Leonardo
Mittwoch, 6. November
Ich beobachte sie, doch sie sieht mich nicht. Wieso? Weil sie zu sehr mit Dante beschäftigt ist. Solange er sie nicht berührt, kann ich noch still sitzen. »Wieso starrst du die zwei an?«, fragt Santiago und setzt sich neben mich hin. »Ich starre niemanden an.« »Und ich bin der Weihnachtsmann.«Ich verdrehe die Augen und schaue ihn an. Als ich wieder in Beatrice ihre Richtung schaue, sind sie nicht mehr. Sofort überkommt mich ein seltsames Gefühl.
—
Ich sehe Beatrice zwischen den Bücherregalen, weshalb ich mit langsamen Schritten zu ihr gehe. »Was machst du hier?«, frage ich. Sie blickt hoch zu mir und zuckt mit den Schultern. »Ich suche ein Buch.« »Ein bestimmtes?«, frage ich. Sie nickt und schon nimmt sie eins in die Hand. »Hier ist es.« »Wirst du lernen?«, hake ich nach. »Sí, bald schreibe ich eine wichtige Klausur.« Ich nicke und will ihr etwas sagen, doch ihre Augen schweifen an mir vorbei. Ich drehe mich mit verschränkten Armen um und sehe Dante. »Störe ich?«, fragt er und stellt sich neben Beatrice hin. »No«, antwortet sie. »Setz dich schon hin, bin gleich da«, sagt er zu ihr. Was soll das? Beatrice nickt einfach nur und geht an mir vorbei.
Als nur noch Dante und ich hier sind, kommt er mir näher. »Pass auf, Leonardo. Wir sind Freunde und ich will dich nicht, wegen Beatrice, hassen.« »Was soll das jetzt heißen?«, frage ich. »Das heißt, dass du dich von ihr fern halten sollst. Die ganze Zeit bist du bei ihr und lässt sie keine verfickte Sekunde alleine.« »Und? Wo liegt das Problem?« Ich bin zwar gelassen, doch ich könnte jeden Moment seine Nase brechen. »Du weißt, dass ich auf sie stehe.« »Wirklich? Tust du das?« »Leonardo, ich warne dich-« »Was willst du machen, hm?«, frage ich und schaue ihn eiskalt an. »Willst du nicht wissen.« Jetzt habe ich aber Angst.
»Ich gehe jetzt zu ihr, da sie wollte, dass wir lernen«, ergänzt er und geht an mir vorbei. Grinsend schüttele ich den Kopf. Was denkt er sich? Am liebsten würde ich ihm sagen, dass ich der Mann bin, der sie entjungfert hat.
—
Ich musste wohl damit rechnen.
»Was machst du denn hier?«, fragt Elaine und starrt mich überrascht an. Was soll ich ihr jetzt sagen? Wieso sitze ich auf dem Stuhl von Beatrice und habe ihre Sachen in meiner Hand? Fuck.
Ich lege die Sachen weg und schaue sie an. »Sitzen.« »Das sehe ich, aber warum hier und warum genau auf Beatrice ihr Stuhl?« »Vielleicht, weil ich deine Freundin warnen muss.« Etwas besseres ist mir nicht eingefallen. »Vor was musst du sie warnen?« »Wo ist sie?«, frage ich entgegen und durchbohre sie mit meinen Blicken. »Sie- keine Ahnung, sie war zuletzt bei Dante.«
»Schon wieder?« »Sie wollten gemeinsam lernen«, meint sie. »Mhm.« Ich stehe auf und mit einem letzten Blick ins Zimmer, gehe ich durch die Tür. Elaine ist sicherlich verwirrt, aber darum kümmere ich mich nicht.
Ich wandere rastlos durch den Campus, auf der Suche nach Beatrice und Dante. Mein Herz pocht wild in meiner Brust, während ich mich durch die Menschenmenge dränge, jede Ecke, jeden Flur absuche.
Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, entdecke ich die beiden in einer abgelegenen Ecke, wo sie sich küssen. Während ich sie aus der Entfernung beobachte, ballen sich meine Hände zu Fäusten. Ich weiß nicht, wieso mich das so stört-
Er ist ihr erster Kuss.. Ich schlucke hart.
Beatrice
Vielleicht wird aus mir und Dante doch noch was. Vorhin haben wir uns zum ersten Mal geküsst und es hat sich irgendwie gut angefühlt. Auch wenn es mein erster Kuss war, fand ich ihn unglaublich. Sein Kuss war so voller Leidenschaft und Verlangen, dass ich einfach darauf reagieren musste.
Ich öffne die Tür von unseren Zimmer und sehe Elaine an ihrem Schreibtisch sitzen. »Du weiß nicht, was passiert ist!«, kreische ich. Sie dreht sich um und schaut mich spannend an. »Dante und ich haben uns geküsst!«, sage ich und grinse über beiden Ohren. »Was?!«, fragt sie mit geweiteten Augen. »Es war wirklich so schön«, schildere ich und setze mich auf mein Bett. Als sie etwas sagen will, klopft jemand hart auf die Tür. Nochmal, nochmal und nochmal.
»Erwartest du jemanden?«, fragt sie. Ich will aufstehen und gerade die Tür aufmachen, da stürmt Leonardo ins Zimmer.
Was zum- »Komm mit«, befiehlt er. »Was?«, hake ich und schaue ihn wütend an. »Lass sie los!«, ruft Elaine. »Wir werden nur reden«, sagt Leonardo mit fester Stimme. »Ich bin gleich wieder da«, murmele ich und nicke ihr zu.
Als er mich grob an der Hand packt und mich aus meinem Zimmer herauszieht, spüre ich seine Wut förmlich in der Luft. Mein Herz klopft schneller vor Angst, während er mich energisch durch die Gänge des Wohnheims führt. Sein Griff ist fest und unerbittlich, und ich wage es nicht, mich zu widersetzen.
Als wir schließlich vor seiner Zimmertür stehen, fürchte ich mich davor, was als nächstes kommen wird. Mit einem rauen Ruck öffnet er die Tür und zerrt mich hinein. Die Spannung im Raum ist zum Zerreißen gespannt, und ich zucke zusammen, als er die Tür hinter uns zuschlägt und ich seinem wütenden Blick ausgeliefert bin.
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Tu sei mio
Romance𝐁𝐞𝐚𝐭𝐫𝐢𝐜𝐞 𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 träumte schon immer davon, Bau- und Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren. Als sie endlich die Zusage von der Sapienza Università di Roma erhält, scheint ihr Traum in greifbare Nähe zu rücken. Doch das Leben an der U...