Sie lief seit einer gefühlten Ewigkeit durch die dunklen Gänge. An jeder Kreuzung hielt sie kurz inne und spähte um die Ecke. Alle ihre Sinne waren auf das Äußerste angespannt. Bisher hatte sie Glück gehabt. Doch sie wusste, dass die drückende Stille, die schon fast in den Ohren wehtat, nicht mehr lange anhalten würde.
Als hätte sie sie mit ihren Gedanken heraufbeschworen, drangen die Geräusche in ihr Bewusstsein, auf die sie schon die ganze Zeit gewartet hatte. Die Angst stieg in ihr auf und krallte sich in ihre Brust, drohte sie zu zerquetschen. Doch sie durfte nicht aufgeben. Sie würde nicht aufgeben.
Entschlossen rannte sie weiter, wohl wissend, dass sie nirgendwohin konnte, während die furchtbaren Geräusche langsam aber stetig näherkamen. Ein gleichmäßiges Kratzen auf dem Steinboden, dass von den Wänden widerhallte und sich durch die Gänge ausbreitete. Es gab keinen Ort, wo sie hinkonnte, wo sie sich hätte verstecken oder in Sicherheit hätte bringen können. Und wieder fragte sie sich, wie sie überhaupt in diese Situation gekommen war.
Es war alles unauffällig gewesen. Ein Tag wie jeder andere, seit sie sich erinnern konnte. Bis sich plötzlich die Tore geschlossen hatten – zu früh, da war sie sich sicher. Die Zeit und die damit verbundenen regelmäßigen Abläufe waren schon immer ihr wichtigstes Sicherheitsnetz gewesen. Ihr einziges, wenn man es genau nahm. In den letzten achtzehn Monaten war die Routine ihr ständiger Begleiter. Häufig verfluchte sie die Eintönigkeit, aber hier draußen war sie überlebenswichtig. Und nun hatte sie sie im Stich gelassen.
Sie war nicht zu spät gekommen - auf keinen Fall. Das Rumpeln der anderen Tore war erst deutlich später zu hören gewesen. Doch ihr wurde wie bei einem ungebetenen Gast die Tür vor der Nase zugeschlagen und schnitt sie von ihrem bisherigen Leben ab – im übertragenem wie auch im wörtlichen Sinne. Denn der dumpfe Schlag, als die schweren Wände aufeinandertrafen, war ihr Todesurteil. Dessen war sie sich gleich bewusst. Trotzdem war sie noch drei Stunden durch die verschlungenen Gänge gelaufen, um die anderen Toren zu überprüfen. Alle waren geschlossen, was mittlerweile allerdings auch nicht mehr verwunderlich war.
Immerhin war sie bisher niemand anderen begegnet, was sie hoffen ließ, dass dieses Schicksal zumindest ihr allein vorbehalten war und die anderen sich in Sicherheit befanden.
Die Geräusche waren mittlerweile schon deutlich nähergekommen. Es hatte sich sogar schon dieses widerliche Röcheln unter die Metallgeräusche gemischt. Lange konnte es also nicht mehr dauern. Sie bog um ein paar weiteren Ecken und blieb dann abrupt stehen. Direkt ihr gegenüber stand eins von diesen Viechern. Das Spiel konnte also beginnen.
Sie machte auf dem Absatz kehrt und sprintete los. Zielstrebig rannte sie, so schnell sie konnte, zwischen den gigantisch hohen Mauern hindurch. Verlaufen würde sie sich sicher nicht, schließlich hatte sie mehr Zeit in diesem verdammten Labyrinth verbracht als irgendjemand sonst. Trotzdem rief sie sich immer wieder die Karten ins Gedächtnis, die sie Tag für Tag gezeichnet hatte, um bloß keine Sackgasse zu erwischen.
Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es noch fünfzehn Minuten waren bis sich die Wände verschieben würden. Zumindest hörte es sich immer so an - drüben auf der anderen Seite der Tore. Noch nie hatte jemand eine Nacht draußen verbracht und war danach noch in der Lage gewesen, von dem Erlebten zu berichten.
Überhaupt waren bisher immer alle rechtzeitig zurück gewesen und sie hatten dafür gesorgt, dass auch niemand versuchen würde absichtlich draußen zu bleiben. Das hatte Clair sie gelehrt. Aber nun hatte sie keine andere Wahl. Zurück konnte sie nicht mehr. Also konnte sie wenigstens ihre Theorie überprüfen, bevor sie dabei draufgehen würde.
Vielleicht hätte ich mir das stundenlange Joggen sparen und direkt irgendwo gemütlich auf den Griewer warten sollen. Sie hatte eine gute Kondition, aber so langsam merkte sie doch, dass ihr die Puste ausging. Ganz im Gegensatz zu ihrem Verfolger, der mit jeder Minute ein kleines Stückchen näher zu kommen schien. Wahrscheinlich macht ihm dieses Katz-und-Maus-Spiel irre viel Spaß, wenn diese Viecher überhaupt irgendwas empfinden können.
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Maze Runner FF Phase 1: Überleben
FanfictionVerdammter Mist! Zum ersten Mal erinnere ich mich an etwas und jetzt ... Der Junge sagte etwas zu ihr immer wieder, doch seine Stimme verhallte in der sie umgebenden Dunkelheit. Ich habe versagt, denn ich werde ihn nie wieder sehen. Sonya wacht ein...