ventinove

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Leonardo

Ich schaue nach links und sehe, dass sie eingeschlafen ist. Gottseidank. Wenn sie aufwacht, wird sie mich mit Fragen bombardieren. Langsam erhebe ich mich und decke sie zu. Ich habe aufgepasst wegen ihre Wunde. Nicht, das es schlimmer wird.

Nachdem ich mich angezogen habe, verlasse ich so leise wie möglich das Zimmer und gehe runter. Dort auf der Couch sehe ich Lorenzo sitzen. »Wieso bist du noch wach?«, frage ich nach. »Ich treffe mich mit den Jungs«, antwortet er. »Um dieser Uhrzeit?« »Sí, keine Sorge, wir bleiben brav.« »Natürlich«, murmele ich und setze mich neben ihm hin. »Ist alles gut mit Beatrice?«, hakt er. »Sie weiß es.« »Was? Jetzt schon?« »Sie hat mich so aufgeregt, dass ich es sagen musste.« »Und? Wie hat sie reagiert?«

Er kriegt keine Antwort von mir, weshalb er grinst. »Du bist der Wahnsinn.« »Ich hatte keine andere Wahl.« »Sie wurde noch vor eine Woche operiert, dass du so süchtig nach ihr bist, hätte ich nicht gedacht.« »Ich wollte nicht so sein.. aber sie hat das ganze verändert.« »Merke ich, Fratello. Vielleicht ist sie aber das fehlende Stück in deinem Leben?« »Ich will sie halt nicht gehen lassen.« »Sagt schon alles«, sagt er und steht auf. »Pass aber auf. Sie könnte ein riesen Vorteil für unsere Feinde sein.«

Wir verabschieden uns und schon geht er durch die Tür. Er hat recht. Verdammt recht. Wenn meine Feinde herausfinden, dass sie meine Schwäche sind, nutzen sie Beatrice aus. Ich schlucke hart und versuche nicht daran zu denken. Sowas wird nicht passieren.

Ich werde sie beschützen und sogar mein Leben riskieren, nur für ihre Sicherheit.

Ich liege im Bett und betrachte Beatrice wie sie friedlich schläft. Diese langen Wimpern, die mich jedes Mal faszinieren. Diese Lippen, die mich jedes Mal umhauen und ich den Drang habe sie zu küssen. Ich streiche eine Strähne nach hinten und plötzlich blinzelt sie und öffnet ihre wunderschönen grünen Augen. Ich bin kurz davor, mich darin zu verlieren.

Seit wann ist meine lieblingsfarbe grün?

Sie dehnt sich und versteckt ihr Gesicht kurz unter der Decke. Nach eine Zeit, setzt sie sich auf und will ihren Oberkörper bedecken, doch dann merkt sie, dass sie ein T-Shirt an hat. Mein T-Shirt.

»Rede, du Lügner.« Ich lege den Kopf schief und hebe die Augenbrauen hoch. »Lügner?«, frage ich. »Was bist du sonst? Wahrheitsliebender?« Ich lächele und setze mich langsam auf. »Was willst du hören?«

»Bist du wirklich der italienische Mafiaboss?« »Bin ich.« »Ich kanns nicht glauben.« »Wieso?« »Ich habe nur solche Bücher gelesen, aber das nie so erlebt und jetzt stehst du einfach vor mir?« »Theoretisch gesehen, stehe ich schon seit einem Jahr vor dir.« »Es wundert mich, dass du keine Angst hast«, sage ich. »Vertraust du deine Bücher?«, ergänze ich lächelnd. »Natürlich nicht. Du wirst so oder so meine Bücher nicht toppen.« »Wie gesagt, ich existiere, aber deine fictional men nicht.« »Ist das dein einziges Argument?« Langsam lege ich meine Hand auf ihre Hand. »Jetzt lässt du also zu?« Sofort nimmt sie ihre Hand weg und verdreht die Augen.

»Nur weil ich die Mafia liebe, heißt das nicht, dass ich dich leide.« »Die Mafia ist nicht so toll, wie du denkst.« »Ich kenne auch die Schattenseiten.« »Nur in den Büchern. Im echten Leben ist das wieder was ganz anderes.« Sie nickt und steht vorsichtig auf. »Dann hast du auch bestimmt mein Leben recherchiert«, meint sie. Ich nicke. »Dann kennst du auch meine Eltern.« Ich nicke. »Ich schäme mich für solche Menschen. Ich schäme mich, weil sie meine Eltern sind.« Das sie mir so etwas einfach so sagt, lässt mein Herz aufgehen. Vertraut sie mir? Oder will sie mir vertrauen? Ich stehe auf und stelle mich vor sie hin. »Du musst dich für nichts schämen, piccola mia. Leider kannst du nichts dafür, aber wenn ich deiner Mutter dankbar sein sollte, dann nur, weil sie dich auf die Welt gebracht hat.«

Sie lächelt leicht, aber nur ganz kurz. Merda, sie ist so etwas besonderes. Schließlich geht sie an mir vorbei und ich kann wieder ihren schönen Duft einatmen. Ich höre wie die Badezimmertür zugeht, weshalb ich mich umdrehe und die Tür kurz mustere. Ich könnte rein gehen und sie anschauen, während sie unter der Dusche ist. Wieso sollte ich es aber tun? Sie muss das alles erst wollen und dann..

Unten im Wohnzimmer sehe ich Mamá und Samuele. »Buongiorno«, begrüße ich sie. »Buongiorno«, sagen beide gleichzeitig. »Bevor ich es noch vergesse, Beatrice weiß jetzt alles.« »Du hast es ihr erzählt?«, hakt Samuele. »Ich hatte keine andere Wahl.« »Endlich, wurde auch mal Zeit, denn ich hasse Lügen.«

Ich auch, und hoffentlich wird jetzt alles besser.

Tu sei mio Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt