Kapitel 26

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In den nächsten Tagen durfte sie tatsächlich allein ins Labyrinth und durchlief abwechselnd die Abschnitte eins bis vier, sodass die anderen Läufer rotieren und immer einer einen Tag frei nehmen konnte. Nur Minho blieb stur in seinem Abschnitt acht, sodass sie keine Gelegenheit mehr hatte zur Klippe zu kommen.

Seine feindselige Haltung ihr gegenüber hatte sich auch nach fast zwei Wochen nicht verändert und langsam wurde sie immer wütender auf ihn. Obwohl sie versuchte jeglichen Blickkontakt zu vermeiden und ihm konsequent aus dem Weg ging, hatte er sich alles andere als beruhigt. Im Gegenteil, sie hatte sogar den Eindruck, dass er teilweise sogar darauf aus war, dass der Streit zwischen ihnen eskalierte.

Bei den Mahlzeiten setzte sie sich mit Ben immer an einen anderen Tisch als er, doch wenn er später zum Essen kam, setzte Minho sich trotzig zu ihnen, nur um sie die ganze Zeit mit seinen Sprüchen aufzuziehen und zu provozieren. Natürlich war er sehr gut darin, seine Worte so zu wählen, dass es sie zwar traf, es aber kein offensichtlicher Angriff war, der die anderen dazu veranlasst hätte sich einzumischen, weshalb ihr in der Regel nichts anderes übrigblieb, als es über sich ergehen zu lassen und ihn zu ignorieren.

Beim Warm-Up, wo sie ihm leider nicht entkommen konnte, drehte sie ihm immer den Rücken zu, aber er lief einfach um sie herum und brüllte sie an, weil sie die Übungen angeblich schlampig ausführte. Es erinnerte sie an ihre erste Zeit unter den Jungs, als er sauer war, weil sie verhindert hatte, dass er vom Baum stürzte.

Damals war er in seinem Stolz verletzt und machte sie dafür verantwortlich. Aber diesmal konnte sie sein Problem absolut nicht nachvollziehen und hatte gestrichen die Nase voll davon, als Punchingball herhalten zu müssen.

An diesem Abend stichelte er wieder gegen sie. Mann der Typ braucht wirklich mal eine Therapie. Es ist jetzt fast zwei Wochen her. Wie kann man sich an sowas nur so extrem aufziehen? Wie kommt der überhaupt auf die Idee, dass ich es mit Absicht gemacht hätte? Ich habe mich ja schließlich nicht vor ihm ausgezogen oder sowas, sondern war einfach nur da. Vorher hat ihn meine Anwesenheit doch auch nicht gestört.

Sie hatte die Hände bereits unterm Tisch zu Fäusten geballt und versuchte angestrengt nicht aufzuspringen und ihm eine reinzuhauen. Sobald es der Anstand zuließ, stand sie auf und brachte ihr Geschirr zur Küche.

„Hey.", sagte Newt neben ihr. „Ist alles in Ordnung?"

Die Frage hatte er ihr in letzter Zeit ständig gestellt und wie immer antwortete sie: „Ja. Alles bestens und bei dir?"

Er zog sie etwas auf Seite. „Lizzy, ich habe mich jetzt wirklich lange zurückgehalten, aber langsam verliere auch ich die Geduld. Was zum Klonk ist los mit dir und Minho? Ich weiß, dass du immer noch sauer auf mich bist, weil ich ihn dir hinterhergeschickt habe, aber ich will jetzt trotzdem endlich eine Antwort und zwar eine ehrliche!

Seit diesem Tag benimmt Minho sich... als hättest du ihn gedemütigt und müsste er jetzt seinen Ruf wieder herstellen. Und du, du lässt dir das Ganze auch noch gefallen, was du wohl kaum tun würdest, wenn du dich nicht schuldig fühlen würdest. Also was ist zwischen euch im Labyrinth vorgefallen? Ich weiß, dass Alby es weiß. Aber der will mir auch nichts sagen und Minho geht mir ständig aus dem Weg."

Sonya atmete tief durch. „Wenn die beiden es dir nicht sagen, wird das wohl einen Grund haben. Frag Minho! Es ist sein Problem nicht meins.", entgegnete sie gereizt.

Frustriert fuhr er sich durch die Haare. „Na schön, dann behaltet euer beklonktes Geheimnis eben für euch.", sagte er nun selber sauer. „Aber klär das bitte mit ihm. Ich kenne Minho. Wenn er von dir weiterhin nicht die Reaktion bekommt, die er haben will, wird er solange stochern, bis du drauf anspringst. Und das kann bei euch zwei Hitzköpfen kein gutes Ende nehmen."

Maze Runner FF Phase 1: ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt