Beatrice
Als ich im Café ankomme, ziehe ich mir meine Schürze an und bereite mich darauf vor, einen weiteren Tag hinter der Theke zu verbringen. Doch bevor ich mich richtig setzen kann, kommt Giulia auf mich zu, mit einem strahlenden Lächeln auf ihrem Gesicht. »Alles Gute zum Geburtstag!«, ruft sie fröhlich und umarmt mich herzlich. Trotz ihrer warmen Umarmung und ihren freundlichen Worten bleibt meine Traurigkeit bestehen. Es ist schwer, sich von den Gefühlen der Enttäuschung zu lösen, die mich seit dem Morgen begleiten. Ich lächle sie dankbar an, während ich ihre Umarmung erwidere, aber der Schmerz in meinem Herzen bleibt. Es ist nicht nur der heutige Tag, der mich traurig macht, sondern auch die Erinnerungen an vergangene Geburtstage, die von der Abwesenheit meiner Eltern geprägt waren. Mamá war erst 18 Jahre alt, als sie schwanger wurde, und sie hatte nie geplant, ein Kind zu haben. Es war ein ungewollter Fehler, der mein Leben für immer verändert hat. Selbst wenn Mamá mich lieben würde, was sie nicht tut, kann ich nicht ignorieren, dass ich das Ergebnis eines unerwarteten Ereignisses bin, das ihre Pläne und Träume durcheinandergebracht hat. Die Last dieser Erkenntnis liegt schwer auf meinen Schultern, als ich mich wieder auf meine Arbeit konzentriere, mein Lächeln aufsetze und den Kunden freundlich entgegentrete.
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Während ich Bestellungen aufnehme und Kaffee zubereite, vibriert mein Handy plötzlich in meiner Tasche. Ich ziehe es heraus und sehe eine Benachrichtigung über eine eingegangene E-Mail. Neugierig öffne ich die Nachricht und kann kaum glauben, was ich sehe.
Liebe Beatrice Moretti,
Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie erfolgreich für das kommende Semester an der Sapienza Università di Roma zugelassen wurden. Herzlichen Glückwunsch! Wir sind überzeugt, dass Sie ein wertvoller Teil unserer akademischen Gemeinschaft sein werden und freuen uns darauf, Sie im Herbst begrüßen zu dürfen. Bitte überprüfen Sie die beigefügten Unterlagen für weitere Informationen zum Zulassungsprozess, zur Einschreibung und zu den nächsten Schritten.Mit freundlichen Grüßen,
Sapienza Università di RomaMein Herz schlägt schneller vor Aufregung, als ich die Worte auf dem Bildschirm lese. Ich kann es kaum glauben - ich wurde tatsächlich angenommen! Ein Gefühl der Euphorie durchströmt mich, als ich mir vorstelle, in einer neuen Stadt zu studieren, neue Menschen kennenzulernen und meine Träume zu verfolgen.
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Nachdem ich die Nachricht bekommen habe, ging die Zeit schneller vorbei. Ich öffne die Haustür und trete in unsere Wohnung. Alles steht so, wie ich es gelassen habe, doch zum ersten Mal, nimmt es mich nicht mit. Vielleicht bin ich an meinem Geburtstag alleine, aber es spielt keine Rolle. Ich habe die beste Nachricht meines Lebens bekommen, da kann ich auch alleine feiern.
In der Küche ziehe ich meine Schürze an und mache mich daran, meinen Lieblings-Erdbeerkuchen zu backen. Der süße Duft von frischen Erdbeeren und warmem Teig erfüllt die Küche. Während ich die Zutaten mische und den Teig in die Form gieße, spüre ich, wie die Vorfreude auf das Ergebnis meine Stimmung hebt. Nachdem der Kuchen im Ofen ist, mache ich es mir auf der Couch gemütlich und wähle einen Film aus.
Als der Duft des frisch gebackenen Kuchens durch die Wohnung strömt, fühle ich mich ein wenig weniger allein. Ich schneide ein Stück ab und genieße jeden Bissen, während ich den Film anschaue.Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass es 23:57 Uhr ist. Nur noch 3 Minuten, dann ist der Tag schon vorbei. Seufzend räume ich den Tisch auf und als ich den Fernseher ausschalten will, geht die Haustür auf. Mamá und Papá kommen rein und schauen mich fragend an. »Hey«, begrüße ich sie und lege die Fernbedienung auf die Couch. »Was machst du?«, fragt Mamá und zieht ihre Schuhe aus. »Nichts, hatte was gegessen.« »Bin im Bett«, brummt Papá und geht einfach nur an mir vorbei. »Wo wart ihr?«, frage ich, als ich nur noch mit Mamá alleine bin. »Arbeiten.« »Zusammen?« »Ist das jetzt wichtig?«, hakt sie und holt etwas aus ihrer Tasche heraus.
»Ich hab was für dich«, sagt sie und gibt mir eine Box. »Was ist das?«, frage ich und öffne ganz langsam die Box. »Ein kleines Geschenk«, murmelt sie und schaut mir gespannt zu. Zwei kleine diamant Ohrringe kommen zum Vorschein. »Wow«, wispere ich und betrachte sie genauer. »Alles gute zum 18. Geburtstag.« Es ist zwar schon 00:01 Uhr, aber sie hat es nicht vergessen. »Grazie, Mamá«, bedanke ich mich. »Ach, nichts zu danken.« »Aber wie hast du das gekauft? Das muss doch teuer sein«, traue ich mich zu sagen. »Wieso machst du dir da so ein Kopf? Du hast ein Geschenk von mir, also sei lieber froh.« Bevor es eskaliert nicke ich einfach und umarme sie. »Grazie«, flüstere ich und schließe die Augen. Sie löst sich von mir und räuspert sich. »Ich bin kurz unter der Dusche«, informiert sie mich und geht an mir vorbei.
Meine Mutter hat mir zum ersten Mal etwas geschenkt. Ich schaue mir weiterhin die Ohrringe an und kann nur schmunzeln. Vielleicht ist das ja ein Anfang?
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Tu sei mio
Romance𝐁𝐞𝐚𝐭𝐫𝐢𝐜𝐞 𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 träumte schon immer davon, Bau- und Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren. Als sie endlich die Zusage von der Sapienza Università di Roma erhält, scheint ihr Traum in greifbare Nähe zu rücken. Doch das Leben an der U...