Kapitel 29

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Es war wie zu erwarten eine unruhige Nacht für Sonya. Immer wieder verfiel sie in Albträume und erlebte die Jagd durch den Griewer erneut. Mal war es einer, dem sie entkommen konnte. Mal war sie wieder in dem Beobachtungsraum und sah zu, wie der Junge gefoltert wurde. Doch keines von beidem ließ sie aufwachen. Erst als zwei Griewer sie im Labyrinth erwischten, kam die ersehnte Erlösung.

Schreiend schoss sie hoch und saß kerzengrade im Bett, die Augen voller Tränen und die Finger fest in die Bettdecke gekrallt. Es war nur ein Traum. Schwaches Mondlicht fiel durch das dreckige Fenster ins Innere des Krankenzimmers, als jemand vorsichtig die Tür zum Flur öffnete und an ihre Seite trat.

„Hey, es ist alles gut.", sagte derjenige leise und fasste sie sanft an den Schultern. „Es war nur ein Albtraum. Das geht vorbei."

Sein Gesicht war in der Dunkelheit nicht zu sehen, doch seine Stimme erkannte Sonya sofort und ließ sich erschöpft ins Kissen zurückfallen.

Sie hatte die Augen schon wieder halb geschlossen, als Minho ihr noch einmal versicherte: „Irgendwann gehen sie vorbei."

Am Morgen wurde sie durch das Treiben auf dem Flur des Gehöfts geweckt und richtete sich stöhnend auf. Obwohl ihr ganzer Körper schmerzte, wollte sie nicht liegen bleiben. Auf dem Stuhl neben ihrem Bett hatte jemand saubere Kleidung bereitgelegt, die sie zügig anzog und dann nach unten ging.

Als sie ihr Zahnputzzeug bei ihrem Schlafplatz holte, sah sie auf Chuck, der noch friedlich in seinem Schlafsack schlummerte, und ein schlechtes Gewissen überkam sie. Sie hatte gestern gar nicht mehr an ihn gedacht. Bestimmt hatte er sich furchtbare Sorgen gemacht.

Behutsam streichelte sie ihm über das lockige Haar, um ihn zu wecken und langsam begann er sich zu regen. Dann öffnete er verschlafen seine Augen, doch als er sie erkannte, war er auf einmal hellwach und fiel ihr überschwänglich um den Hals.

„Sonya!", rief er aus und weckte damit auch alle Jungs um ihn herum inklusive Ben.

„Hey, Chucky.", antwortete sie.

„Sonya, wie geht es dir?", fragte Ben, dessen Haare in alle Richtungen abstanden.

„Geht schon.", log sie.

„Wirklich? Hat der Griewer dir nichts getan. Ich hatte gestern echt Angst um dich.", plapperte Chuck los und fing fast wieder an zu weinen. Sonya zwang sich zu einem Lächeln.

„Nein, Chuck. Es ist alles gut. Ich habe dir doch gesagt, ich komme wieder. Und jetzt raus aus den Federn!"

Sie ließ die beiden zurück und machte sich auf den Weg zum Waschhaus. Für Chuck musste sie den Schein wahren, auch wenn sie sich hundeelend fühlte.

Bei den Waschbecken traf sie auf Minho. „Hi.", grüßte er sie. „Ich hatte nicht erwartet, dass du schon wieder draußen bist."

„Bin ich immer noch suspendiert? Ich meine, jetzt wo ...", ihre Stimme versagte und sie musste sich erst räuspern, bevor sie weitersprechen konnte. „Dir fehlt ein Läufer. Wenn ich jetzt eine Woche hier rumhängen soll, ist ein Abschnitt unbesetzt."

„Das kriegen wir schon hin. Ruh dich erstmal aus. Alby wird vorläufig einspringen."

„Alby?", fragte Sonya verdutzt. „Der ist doch seit - wie lange - nicht mehr im Labyrinth gewesen?"

„Fast zwei Jahre. Aber in der Not.", antwortete Minho schulterzuckend und trocknete sich das frisch gewaschene Gesicht ab.

Entschlossen trat sie neben ihn. „Minho, bitte. Lass mich Abschnitt sieben übernehmen."

„Nein! Du bist verwundet."

„Ja am Arm! Den brauche ich aber nicht zum Laufen und ich kenne die Wege besser als Alby!", widersprach sie ihm. „Bitte. Ich werde mich auch brav an alle Regeln halten und keine Dummheiten anstellen, versprochen."

Maze Runner FF Phase 1: ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt