Kapitel 21

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Es dauerte noch eine gute Woche bis Sonya Jeff davon überzeugen konnte, dass sie wieder vollkommen fit war. Da keiner von den Jungs sie so recht in der Nähe haben wollte, verbrachte sie die Tage hauptsächlich im Wald und trainierte.

Leider hatte sie wie erwartet keine Erlaubnis bekommen sich allein im Kartenraum aufzuhalten, da sie noch kein vollwertiger Läufer war. Allerdings bestand sie auch nicht mehr auf die Abmachung, nach Einbruch der Dunkelheit unter Minhos Aufsicht die Karten studieren zu dürfen.

Es bereitete ihr zugegebener Maßen etwas Unbehagen mit ihm allein in einem geschlossenen Raum zu sein und so entschied sie, dass es auf ein paar Tage mehr oder weniger nicht mehr ankam. Außerdem genoss sie es die Abende in der Regel mit Ben zu verbringen, dem einzigen – von Newt mal abgesehen – mit dem sie über alles reden konnte.

Zu den Malzeiten akzeptierte sie vorerst, dass sie jedes Mal auf wundersamer Weise von den gleichen sechs Hütern umgeben war. Es war keine schlechte Gesellschaft. Sie mochte sie wirklich, aber ihr war klar, dass sie sie aus einem anderen Grund umzingelten.

Eigentlich hätte sie viel lieber bei Ben und den anderen Läufern gesessen, aber da auch die sie ablehnten, wollten sie Ben nicht in die Situation bringen sich zwischen ihr und seinen anderen Freunden entscheiden zu müssen.

Als sie das Abendessen beendet hatten, sprach Minho sie unerwartet an. „Also Frischling, Jeff hat grünes Licht gegeben. Das heißt, ab morgen ist Schluss mit Faullenzen. Da ich mit dir im Schlepptau wahrscheinlich deutlich mehr Zeit brauchen werde, um die Strecke abzulaufen, bringen wir die Einweisung lieber jetzt hinter uns. Dann können wir morgenfrüh direkt los. Also komm mit."

Sie hätte ihm gerne seine unglaubliche Arroganz ausgetrieben, aber da zu viel von seinem Wohlwollen ihr gegenüber abhing, schluckte sie die Worte, die ihr auf der Zunge lagen, besser runter. Sie folgte ihm zum Vorratsschuppen. Drinnen begann er in der Kiste mit der Aufschrift Läufer zu kramen.

„Also das hier ist deine Ausrüstung. Nimm die Uhr nie mehr ab. Wenn du irgendwann alleine da draußen rumläufst, könnte dein Leben davon abhängen. Die Tore schließen sich jeden Abend um 18Uhr. Sei pünktlich eine halbe Stunde vorher wieder auf der Lichtung. Wenn du nicht vor dem Schließen der Tore zurück bist, bist du tot. Verstanden?"

Sie nickte und er reichte ihr einen Rucksack, Brotdose, Trinkflasche und eine Armbanduhr. Endlich wusste sie wieder die genaue Uhrzeit. Dann nahm er einen kleineren Karton von ganz oben und reichte ihn ihr.

„Die Schöpfer waren so nett, dir ein paar Klamotten zu schicken. Das hätten wir hier definitiv nicht gefunden.", sagte er mit einem Grinsen.

Sie öffnete den Karton. Er enthielt Damenbekleidung: Unterwäsche, Sport-BHs, ein paar Turnschuhe, T-Shirts und eine eng geschnittene Hose. Ihr war auch ohne Anprobe klar, dass die Sachen perfekt passen werden. Die Schöpfer kannten ihre Kleidergröße vermutlich besser als sie selbst.

„Wie aufmerksam von ihnen, aber die Hose und T-Shirts ziehe ich hier auf keinen Fall an.", sagte sie und Minho begann zu lachen.

„Wieso nicht? Ich bin sicher, dass sie dir sehr viel besser stehen als die Labbersachen, die du jetzt anhast."

„Ja das glaube ich auch. So viel besser, dass deine Läufer wahrscheinlich gegen die Wand krachen, statt zu gucken, wo sie hinrennen. Vergiss es."

„Da könntest du recht haben.", stimmte er ihr zu.

Dann räumte er ein paar Kisten auf Seite und legte so eine Falltür frei, die er öffnete und dann im Boden verschwand.

Sonya blieb wie angewurzelt stehen, bis Minho zu ihr hoch brüllte: „Würdest du jetzt mal deinen Hintern hier runter bewegen?!"

Maze Runner FF Phase 1: ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt