Kapitel 48

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Mit vor Wut rasendem Herzen zog Sonya an der Klappe im Boden des Vorradschuppens und stellte erleichtert fest, dass sie nicht verschlossen war. Die Treppe lag in völliger Dunkelheit und einen Moment zögerte sie, bevor sie sie schließlich doch hinabstieg und unten angekommen an den Wänden nach dem Lichtschalter tastete.

Die Waffenkammer war eng, feucht und modrig wie eh und je, doch nun lagen zudem überall Papiere auf den Regalen und dem Boden verteilt. Sofort begann Sonya die Blätter durchzuschauen. Die können mich mal. Alle! Sollen sie doch machen, was sie wollen. Ich brauche sie nicht, um hier rauszukommen. Ich brauche niemanden!

Offenbar hatten die Jungs alle Karten auf Wachspapier übertragen, um sie besser übereinander legen zu können. Nacheinander suchte sie sich die Karten eines Tages von allen Abschnitten zusammen und hielt sie vor das Licht. Wow. Das funktioniert wirklich gut. Viel besser als sie zusammen auf ein Papier zu zeichnen.

Vor ihr erschien ein E zwischen einem schwächeren Wirrwarr aus Linien. Von dem übrig gebliebenen Stapel Wachspapier schnappte sie sich das oberste und notierte den Buchstaben unter Angabe des Tages. Dann nahm sie sich den Folgetag vor und so arbeitete sie sich immer weiter durch. Eine Stunde später tauchte Newt mit einem Teller voll Essen und zwei Flaschen Wasser am Eingang auf.

„Hey! Ich dachte, du hast vielleicht Hunger." Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, arbeitete Sonya einfach weiter.

„Weißt du, ich könnte dir das Blatt mit den Wörtern, die rausgekommen sind, auch einfach geben.", sagte er mit einem künstlich wirkenden Lachen.

Offensichtlich versuchter er die Situation irgendwie aufzulockern, doch sie ignorierte ihn weiterhin. Ihr Groll ihm gegenüber war noch immer zu groß, als dass sie auf seine Versuche hätte eingehen wollen.

„Verdammt Sonya! Es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe, okay? Würdest du bitte mit der Kinderkacke aufhören und mit mir reden?" Er donnerte die Sachen in seinen Händen auf eines der wenigen freien Regalbretter und stellte sich dann demonstrativ und mit verschränkten Armen vor sie.

„Du stehst im Weg.", knurrte Sonya schließlich und es ärgerte sie, dass er ein gutes Stück größer war, denn so musste sie zu ihm aufblicken.

Dann schob sie ihn kurzerhand beiseite und nahm sich ein Blatt aus dem Regal an der Wand, das sie eigentlich gar nicht brauchte und begann es intensiv zu betrachten. Ihr Verhalten verfehlte die erhoffte Wirkung nicht, denn Newt fuhr sich frustriert durch die Haare und stampfte schließlich die Treppe wieder nach oben. Geht doch.

Sonya wartete einen kurzen Moment und nachdem sie sich sicher war, dass Newt nicht zurückkommen würde, machte sie sich über den Teller her. Sie hatte wirklich einen Bärenhunger. Mit vollem Magen und ohne Durst ließ es sich viel besser arbeiten, auch wenn ihr danach immer wieder die Augen zufielen.

Am Ende hatte sie eine lange Reihe von Buchstaben, die sich in sechs sinnvolle Wörter unterteilen ließen. . Was zum Henker soll ich denn damit anfangen? In der Woche, in der die Wände stillstanden, ergab sich kein Muster, also diente sie wohl lediglich zum Trennen der sich wiederholenden Zyklen.

Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es bereits Vormittag war. Erschöpft ließ sie sich auf dem Boden nieder und starrte das Blatt mit den sechs Wörtern an. Sie konnte sich absolut keinen Reim darauf machen, aber ihr Gehirn schien auch schon vor einer ganzen Weile abgeschaltet zu haben. Letztendlich rutschte sie am Regal hinunter und schlief auf dem Boden liegend tief und fest ein.

Ihre Träume waren geprägt von verwirrenden und vor allem beängstigenden Begegnungen mit Griewern, durchgedrehten Menschen und Leuten in Uniform, die ihr wehtaten. Sie hatte das Gefühl nur ganz kurz eingenickt zu sein, als sie durch eine sanfte Berührung an ihrer Wange geweckt wurde.

Maze Runner FF Phase 1: ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt