Leonardo
Ich schließe die Tür ab und gehe wieder runter. Als ich meine ganze Familie sehe, bin ich fest davon überzeugt, ihnen das zu sagen.
»Leonardo, was ist los?«, fragt Mamá. »Ich muss euch etwas sagen.« Alle Augen liegen nun auf mir. »Ich habe ein Mädchen hierher gebracht«, fange ich an. »Was?«, hakt Mamá und schaut micht geschockt an, während Papá mich monoton ansieht.
»Ich habe sie dort kennengelernt und wollte sie nicht zurück lassen.« »Ist sie auch Ingenieurin?«, fragt Samuele. »Nein, sie war erst in ihrem 2. Semester.« »Du hast sie entführt«, stellt Papá fest. »Dann kann sie ja nicht weiter studieren«, kommt es von Mamá.
»Ist mir bewusst, aber-« »Was aber?! Du kannst nicht einfach ein Mädchen entführen, Leonardo!«, unterbricht mich Papá. »Sie hat keine Familie! Was verstehst du daran nicht?« »Und jetzt willst du ihre Familie sein, oder was? Geh mir nicht auf den Sack und bring sie zurück.« »Nein.«
»Was ich damit sagen möchte ist, behandelt sie gut. Sie soll sich hier wohlfühlen. Ach und sagt nichts über die Mafia.« »Sie weiß nicht, dass wir eine Mafiafamilie sind?«, fragt Vincenzo. Ich nicke stumm. »Sie wird dich bodenlos hassen«, mischt sich Samuele ein. »Spielt keine Rolle, ob sie mich hasst oder nicht. Sie wird hier bleiben.«
Die Informationen über Beatrice ihr Leben, waren nicht einfach zu finden. Meine Männer haben aber ihr bestes gegeben. Beatrice ihre Eltern; Filippo und Cara Moretti: kriminelle und haben viel mit Drogen zutun. Laut meinen Männern, sind sie auch abgehauen. Was erwartet man von solchen?
Beatrice
Als Leonardo wieder in das Zimmer kommt, diesmal trägt er einen Anzug, spüre ich eine Welle der Wut in mir aufsteigen. Sein ernstes Gesicht und seine sachliche Haltung verstärken nur meine Empörung darüber, dass er mich hierher gebracht und eingesperrt hat. Mit einem wütenden Blick fixiere ich ihn, als er anfängt zu sprechen.
»Beatrice, du kannst jetzt runterkommen«, sagt er ruhig, während er sich an den Türrahmen lehnt. »Mein Vater wartet darauf, mit mir zu gehen, und Mamá wartet unten auf dich. Sie will sicherstellen, dass du etwas isst, bevor du vor Hunger umkommst.«
Ich kann nicht anders, als vor Wut zu handeln. Mit zitternden Händen gehe ich auf ihn zu, lege sie auf seine Brust und stoße ihn zurück. »Ich will hier weg!«, zische ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Aber er sagt nichts dazu, nur sein Blick verrät eine Mischung aus Bedauern und Entschlossenheit, während er die Tür öffnet und geht.
»Ich hasse dich!«, brülle ich und gehe ihm hinterher. Als ich unten ankomme, weiten sich meine Augen. Ich merke nicht mal, dass Leonardo schon weg ist, so fasziniert bin ich.
Der Wohnbereich ist riesig. Hohe Fenster lassen das Tageslicht herein und erhellen den Raum, der in einem auffälligen Schwarz-Weiß-Dekor gehalten ist. Alles wirkt elegant und modern, von den glänzenden Bodenbelägen bis zu den minimalistischen Möbeln.
Die Möbelstücke sind von hoher Qualität und strahlen Eleganz aus. Ein großer, glänzender Esstisch aus poliertem Marmor steht im Zentrum des Raumes, umgeben von eleganten Stühlen.
Die Atmosphäre ist kühl und doch einladend, mit einem Hauch von Luxus in jedem Detail. »Hallo«, höre ich eine Stimme. Ich schaue die Frau an, die mir davor nicht aufgefallen ist. »Ich bin Vittoria und du musst Beatrice sein«, schildert sie. Ich nicke. »Komm mit mir mit. Du solltest essen.«
Stumm folge ich ihr, weil ich nichts riskieren will. Wer weiß, was das für Menschen sind. In der Küche sehe ich wie 2 Haushälterinnen kochen. »Cadilia«, sagt Vittoria. Sofort dreht sich die eine um und schaut uns an. »Genau.. hier ist das Frühstück. Guten Appetit.« Vittoria nimmt den Tablett entgegen und geht wieder zurück ins Wohnbereich.
Sie legt es auf den großen Esstisch und deutet auf den Stuhl. Widerwillig setze ich mich hin und betrachte mein Frühstück. Ich hatte wahrscheinlich noch nie in meinem Leben so ein Frühstück. Es sieht verdammt teuer aus.
»Bitte iss, sonst fühle ich mich als eine Mutter schlecht«, meint sie und lächelt.
—
Ich habe nur ein wenig gegessen, da es mir nicht gut geht. Mir ist es schon die ganze Zeit schlecht und ich fühle mich schwach. »Willst du Tee? Du siehst echt nicht gut aus«, schlägt sie vor. »Ja, bitte. Das wäre sehr nett«, sage ich und huste los. Eigentlich will ich nichts von ihnen, aber es wird schlimmer.
Bevor sie aufsteht, legt sie ihre Hand auf mein Stirn und wartet einige Sekunden. »Mio dio, du hast Fieber«, stellt sie fest. »Komm setz dich hier hin, ich bin gleich wieder da.«
Ich setze mich auf die weiche Couch und schaue mich weiter um. Ist das hier ein Palast? Das kann doch niemals Leonardos Haus sein. »Hey«, holt mich eine Stimme zurück. Ich schaue nach rechts und sehe einen Jungen. »Ich bin Leonardos Bruder. Der Jüngste«, stellt er vor. Ich nicke und schenke ihm nicht viel Beachtung. Er setzt sich hin und gibt mir ein Laptop. »Dir wird es sehr langweilig sein. Du kannst hier machen was du willst, außer Hilfe holen«, schildert er. »Wie alt bist du?«, frage ich. »16 geworden«, antwortet er. »Ein Tipp von mir, werd nicht wie dein Bruder.« Er lächelt und zuckt mit den Schultern. »So Beatrice, hier ist einmal ein kaltes Tuch und dann noch dein Tee- Samuele, was machst du hier?«
»Mir ist es oben langweilig, Mamá.« »Deine Hausaufgaben?«, fragt sie. »Ich mache sie später.« Vittoria legt das nasse Tuch auf mein Stirn und mustert mich. »Du hast echt wunderschöne Augen«, sagt sie. »Ich finde ihre Haare am schönsten«, meint Samuele.
Gott, was mache ich hier?
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Tu sei mio
Romance𝐁𝐞𝐚𝐭𝐫𝐢𝐜𝐞 𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 träumte schon immer davon, Bau- und Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren. Als sie endlich die Zusage von der Sapienza Università di Roma erhält, scheint ihr Traum in greifbare Nähe zu rücken. Doch das Leben an der U...