Kapitel 15

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Die nächste Woche verbrachte Sonya wie gewohnt in wechselnden Arbeitsfeldern, meistens jedoch half sie in der Küche oder auf den Feldern und Obstplantagen aus. Es waren die Bereiche in denen sie sich am besten beschäftigen konnte, um den Tag möglichst schnell hinter sich zu bringen, denn Minho hielt sein Wort.

Jeden Abend nach Sonnenuntergang ließ er sie exakt eine Stunde in den Kartenraum, stellte sich schweigend in eine Ecke und starrte ihr Löcher in den Rücken, als wäre sie eine Schwerstkriminelle, die keinen Moment aus den Augen gelassen werden durfte. Der Typ schien echt sehr an den blöden Karten zu hängen.

Danach gesellte sich Sonya noch zur Gruppe, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Aber Ben hatte am Anfang ein paarmal gefragt, wo sie geblieben war, sodass sie ihm eine Lüge erzählen musste, die er augenscheinlich glaubte. Vielleicht hatte er aber auch einfach nur akzeptiert, dass sie es ihm nicht sagen wollte.

Leider war sie mit den Karten nicht viel weitergekommen. Die Abschnitte eins bis drei hatte sie zwei Zyklen durchgesehen und hatte eine Theorie, die sie aber noch überprüfen wollte, bevor sie jemanden davon erzählte.

Die Verschiebungen waren nicht willkürlich, sondern wiederholten sich immer wieder, nachdem sieben Tage lang nichts passiert war. Das machte es vielleicht einfacher, sich im Labyrinth zurechtzufinden, da man vorher weiß, wie es an dem Tag aussehen wird, aber einen Ausgang würde man auch damit nicht finden.

„Alby hat mich übrigens gefragt, ob du irgendwas Neues gefunden hast. Unglaublich, dass der Kerl das nach zwei Jahren immer noch erwartet.", schnaubte Minho, als sie wieder mal im Kartenraum waren.

„Schön zu hören, dass wenigstens einer noch nicht aufgegeben hat.", erwiderte Sonya ohne den Blick von den Karten zu heben.

Wütend kam er auf sie zu.

„Wer sagt hier was von aufgeben?! Ich renne mir jeden Tag die Seele aus dem Leib und riskiere mein Leben, um hier rauszukommen."

„Und trotzdem machst du mit Freude jedermanns Hoffnung zunichte.", fiel sie ihm ins Wort und funkelte ihn böse an.

„Blödsinn. Ich bin einfach nur realistisch."

„Nein, du bist frustriert und verbittert. Das ist was anderes."

Wütend starrten sie sich beide an. Dann atmete Sonya tief durch. Sie hatte weder Zeit noch Lust, um sich auf diesen sinnlosen Streit einzulassen.

„Ich weiß nicht, ob es was Neues ist. Ich hatte ja nicht gerade viel Informationen darüber, was ihr schon wisst. Aber ich habe herausgefunden, dass die Verschiebungen der Wände sich regelmäßig wiederholen."

„Was? Nein, wir haben jeden Tag, jede Woche und jeden Monat miteinander verglichen. Da war keine Regelmäßigkeit.", überrascht und ungläubig durchsuchter er die Karten, die auf dem Tisch verteilt lagen.

„Ich habe auch nicht gesagt, dass das Labyrinth sich an einen Kalender hält.", sagte sie gereizt und nahm ihm die Karten aus der Hand, bevor er ihr alles durcheinanderbringen konnte.

„Der Zyklus besteht aus siebenundvierzig Tagen nicht aus dreißig."

Fragend sah er sie an. „Aha."

Sonya begann augenrollend zu erklären: "Wir haben die sieben Tage in denen keine Bewegungen stattfindet, richtig? Und dann kommen immer wieder vierzig Tage in denen die Wände sich verschieben, bevor eine neue Woche anbricht in der alles stillsteht. Diese vierzig Tage folgen einem Muster, dass sich mit jedem Zyklus wiederholt. Zumindest sieht es im Moment so aus. Ich muss die Theorie noch mit allen anderen Abschnitten überprüfen."

„Wenn das stimmt und du dir diesen Klonk nicht gerade ausgedacht hast, dann sind das tatsächlich endlich mal Neuigkeiten."

Sie spürte, dass ihn diese Neuigkeit freudig überraschte, doch er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Stattdessen sah er sie nur misstrauisch an. So ein Kindskopf.

Maze Runner FF Phase 1: ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt