trentaquattro

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Beatrice

Weitere 2 Wochen sind vergangen. Es ist mittlerweile 27. Oktober und ich kann nicht glauben, dass ich seit 8 Wochen hier bin. Aber ja, so schockierend es auch ist, die Anspannung zwischen uns ist weg. Wir verhalten uns sogar wie ein Paar, obwohl wir es nicht sind. »Wo ist Leonardo?«, frage ich Vincenzo. »In der Zentrale«, antwortet er. »Seit 2 Tagen?« »Es gibt momentan was wichtiges, deswegen macht er dort die Tage durch.« Ich nicke und lehne mich zurück.

»Ich verstehe das einfach nicht«, sagt Samuele. »Was denn?«, frage ich und schaue ihn an. »Diese Aufgaben«, antwortet er und zeigt auf sein Blatt.

Mathe

Schmunzelnd setze ich mich aufrecht hin und lese mir die Aufgaben durch. »Lass uns mit Aufgabe 4 beginnen«, sage ich und erkläre es ihm.

»Du bist die Beste, Bea«, kreischt er und umarmt mich. Ich schlinge meine Arme um ihn und umarme ihn herzlich. »Ich kann jetzt jedem sagen, dass ich Mathe verstehe«, fügt er hinzu und löst sich von mir. »Wow, er hat Mathe noch nie verstanden«, kommt es von Vincenzo. »Dafür bin ich wohl da, oder?«, frage ich und kneife Samuele seine Wange. »Ich sage dir eins, heirate Leonardo«, meint er. »Wieso das?« »Dann bist du meine Schwägerin und ich kann mir denken, dass du die beste Schwägerin sein wirst.« Lächelnd zucke ich mit den Schultern.

»Hatte er schonmal eine Freundin?«, frage ich nach und wechsele das Thema. »Leonardo? Nein«, antwortet Vincenzo. »Aber, er hatte viele-« »Ich verstehe schon«, unterbreche ich Samuele. »Aber seitdem er dich kennt, hat er niemanden mehr«, sagt Vincenzo. »Du bist ihm wirklich wichtig«, fügt Lorenzo hinzu und setzt sich zu uns hin.

»Ich weiß noch als er zu mir sagte, dass er sich nur noch auf die Mafia konzentrieren will.. jetzt hat sich aber alles geändert«, fängt er an. »Du bist in seinem Leben und zählst schon zur Familie.« »Was?«, frage ich geschockt. »Also, wie ich zähle zur Familie?« »Das heißt, er meint es mit dir ernst. Sehr ernst.«

Leonardo

»Seine Verbündete, ganz einfach«, meint Kai. »Weißt du, wie viele das sind? Sie werden alle versuchen uns zu vernichten.« »Wir müssen da durch und brauchen dringend einen Plan«, schildert er. Ich nicke.

»Wir können Morgen weitermachen, ich gehe erstmal nach Hause«, sage ich. »Alles klar.«

Es ist 22:48 Uhr und ich bin nach 2 Tagen endlich wieder Zuhause. Insgesamt habe ich nur 10 Minuten geschlafen und das ist verdammt wenig.

Ich öffne vorsichtig die Tür und trete ins Schlafzimmer. Als ich Beatrice nicht im Bett sehe, kriege ich Panik, doch da spüre ich schon zwei kleine Hände auf meinem Schulter. »Du siehst sehr kaputt aus«, stellt sie fest. Ohne was zu erwidern schlinge ich meine Arme um ihre Taille und umarme sie fest. Ich werde nicht zulassen, dass sie mir Beatrice wegnehmen. Niemals.

Beatrice

3 Monate später
Ich muss zugeben, die letzten Monate waren schön. Die Beziehung, die ich zu Leonardo momentan habe, soll einfach nie verschwinden. Er ist fürsorglich, will mich glücklich sehen und unternimmt mit mir viel. Mit ihm habe ich in den letzten Monaten mehr erlebt, als ich je mit meinen Eltern in den letzten 18 Jahren erlebt habe.

Leonardo ist mit seinem Papá auf einer Mission, weshalb ich mit Vittoria alleine bin. Vincenzo und Lorenzo sind in der Zentrale und Samuele hat den ganzen Tag Training. »Hast du alles?«, fragt Vittoria. Ich nicke und ziehe meine Winterjacke an.

Die Autotür wird geöffnet und wir steigen gemeinsam ein. Der Wagen setzt sich sanft in Bewegung, während hinter uns zwei weitere Vans folgen, in denen die Männer sitzen, also unsere Sicherheitsleute.

Wir schreiten durch die edlen Glasfronten des luxuriösen Cafés und werden von einem Hauch von Eleganz und Raffinesse umhüllt. Ein Kellner geleitet uns zu unserem Platz und überreicht uns die Menükarten, die mit goldenen Details verziert sind. Nachdem wir uns gesetzt haben, schauen wir uns die erlesene Auswahl an Getränken und Speisen,von exotischen Teesorten bis hin zu handgefertigten Gebäckkreationen an. Schließlich entscheiden wir uns für zwei perfekt zubereitete Cappuccinos, begleitet von einer Auswahl an feinsten Gebäckstücken.

Der Kellner nickt und geht auch schon wieder. »Das wird hier aber sehr teuer«, sage ich. »Macht nichts«, entgegnet sie. »Wo sind jetzt die Männer hin?«, hake ich. »Sie warten draußen, so sind wir auch geschützt«, schildert sie. »Wenn man in einer Mafiafamilie ist, wird alles wahrscheinlich viel riskanter.« »Das stimmt.« »Wurdest du schonmal entführt?«, frage ich aus Interesse. »Oh no, gottseidank nicht. Das ist auch meine größte Angst.« »Man kann nie wissen, was die Feinde als nächstes Planen.« Sie nickt. »Ich mache mir jedes Mal Sorgen um Leonardo, wenn er so lange weg ist. Er hat auch nicht geschrieben.« »Was ist das überhaupt für eine Mission?« »Weiß ich leider nicht. Mir wird das nie gesagt, aber leicht ist es aufjeden Fall nicht.«

Nach einer Stunde des Flanierens durch die eleganten Straßen der Stadt betreten wir schließlich das exklusive Geschäft von Brunello Cucinelli. Der Duft von feinem Leder und edlen Stoffen umhüllt uns, als wir die geschmackvoll gestalteten Räumlichkeiten betreten. Unsere Blicke gleiten bewundernd über die sorgfältig präsentierten Kleidungsstücke und Accessoires, die alle das unverwechselbare Zeichen von Eleganz und Stil tragen. Wir schlendern durch die verschiedenen Bereiche des Ladens, bewundern die kunstvollen Details und feinen Materialien der ausgestellten Kollektionen. Unsere Aufmerksamkeit wird von einer Reihe von luxuriösen Kaschmirpullovern und maßgeschneiderten Anzügen angezogen, und sofort muss ich mir Leonardo darin vorstellen. Sollte ich ihn vielleicht überraschen? »Vittoria«, sage ich. »Sollen wir diesen Kaschmirpullover für Leonardo kaufen?«, frage ich. »Es würde ihm sehr stehen«, füge ich hinzu. »Oh ja, das stimmt. Du hast echt Geschmack«, meint sie und ruft die Mitarbeiterin.

Nachdem wir noch weitere Sachen gekauft haben, verlangsamen wir uns. Ich habe mir nicht viel teures gekauft. Da das nicht mein Geld ist, kann ich nicht damit gut umgehen. Außerdem sind die Sachen hier so teuer.. das ich es mir niemals leisten könnte.

»Kann ich noch schnell hier rein?«, frage ich. Es ist ein kleines Schmuckladen, aber auch elegant zugleich, was mich sofort fasziniert. »Natürlich«, sagt sie lächelnd. »Ich bin gleich wieder da«, sage ich und gehe dahin.

»Ciao, bella donna«, begrüßt mich der Verkäufer. Lächelnd grüße ich ihn zurück. Schon verschwindet er und kümmert sich um weitere Kunden. Mich ziehen die Ketten vorallem sehr an, weshalb ich reinlaufe und mir alles genauer ansehe.

Plötzlich werde ich nach hinten gezogen und ein Tuch wird auf mein Mund gelegt. Plötzlich fühle ich meine Lippen nicht, weshalb ich auch nicht schreien oder Hilfe rufen kann. Ich werde von irgendeinem Hintereingang nach draußen geschleppt und in einen schwarzen Van gestoßen, dessen Innere dunkel und bedrohlich wirkt. Meine Sinne sind betäubt von der plötzlichen Hektik und dem Adrenalinstoß, der durch meinen Körper rast. Das dumpfe Geräusch der Schiebetür, die sich hinter mir schließt, verstärkt meine Angst und Verwirrung. »Halt still!«, zischt eine düstere Stimme und packt mich am Arm. Als ein anderer Mann, eine Spritze rausholt und sie mir entgegen hält, weiten sich meine Augen. »Nein nein nein-« Ich kann nicht weiter protestieren, denn schon spüre ich die Nadel in meiner Haut.

Da merke ich, das es zu spät ist.

Tu sei mio Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt