Kapitel 10

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Am nächsten Morgen wäre sie fast zu spät zum Frühstück gekommen, weil sie so lange geschlafen hatte. Der weiche Grasboden und der kuschelige Schlafsack gaben ein deutlich bequemeres Bett her als ihr Baum oder der harte Betonboden im Bau. Den Vormittag verbrachte sie wie geplant im Blutshaus. Kyle war damit einverstanden, die Ställe sauber zu machen und überließ ihr dafür alles andere.

In der Mittagspause schaffte sie es unbemerkt mit dem nassen BH in den Wald zu kommen. Sie lief einfach den gewohnten Weg zu ihrem Baum und schaute hoch. Offenbar hatte Minho alles, was sie an die Äste gehängt hatte mitgenommen, als er wieder runtergeklettert war, denn es war nichts mehr zu sehen.

Als sie oben ankam, fand sie noch die Efeuranke, mit der sie sich immer gesichert hatte. Es kam ihr schon wieder wie eine Ewigkeit vor, dass sie hier quasi gewohnt hatte.

Sie hing ihren BH an einen dicht beblätterten Ast und band ihn zusätzlich fest, damit er auch nicht herunterfallen und dann offen auf dem Boden rumliegen konnte. Dann hörte sie jemanden durch den Wald stapfen.

Geschwind kletterte sie herunter und fand auf dem Weg noch einen Stift und ein Bündel zusammengefalteter Papiere, die sie in einem Baumloch versteckt hatte und sich nun schnell in ihre hintere Hosentasche steckte, bevor sie schleunigst das restliche Stück hinunterkletterte.

„Ich hätte gedacht, dass du von Bäumen erstmal genug hast.", sagte Newt, der gerade zusammen mit Alby bei ihr angekommen war. Ich werde also doch noch auf Schritt und Tritt beobachtet.

„Was hast du da oben gemacht, Frischling?", fuhr Alby sie direkt unfreundlich an.

„Nichts. Ich wollte einfach noch mal hierherkommen. Ich mag Bäume."

„Verarsch uns nicht! Du bist ganz bestimmt nicht der schönen Erinnerungen wegen hier. Also raus mit der Sprache. Was hast du da oben gemacht?" Mann, wenn der sich immer für jeden Scheiß so aufregt, bekommt der irgendwann noch einen Herzinfarkt.

„Komm schon, Liam. Was hast du in deine Tasche gesteckt?", fragte Newt mit vor der Brust verschränkten Armen. Verdammt. Warum muss der Typ immer alles mitkriegen? Ich hätte es einfach oben lassen sollen, ich Idiot.

Augenrollend gab sie ihm die Papiere und sagte: „Es sind nur -"

„Unsere Karten! Du hast unsere Karten geklaut?!", brüllte Alby los.

Er kam bedrohlich auf sie zu, so dass sie schnell beruhigend die Hände hob und versuchte zu erklären: „Nein, nein. Ich habe sie kopiert. Die Originale liegen in den Kisten im Kartenraum. Ich hatte sie abgezeichnet, um sie auswendig zu lernen."

„Und den Klonk sollen wir dir glauben?!" Er brüllte immer noch und langsam verlor Sonya die Geduld mit dem Kerl.

„Beweg deinen Arsch doch zum Kartenraum und sieh nach, wenn du mir nicht glaubst."

„Wie bitte?!"

Er fasste sie am Kragen und drückte sie gegen den Baumstamm.

„Hey Alby, sieh dir das an.", rettete sie Newt. Denn Alby ließ sie los und ging zu ihm rüber, um die Zeichnung von einem Griewer entgegenzunehmen, die er ihm hinhielt.

„Das ist eine verdammt detaillierte Zeichnung. Wie hast du das geschafft? Und die Käferklinge hier ist mit Sicherheit auch nicht hocken geblieben und hat für das Bild posiert.", fragte Newt verwundert.

Käferklinge? Albys Wut schien so schnell zu verpuffen, wie sie entstanden war. Nachdenklich betrachtete er die zwei Zeichnungen.

„Vielleicht hat Gally recht und du bist wirklich ein Spion, den die Schöpfer zu uns geschickt haben."

Maze Runner FF Phase 1: ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt