Kapitel 8

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Die Nacht endete früh. Als Newt sie am nächsten Morgen weckte, war es draußen noch dunkel. „Guten Morgen, Frischling. Zeit auf zu stehen.", sagte er gut gelaunt.

Sonya war noch immer todmüde und hätte ihn gerne zum Teufel gejagt. Aber sie hatte sich gestern geschworen, dass sie von nun an alles über sich würde ergehen lassen, was nötig war und das hieß, dass Spiel mitzuspielen und zu tun was man ihr sagte. Also rappelte sie sich hoch und hielt ihm die Handgelenke hin.

„Nein, das mit dem Seil lassen wir heute, sonst reißt Jeff mir noch den Kopf ab."

Mit federnden Schritten marschierte er los und Sonya folgte schweigend dem zweiten Anführer. Als sie über die Wiese vor dem Gehöft zwischen den atmenden Haufen entlangliefen, stoppte Newt bei einem der Jungen und rüttelte an ihm, hielt ihm den Mund zu und spulte die gleiche Begrüßung runter wie zuvor bei ihr. Es war Kyle, dem er deutete ihm leise zu folgen.

Sie gingen zum Südtor und Sonya dämmerte, dass er ihnen wahrscheinlich das Fenster zeigen wollte, durch das man ins Labyrinth sehen konnte. Sie hatte seit jener Nacht, in der sie das Spinnenwesen durchs Fenster gesehen hatte, noch häufiger von dem Vieh geträumt und verspürte nicht den geringsten Drang, die Erinnerung jetzt noch einmal aufzufrischen. Dennoch würde sie die Gelegenheit nutzen, ihren Gegner noch einmal aus sicherer Entfernung beobachten zu können, denn irgendwann würde sie ins Labyrinth gehen und den Ausgang suchen.

„Schaut da durch und wartet ab. Es wird bestimmt nicht lange dauern.", wies Newt sie beide an.

Wieder schirmte Sonya ihre Augen an den Seiten ab, um besser sehen zu können und tatsächlich tauchte schon bald das Wesen auf, das weder ganz Maschine noch ganz Tier zu sein schien. Zu ihrem Schrecken fing das Vieh an, die Wände hoch zu klettern, sprang dann aber zur gegenüberliegenden Wand und auf den Boden, bevor es zum Fenster stürmte. Dieses Mal blieb sie jedoch fest stehen und sah ihm in die furchtbare Fratze, die es gegen die Scheibe drückte.

„Wieso klettert es nicht über die Mauer?"

Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie die Frage laut ausgesprochen hatte, bis Newt fassungslos fragte: „Wieso...? Ist das dein verdammter Ernst?!"

Sie drehte sich zu ihm um und sah, wie er sie sprachlos anstarrte. Dann schien er schließlich seine Stimme wiedergefunden zu haben.

„Sag mal, was stimmt eigentlich bei dir nicht?! Ich habe euch den Griewer gezeigt, damit ihr wisst, was euch da draußen erwartet und statt durchzudrehen, wie jeder andere Frischling oder normale Mensch im Allgemeinen es tun würde, stehst du einfach nur da und fragst, warum die putzigen kleinen Griewer nicht über die beklonkte Mauer zu uns rüberkommen?!"

Erst jetzt fiel Sonya auf, dass Kyle nicht mehr da war. Sie entdeckte ihn ein paar hundert Meter weiter, wie er wieder auf dem Boden saß, sich hin und her schaukelte und vermutlich heulte. Wenn das ein durchschnittlicher Frischling war, war sie auf jeden Fall froh darüber, was Besonderes zu sein. Aber sie wollte keine Aufmerksamkeit mehr auf sich lenken.

„Sorry, ich hab das Ding schon mal gesehen, als ich hier in der Nacht rumgelaufen bin. Sonst würde ich jetzt bestimmt mit da drüben sitzen."

Vielleicht sagte sie es eine Spur zu sarkastisch, denn Newt meinte nur: „Das bezweifle ich irgendwie. Was hast du in der Zeit eigentlich noch alles getrieben, während wir Schnarchnasen gepennt und nichts mitbekommen haben?"

Sie ging nicht weiter darauf ein, da ihr in dem Moment tausend Fragen durch den Kopf schossen, die sie einfach nicht mehr zurückhalten konnte.

„Also die heißen Griewer? Gibt es noch mehr von denen oder ist das der Einzige, der im Labyrinth rumläuft? Kommen die nur nachts raus? Bist du als Läufer schon mal einem begegnet? Wie kommt man gegen die an und wofür ist der Stachel hinten am Schwanz?"

Maze Runner FF Phase 1: ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt