Kapitel 37

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Sonyas Pfeil durchbohrte Bens Auge und trat an der Rückseite seines Schädels wieder aus. Die Lichter sahen ihn gerade noch zu Boden gehen, bevor sich das Tor mit einem endgültigen Knall schloss.

Es folgte ein chaotisches Durcheinander. Ein paar Jungen hatten erschrocken aufgeschrien, doch die meisten liefen nur aufgeregt herum und schienen nicht zu begreifen, was da gerade passiert war.

Sonya nahm all das kaum wahr. Ich habe ihn umgebracht. Vollkommen starr saß sie im Baum und versuchte Luft zu bekommen, doch ihre Lungen schienen sich zu weigern, ihren Dienst zu tun. Ich habe ihn umgebracht!

Die Hüter versuchten zunächst die Gruppe zu beruhigen, dann begannen sie sich umzusehen. Newt entdeckte Sonya als erstes. Mit schockgeweiteten Augen stand er regungslos da und starrte sie an.

Es kam erst wieder Bewegung auf, als Alby sie ebenfalls sah und aus Leibeskräften brüllte: „Sonyaaaa!"

Sonya zuckte heftig zusammen und dabei holte tief Luft. Die Jungs stürmten auf sie zu und so fing sie an, den Baum herunter zu klettern, doch nicht in Flucht, sondern ganz ruhig und beherrscht. Es hatte sowieso keinen Zweck wegzulaufen, außerdem fehlte ihr dazu die Kraft.

Fast zeitgleich kam sie mit ihnen am Baumstamm an und wartete darauf, von Alby gepackt, durch die Gegend geschleudert oder einfach in den Bau geschliffen oder von Newt geschüttelt und mit Fragen bombardiert zu werden.

Alles hätte sie erwartet, nur nicht, dass beide Anführer einfach nur stumm vor ihr stehen bleiben würden, während Minho sie in Grund und Boden schrie und ihr sämtliche nur erdenkliche Schimpfwörter entgegen schleuderte.

Mit dem Rücken gegen die raue Rinde gedrückt sah sie ihn mit großen Augen an und ließ seine Beschimpfungen schweigend über sich ergehen, bis er nach mehreren Minuten - so kam es ihr vor - endlich aufhörte zu schreien und schwer atmend vor ihr stand.

Sie schluckte einmal schwer, doch dann sagte sie mit erstaunlich fester Stimme: „Bist du fertig?"

Zornig funkelte er sie an, aber sie ging einfach an ihm vorbei zu Alby und reichte ihm den Bogen und die Pfeile. Newt traute sie sich nicht anzusehen. Bei seinem Anblick hätte sie ganz sicher die Fassung verloren und das wollte sie hier vor allen Leuten unbedingt vermeiden. Alby riss ihr die Waffe aus der Hand, packte sie grob am Arm und führte sie wortlos rüber zum Bau. Seine Schritte waren so schnell, dass sie rennen musste, um nicht hinzufallen.

Ihre Knie schlugen hart auf dem Boden auf, als er sie in das Gefängnis hineinwarf und die Tür hinter ihr zuknallte. Sie hörte, wie sich die Stimmen draußen vom Gebäude entfernten, konnte die Wörter jedoch nicht verstehen.

Einen Moment lang kauerte sie einfach weiter auf dem Boden. Dann glitten ihre Hände über den harten Beton bis zu der Stelle, an der sich ein großer eingetrockneter Blutfleck befand. Das Bild von Ben tauchte vor ihren Augen auf, wie sie am Tag zuvor zu ihm kam und er genau an dieser Stelle gelegen hatte.

Kalter Schweiß trat ihr auf die Stirn und sie hörte ein Rauschen in den Ohren. Zitternd kroch sie in die nächste Ecke und gab alles von sich, was sich noch in ihrem Magen befand. Immer wieder durchzogen sie Krämpfe, obwohl sie längst nur noch Galle spuckte.

Als sich ihr Körper endlich wieder beruhigt hatte, lehnte sie sich an die Wand, zog die Beine an und starrte auf die gegenüberliegende Seite. Ihr ganzer Körper war leer. Sie konnte weder denken noch fühlen, sondern saß einfach nur da.

Am Himmel leuchteten bereits die Sterne in der Dunkelheit, als jemand die Tür öffnete und mit harter Stimme zu ihr sagte: „Steh auf!" Doch Sonya rührte sich keinen Millimeter und starrte nur weiter an die Wand.

Maze Runner FF Phase 1: ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt