tre

4K 112 1
                                    

Beatrice

Dienstags arbeite ich bis 18 Uhr und bin sehr froh darüber. Wenigstens da, habe ich abends mehr Zeit für mich. Meinen Eltern habe ich immer noch nichts von der Zusage gesagt. Eigentlich hatte ich Angst, aber was kann schon passieren? Sie sollten sich für mich freuen.. aber so sind meine Eltern nicht. Sie würden sich nie für mich freuen.

Zuhause angekommen, finde ich meine Eltern im Wohnzimmer vor, ein seltener Anblick. Sie scheinen in ein Gespräch vertieft zu sein, aber als sie mich bemerken, verstummen sie abrupt. Ein nervöses Kribbeln durchfährt mich, als ich mich zu ihnen setze und meine Neuigkeiten teile. »Es gibt etwas Wichtiges, das ich mit euch besprechen muss«, beginne ich, meine Stimme zögerlich. Ihre Blicke sind auf mich gerichtet, aber bevor ich fortfahren kann, unterbricht mich Mamá: »Kannst du nicht sehen, dass wir hier reden?« Mein Herz schlägt schneller, als ich fortfahre: »Ich wurde an der Universität angenommen, für die ich mich beworben habe.« Doch statt Freude und Stolz schlägt mir nur Zorn und Enttäuschung entgegen.

»Du denkst wohl, du kannst uns einfach im Stich lassen, um zu studieren? Denkst du überhaupt darüber nach, was das für uns bedeutet? Müssen wir jetzt noch härter arbeiten, um Geld zu verdienen, während du deine Träume verfolgst? Du lässt uns im Stich, Beatrice! Wir sind deine Eltern!« Ihre Worte treffen mich wie ein eiskalter Schlag ins Gesicht. Ich suche nach einer Antwort, doch die Worte bleiben mir im Hals stecken.

Mein Vater sitzt stumm daneben, sein Ausdruck stumpf und leer. Es ist, als ob er sich aus dieser Situation zurückgezogen hat, unfähig oder unwillig, sich einzumischen. Die Worte meiner Mutter hallen in meinen Ohren wider, und ich fühle mich wie eingesperrt in einem Albtraum, aus dem es kein Entkommen gibt. »Aber Mamá, ich träume davon schon seitdem ich klein bin.« »Ich hatte auch viele Träume, aber was ist dann passiert? Genau! Du bist auf die Welt gekommen.« Wieso ist sie nur so? Noch heute in Mitternacht, hatte sie mir die Ohrringe geschenkt und mir gratuliert und jetzt werde ich wieder angeschrien?

»Wieso freust du dich nicht für mich?«, frage ich ernst und bin kurz vorm Heulen. Sie stöhnt genervt auf und verdreht die Augen. »Du wirst nie erfolgreich sein, verstehst du das?! Du wirst wie ich enden! Du wirst dein Geld, durch ekelhafte Jobs verdienen und dich dadurch ernähren müssen! Du wirst eine Schlampe, genauso wie ich!«, faucht sie und steht auf. »Es reicht!«, mischt sich Papá ein und erhebt sich ebenfalls.

»Hör auf so zu reden!« Er hat wieder getrunken. Ich schlucke hart und gehe in mein Schlafzimmer. Die Stimmen von meinen Eltern höre ich bis hierher.

Die letzten Tränen trocknen auf meinen Wangen, während ich versuche, die Worte meiner Mutter zu verarbeiten. Ihr Geschrei hallt noch in meinem Kopf wider, aber jetzt, da die Stille einkehrt, beginnt sich mein Geist zu beruhigen. Inmitten der Turbulenzen meiner Gefühle finde ich einen Moment der Klarheit, um über meine Zukunft als Bau- und Wirtschaftsingenieurin nachzudenken. Die Worte meiner Mutter, voller Zweifel und Ablehnung, haben mich getroffen, aber sie haben auch eine Feuer entfacht – ein unbeugsamer Wille, meine Träume zu verwirklichen, trotz der Hindernisse, die sich mir in den Weg stellen. Auch wenn sie mich nicht unterstützen, weiß ich tief in mir drin, dass ich dazu bestimmt bin, Großes zu erreichen.

Am nächsten Tag
Ich öffne langsam die Augen und strecke mich im warmen Bett. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es Zeit ist, aufzustehen. Mit einem Seufzer setze ich mich auf und lasse meine Füße auf den weichen Teppich sinken. Ich schlüpfe in meine bequemen Kleider und mache mich daran, mich für die Arbeit vorzubereiten. Nachdem ich mein Frühstück eilig hinuntergeschlungen habe, schnappe ich meine Tasche und mache mich auf den Weg zum Café. Die warme Brise streicht sanft über mein Gesicht, als ich die Straße entlanggehe.

Angekommen im Café, begrüßt mich das vertraute Aroma von frisch gebrühtem Kaffee. Ich ziehe meine Schürze über und mache mich sofort an die Arbeit. Das rhythmische Klappern der Tassen und das Zischen des Dampfes aus dem Espressokocher füllen die Luft. »Oh, Hey Beatrice«, begrüßt mich Giulia. »Hey«, erwidere ich lächelnd. »Bin ich zu spät oder bist du zu früh?« »Bin auch erst neu gekommen«, antworte ich. Sie nickt und zieht ebenfalls ihre Schürze an.

Mit einem freundlichen Lächeln begrüße ich die Gäste und notiere ihre Bestellungen auf meinem Notizblock. »Einen Cappuccino mit einem Schuss Vanillesirup«, sagt eine ältere Dame mit einem warmen Lächeln. »Und für mich einen starken schwarzen Kaffee, bitte«, ergänzt ihr Begleiter. Ich notiere ihre Wünsche sorgfältig und verspreche, ihre Getränke schnellstmöglich zu bringen.

Mit einem Gefühl der Zufriedenheit mache ich mich auf den Weg zur Theke, um die Bestellungen aufzugeben. Nur noch 3 Monate, danach bin ich weg. Es ist sehr unglaubwürdig, aber meine Träume werden wahr. Niemals hätte ich daran geglaubt. Ich werde neue Menschen kennenlernen und vielleicht auch richtige Freunde finden.

Lächelnd gehe ich zu weiteren Gäste und nehme ihre Bestellungen auf.

Tu sei mio Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt