Kapitel 4

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Die Nächte und Tage vergingen und folgten einem immer gleichbleibenden Ablauf: Wasser und Nahrung besorgen, Körperpflege, Kartenraum. Auch auf der Lichtung folgte alles einer täglichen Routine. Selbst die Versorgungslieferungen, von denen noch zwei weitere kamen, folgten einem Rhythmus. Sie kamen jede Woche immer am selben Tag und zur selben Zeit.

Mit den Karten war Sonya bisher so weit gekommen, dass sie sagen konnte, dass alle Kisten der verschiedenen Abschnitte eine Reihe von unterschiedlichen Karten enthielten und dann immer einen Stapel von sieben Karten, die identisch waren. Die identischen Stapel waren alle auf die gleichen Tage datiert, aber sie verstand den Sinn dahinter noch nicht. Zwischen den Abschnittskarten gab es keine Übereinstimmungen, was sie vermuten ließ, dass das Labyrinth wohl tatsächlich aus diesen acht Abschnitten bestand und ihr mehr als deutlich machte, wie unglaublich groß es sein musste.

Für ihren heutigen Ausflug hatte sie sich vorgenommen, die unterschiedlichen Karten noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Seit ihrer Ankunft war für jeden Abschnitt jeden Tag eine neue Karte hinzugefügt wurden. Der Aufwand erschien Sonya zu groß, als dass es sich um ein einfaches Ablenkungsmanöver handelte. Es musste mehr dahinterstecken, einen Sinn geben, weshalb die Läufer sich diese Mühe machten.

Nachdem sie beim Kartenraum angekommen war, schloss sie wieder die Tür hinter sich, schaltete das Licht an und machte sich an die Arbeit die nicht identischen Karten von Abschnitt eins miteinander zu vergleichen auf der Suche nach irgendeinem Muster. Es war mittlerweile drei Uhr morgens und ihre Augen fingen schon etwas an zu brennen, als sie plötzlich eine Stimme hinter sich hörte.

„Und? Schon was interessantes herausgefunden?"

Sie zuckte so sehr zusammen, dass ihr die Blätter aus der Hand fielen. Am Eingang stand der Asiate, lässig gegen die Wand gelehnt, die muskelbepackten Arme vor der Brust verschränkt, und musterte sie mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht. Er sah etwas verschlafen aus. Seine Haare standen ab, sein Gesicht hatte leichte Abdrücke eines Kissens und er trug nur ein Shirt und Boxershorts. Erschrocken sprang sie auf die Beine und starrte ihn entgeistert an.

Als sie nichts sagte, löste Minho seine Arme und kam langsam auf sie zu: „Weißt du, dafür dass du es so lange geschafft hast, uns an der Nase herumzuführen, war es ziemlich dämlich von dir die Tür offen zu lassen, während du hier mit Festtagsbeleuchtung sitzt. Man kann den Schein von der ganzen Lichtung aus sehen."

Sie hatte die Tür nicht richtig geschlossen. Am liebsten hätte sie sich selbst eine reingehauen für diese Dummheit.

„Danke, ich werde es mir für die Zukunft merken." entgegnete sie mit einem gezwungenen Lächeln und bewegte sich rückwärts, um wieder einen größeren Abstand zwischen sich und Minho zu bringen. Jeder Muskel in ihrem Körper war aufs Äußerste angespannt.

„Nun, ich denke nicht, dass du nochmal die Gelegenheit haben wirst.", sagte er ernst. „Wir zwei gehen jetzt zu Alby, der sich dann überlegen darf, was er mit dir macht und diesmal werde ich dafür sorgen, dass du auch ganz sicher bei ihm ankommst."

Er kam langsam auf sie zu. Ein weiterer Schritt nach hinten und sie hatte bereits die Wand im Rücken. Es blieb nur eine Möglichkeit. Schnell rannte sie nach rechts und die andere Seite des Tisches entlang auf den Ausgang zu, aber natürlich war Minho nicht blöd. Er sprang ohne Mühe über den Tisch, fing sie auf der anderen Seite ab und packte sie fest am Oberarm. Mit einer kreisenden Bewegung des Armes riss sie sich los und versuchte ihr Knie in seine Seite zu rammen, doch er wehrte ihren Tritt ab und wich ein Stück zurück. Dennoch stand er immer noch zwischen ihr und dem Ausgang.

Nachdem die Überraschung aus seinem Gesicht gewichen war, breitete sich wieder ein breites Grinsen aus. „Was sollte das werden? Dachtest du wirklich, dass du gegen mich ankommst? Ich glaube, ich muss dir mal eine Lektion erteilen, Kleiner." Dieser arrogante Mistkerl. Wollen wir doch mal sehen, wer hier klein ist.

Maze Runner FF Phase 1: ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt