Kapitel 52

48 2 0
                                    

Sie fielen und landeten schließlich in kalter Finsternis. Minho verlor den Halt, als seine Füße den Boden berührten und fiel rückwärts auf sie drauf.

„Shit!", fluchte er. „Alles okay?"

Er rappelte sich hoch und zog Sonya auf die Beine, die sich sogleich nach vorn beugte und tief durchatmen musste, um sich nicht auf der Stelle zu übergeben. Scheiße, was ist nur in dem Zeug drin?

„Halt durch! Wir sind gleich hier raus.", sprach Minho ihr gut zu und strich ihr beruhigend über den Rücken. Dann griff er in ihre Kniekehlen und hob sie hoch.

Der Lärm, der von den feuchten Wänden des Tunnels widerhallenden Schritte, tat ihr in den Ohren und im Kopf weh und doch war es erschreckend leise.

„Mit euch sind nur neunzehn Leute hier unten angekommen. Was ist mit dem Rest?"

„Na was wohl, Tommy.", antwortete Newt und es herrschte betretenes Schweigen.

„Verdammt. Ich war nicht schnell genug."

„Hey, du hast die Hälfte von uns gerettet."

„Was ist mit Sonya?"

„Sie wurde gestochen. Als Einzige."

Ein paar Minuten liefen sie weiter den stockdunklen Tunnel entlang und Sonya begann bereits in Minhos Armen wegzudämmern, als dieser plötzlich den Boden unter den Füßen verloh und sie erneut das Gefühl hatte zu fallen. Doch nach einer fürchterlichen Schrecksekunde spürte sie den leichten Widerstand an ihrem Rücken. Allerdings war das - was auch immer es war, auf dem sie nun hinabrutschten - so steil, dass es kaum einen Unterschied machte.

Mit zusammengekniffenen Augen klammerte sie sich an Minho fest und hoffte, dass sie bald unten ankommen würden, denn zu allem Überfluss bewegten sie sich auch noch in einer Spirale, wodurch ihr noch übler wurde. Das Ende kam hingegen so abrupt, dass Minho und sie wieder der Länge nach auf dem Boden landeten. Diesmal war der Untergrund jedoch weich, denn sie lagen oben auf einem Haufen in einander verhedderter Jungen.

Schnell kroch Sonya auf allen vieren zur Seite und übergab sich in einer Ecke. Sie konnte es nicht mehr zurückhalten und dem Geräusch nach zu urteilen, war sie nicht die Einzige, der diese Rutschbahn nicht bekommen war. Benommen und tief durchatmend lehnte sie ihre Stirn gegen die kühle Wand. Sie war schweißüberströmt, zitterte aber gleichzeitig und in ihrem Kopf hörte es einfach nicht auf sich zu drehen.

Newt trat zu ihr und sie fühlte seine Hand gleichmäßig ihren Rücken auf und ab streicheln, doch seine Worte verstand sie nicht. Mittlerweile war es ihr allerdings auch egal. Sie fühlte sich so hundsmiserabel, dass sie sich am liebsten auf den Boden gelegt hätte und nie wieder aufgestanden wäre.

Plötzlich dröhnte ein greller ohrenbetäubender Piepton durch den Raum und ließ Sonya aufschrecken. Nun bekam sie auch noch furchtbare Kopfschmerzen. Dicht an Newts Brust gedrückt, hielt sie sich die Ohren zu. Schalt doch mal jemand diesen gottverdammten Alarm ab!

Es vergingen einige quälende Minuten, in denen Sonya das Gefühl hatte, ihr Kopf würde platzen, bis der Ton abrupt verstummte. Dann vernahm sie überraschend aus einiger Entfernung eine Frauenstimme, die ihr auf merkwürdige Art bekannt vorkam und ohne recht zu wissen warum, stieg augenblicklich eine unbändige Wut in ihr auf.

„Ich freue mich, euch alle wiederzusehen. Zweieinhalb Jahre hat das Labyrinth-Experiment nun gedauert und wir hätten uns nicht träumen lassen, dass es so viele von euch bis zu diesem Punkt schaffen würden. Das ist äußerst erfreulich."

Sonya sah auf und versuchte sich im Raum zu orientieren. Da waren Glaswände hinter denen Menschen saßen, die sie alle mit dem gleichen ausdruckslosen Gesicht beobachteten und da war die Frau, die soeben gesprochen hatte. Sie trug die gleiche Kleidung wie alle anderen in dem Raum: eine schwarze Hose und ein weißes Hemd, auf dem die Buchstaben WICKED prangten. Nur die Person neben ihr sah anders aus. Sie hatte die Kapuze des übergroßen Pullovers soweit ins Gesicht gezogen, dass ihr oder sein Gesicht nicht zu sehen war.

Maze Runner FF Phase 1: ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt