ist eine Sache, die wir beide unter uns klären müssen. Deshalb dieser Ort, hier haben wir nichts zu befürchten."
Die Verwirrung in dem Gesicht ihm gegenüber verursachte eine gewisse Schadenfreude, die er auch nicht verbergen konnte.
Was das laute Schnauben deutlich machte.
"Natürlich... Nicht nur, dass du ihre Unschuld einfach so weg werfen willst. Nein, wir sollen das auch noch zusammen tun. Selbstredend zur gleichen Zeit. Zwei Männer, eine Frau dazwischen." Seine Mimik wurde überheblich und er wedelte mit einer Hand in der Luft, als wollte er etwas genauer erklären und verdeutlichen.
"Das ist doch etwas völlig selbstverständliches..."
Bevor er allerdings durch die Decke gehen konnte, was seine Züge verdeutlichten, schritt Jack auf ihn zu, beugte sich zu ihm und sah ihn finster an.
"Wenn du dir deiner Sache so sicher bist, dann sprich Sie darauf an, Sallow. Versuch dein Glück. Aber komm dann nicht zu mir, weil ich es durch dein Versagen womöglich geschafft habe."
Nun richtete er sich wieder auf und sah süffisant grinsend und mit verschränkten Armen auf den braunen Schopf herunter.
"Wenn ich so darüber nachdenke... Das wäre durchaus sehr vorteilhaft. Nur zu! Versuch es und eröffne mir dadurch ganz neue Möglichkeiten. Immerhin kennst du Sie ja so dermaßen la-..."
"...- SCHON GUT! Das reicht, Jack! Ich habe es verstanden. Und ich werde mit machen. Auch, wenn ich noch nicht völlig überzeugt bin..."
"Geht doch... Dann lass uns darüber austauschen, wer welche Rolle übernehmen wird, wenn wir Ruby offenbaren, dass wir beide Sie unter uns teilen wollen..."
"Von wollen kann nicht die Rede sein..." Sebastian grummelte vor sich hin.
Was ihm einen mürrischen Blick seitens Jack einbrachte.
"Willst du jetzt endlich mal Ruhe geben, du undankbarer..."
Seichtes Kopfschütteln überkommt ihn, doch ein Schmunzeln ist zu erkennen.
Weiter zurück, kommen ihm die Erinnerungen, wie er erfahren hat, dass er für sein Handeln keine weiteren Konsequenzen hat tragen müssen.
Er versteckte sich in der Krypta, denn er hatte keinen Kopf, um mit seinen Mitmenschen im Schloss zu interagieren. Der Unterricht war schon Qual genug und da weder Jack, noch Ruby, und Ominis schon gar nicht mehr mit ihm redeten, war das die beste und wohl auch einzige Option. Immerhin konnte er sich hier so gut verstecken, dass nicht mal Ominis selbst ihn fand.
Wie er gerade wieder feststellen konnte.
"Er muss dafür gerade stehen! Ich habe ihm von Anfang an gesagt, dass dies der falsche Weg war! Aber da kamst du ins Spiel, Jack und hast alles noch schlimmer gemacht!"
"Oh, natürlich. Weil du nichts auf die Reihe bekommen hast und deinen angeblich besten Freund hast fallen lassen, muss ich jetzt herhalten? Und er soll nach Askaban? Wenn du so mit deinen besten Freunden umgehst, dann möchte ich gerne wissen, wie es deinen Feinden ergeht, Ominis!"
"Dann rede weiterhin solchen Unsinn und wir werden sehen, was mit dir passiert..."
"Wenn du dich traust... Nur weil du blind bist, werde ich dich nicht schonen!"
Das Rascheln von Jacks Pullover, als er nach seinem Stab griff, schien unerträglich laut durch die Krypta zu hallen.
Bevor allerdings wirklich etwas passieren konnte, trat Ruby zwischen die Fronten und hatte die Stimme anklagend erhoben.
"Schluss damit! Es ist mir egal, ob ihr euch danach die Köpfe einschlagt! Das hier ist wichtig und kann über ein weiteres Leben oder den Tod entscheiden!"
Trotz dem ernsten Unterton starrten beide Jungs immer noch finster vor sich.
"Ich werde nicht die Verantwortung dafür tragen, wenn er in einer Zelle sterben muss."
"Genau wie du für den Tod von seinem Onkel keine Verantwortung übernehmen willst, was?!"
"Wie war das?" Jacks Knurren vibrierte durch die Luft und ließ sogar bei Sebastian die Härchen im Nacken nach oben wandern.
Ominis ließ sich nichts anmerken.
"Du hast mich verstanden. Aber einer muss die Verantwortung dafür übernehmen!"
Jack trat etwas auf den Blonden zu und Ruby befürchtete schon einen erneuten Kampf. Allerdings geschah nichts der Gleichen.
"Ominis, Sebastian wird nicht ausgeliefert! Ich weiß, dass wir hier sind, um darüber zu sprechen. Aber es wird nicht diskutiert! Er bleibt ein Schüler dieser Schule und fertig!"
"Und mit welchem Recht entscheidest ausgerechnet DU darüber?" Nun wurde der Blinde etwas forscher.
Mit einem kurzen amüsierten Laut, drehte sich Jack um, bevor er weitersprach.
"Weil ICH es bin, der ihn aufhalten kann, wenn es nötig sein sollte. Niemand sonst hat den beschissenen Mut, ihm in die Augen zu sehen und ihm zu offenbaren, was ihm dann blüht. Für dich mag es leichter sein, wenn er einfach verschwindet. Dann musst du dich selbst nicht mehr damit befassen, auch als Freund versagt zu haben, stimmts? Tja, tut mir leid, Ominis. Sebastian einfach wegzusperren wird auch nichts an deinen Schuldgefühlen ändern. Ich werde mich jedoch immer daran erinnern, was wir zusammen getan haben, wenn ich ihn ansehe. Auch das Schlimme wird so allgegenwärtig bleiben."
"Warum...?"
Und dieses Mal war es Jack, der für einen Augenblick gequält und verletzt wirkte. Seine Stimme war ruhig und leise.
"Weil das MEINE Strafe sein wird..."
Damit ließ er den Blonden und seine Ravenclaw in der Krypta zurück.
Sebastian selbst sah ihm zutiefst erschüttert nach, blieb aber stumm hinter den ganzen Kisten sitzen. Blickte erst wieder woanders hin, als Ominis sich an die junge Braunhaarige wandte.
"Das kann unmöglich sein Ernst sein. Und was ist mit dir? Ruby, ich weiß, dass er dir viel bedeutet, aber das..."
"Nein, Ominis. Das weißt du in der Tat nicht. Aber das ist in Ordnung. Ich bin mir absolut sicher, dass Jack es ernst meint. Auch er leidet unter den Taten, die er nicht verhindern konnte. Er wollte nicht, dass Sebastian diesen Fluch nutzt. Konnte aber nicht schnell genug einschreiten, weil er mit kämpfen beschäftigt war. Er hat eine so große Bürde zu tragen und dann kommt sein Freund und lädt ihm nochmals einen riesen Haufen Mist auf."
Sie atmete einmal tief durch, bevor sie ihre Stimme etwas senkte und weitersprach.
"Warst du schon mal dabei? Als dieser Fluch gesprochen wurde und dann sein Ziel traf?"
Ihre Stimme richtete sich an den Blonden, welcher ihren Worten ruhig lauschte. Und als Antwort sanft den Kopf schüttelte.
"Nein."
"Es ist seltsam, weißt du? Man spürt das tiefe Verlangen in den Worten. Denn man muss diese Worte auch so meinen, aber das weißt du ja bereits. Diese Kälte, die einen dabei überkommt, so etwas ist unnatürlich. Und ich lebe in einer Welt in der wir zaubern, wenn du verstehst. Dann ist da dieses grelle Licht, welches auf seine Art wunderschön wirkt. Wenn es aber sein Ziel erreicht hat, ist da nichts. Außer Stille. Zutiefst bedrückende, völlig beklemmende Stille, die in jede Faser deines Körpers dringt. Wie Nadeln, die deine Haut durchbohren."
Ihre Hände rieben über ihre Arme und sie zog ihre Schultern weit nach oben. Den Kopf nun noch weiter eingezogen, ertönte ihre Stimme nur noch als Flüstern.
"Bis der Geist begreift, was da gerade passiert ist. Dann wird die Stille plötzlich von Emotionen durchschnitten. Schreie zerreißen die Luft um einen herum und der leblose Körper vor dir sieht aus, als würde er jede Sekunde wieder aufstehen."
Sie verstummte, drehte sich weg. Sie konnte gerade nicht weiter sprechen.
Ominis kam auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Spürte die Kälte, die von ihr ausging und in diesem Moment ließen sie ihre Differenzen beiseite. Er umarmte sie und sie ließ es dankbar zu. Weinte stumm in seinen Umhang und gewährte ihnen so etwas mehr Zeit, um über ihre Worte nachdenken zu können.
"Was ist dein Wunsch?" Ominis sprach zögerlich.
Sie antwortete ihm nicht sofort. Legte ihre Stirn gegen seine Schulter und atmete tief durch.
"Ihr alle seid mir wichtig, Ominis. Auch wenn wir gerade irgendwie auseinander zu gehen scheinen. Niemals würde ich einen von euch ausliefern. Ich finde, Sebastian muss damit leben lernen. Er wird sich ein Leben lang daran erinnern, auch wenn wir ihn nicht mehr darauf ansprechen. Jack wird ihn ebenfalls im Auge behalten. Und ich? Ich werde aufpassen, dass keiner meiner Jungs sich nochmals so in der Dunkelheit verliert. Ich will ihn nicht auch noch verlieren, verstehst du? Er braucht uns jetzt umso mehr. Wie könnte ich ihm diese Hilfe denn ausgerechnet jetzt verwehren? Wo ich ihm doch das letzte Jahr immer beigestanden habe..."
Sie trennte sich etwas von ihm und sah ihm in die blinden Augen.
"Bitte, Ominis. Überdenke deine Wahl nochmals. Sebastian ist kein böser Mensch. Das wissen wir beide. Er hat schwerwiegende Fehler gemacht, keine Frage. Aber nicht nur aus purem Eigeninteresse. Anne war uns allen wichtig. Ist es immer noch. Auch wenn sie uns nicht mehr sehen will. Bitte, denk daran, was wir alles schon zusammen geschafft haben. Auch diesen absurd großen Haufen Graphornmist werden wir beseitigen..,"
Seine Augen verfolgten ihre Bewegungen und er schluckte hart. Es war schwerer als er dachte, damit umzugehen. Selbst wenn diese Unterhaltung eigentlich gar nicht für seine Ohren bestimmt gewesen war.
Sie würden ihm also weiterhin beistehen.
Bedeutete im Gegenzug, dass er unter steter Beobachtung wäre? Nein...
Sie wären weiterhin die Freunde, die er das letzte Jahr an seiner Seite hatte. Und es schlichtweg nicht gewürdigt hatte.
Und mit diesem Wissen gestattete auch er sich, die eine oder andere Träne zu entlassen...
Ihre Bande hat durchaus schon einiges erdulden müssen. Und trotzdem halten sie weiterhin alle daran fest.
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Du musst dich nicht entscheiden! (Sebastian Sallow/OC Fanfiktion)
FanfictionSebastian und Jack mögen beide die gleiche junge Frau: Ruby. Und sie mag die Beiden. Sehr sogar. Gefühle für den besten Freund und den "Neuen"? Wie soll man sich da nur entscheiden? Muss man das denn überhaupt? Begleitet die Drei auf ihrer Reise zue...