cinque

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Beatrice

Sonntag, 22. September
Als ich die Seiten des Buches umblättere, spüre ich, wie die Spannung in mir aufsteigt. Die Protagonisten, deren leidenschaftliche Liebe ich verfolge. Mein Herz schlägt schneller, während ich mich tiefer in die Geschichte vertiefe. Die Beschreibungen des dunklen und gefährlichen Mafiabosses lassen meine Fantasie wild werden.

Auf Tik Tok sehe ich immer wieder Videos, wo viele Mädchen von fictional men schwärmen und wenn ich ehrlich bin, ich tue es auch. Solche Männer gibt es leider im echten Leben nicht. Früher habe ich nur romance Bücher gelesen, doch mittlerweile lese ich mehr darkromance. Es ist einfach nur wahnsinnig, wenn der männliche Protagonist, besessen von ihr ist und sie begehrt. Jedes mal kriege ich Schmetterlinge im Bauch.

Ich habe noch ungefähr 100 Seiten und die beende ich heute zu 100%. Schließlich kann ich dann ein neues Buch lesen und ich freue mich jetzt schon.

Als ich mein Zimmer verlassen will, höre ich die Stimmen von meinen Eltern. »Wie lange willst du da noch weiter machen?«, fragt Papá. »So lange, bis wir reich werden.« »Bist du bescheuert? Willst du dich also jahrelang verkaufen?« »Ich verkaufe mich nicht, Filippo.« »Und wie du dich verkaufst! Ich bin so tief gesunken, dass ich zulassen muss, dass du von anderen Typen gefickt wirst!«, zischt er. Ich schließe meine Augen und versuche regelmäßig zu atmen.

Widerwillig erinnere ich mich an den Tag, wo ich um 23 Uhr nach Hause gekommen bin. Papás Geschreie, Schläge und seine Worte..

Flashback (vor 2 Wochen)
TW

Die Uhr zeigt 23 Uhr an, als ich mit Giulia von der Feier nach Hause komme. Die Straßen sind still und die Nacht liegt schwer über uns. Unsere Lachanfälle hallen durch die leeren Straßen, während wir versuchen, unsere betrunkene Laune zu unterdrücken.

Als ich die Haustür öffne, spüre ich den strengen Blick meines Vaters auf mir ruhen. »Du bist spät dran, Beatrice«, sagt Papá mit ernster Stimme. Ich schlucke schwer und versuche, meine Worte zu finden, aber mein alkoholisierter Verstand lässt mich im Stich. »Ich weiß, Papá. Es tut mir leid, ich wollte nicht so spät nach Hause kommen«, stammle ich und versuche, meinen wackeligen Gang zu verbergen. Als ich ins Zimmer laufen will, packt er mich plötzlich am Hals und drückt mich gegen die Wand. »Was ist nur aus dir geworden?!«, faucht er und drückt immer fester zu. Ich kann nicht atmen.. i-ch ersticke. »Pa-« Ich höre wie seine Hand auf meine Wange eine Ohrfeige verpasst und mich dadurch unterbricht. »Wärst du nicht da, dann wäre alles besser!« Ich spüre schon, die Tränen auf meiner Wange.

»Hätte deine Mutter nur die verdammte Pille benutzen. Ich könnte sie dafür töten!«, zischt er und zappelt mich hin und her. Alles fühlt sich so verschwommen an.. Er schlägt mich, schlägt mich und schlägt mich.

Als ich mich im Spiegel betrachte, sehe ich die dunkelblauen Flecken an meinem Körper. Auf meinem Hals ist sein Handabdruck zu sehen und es zieht verdammt stark.

Ich will hier endlich weg.

Flashback ende

Mein Leben war nie einfach. Ich bin einfach nur ein nichtsnutz, die da ist und für ihre Zukunft gespart hat. Bau- und Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren, war mein einziger Flucht und nur noch eine Woche, dann bin ich endlich weg. Mio dio, wie sehr ich mich freue.

09:46 Uhr und ich bin froh, dass ich heute frei habe. Ich bin zu erschöpft und habe keine Kraft, mich umzuziehen und zu gehen. Das Buch habe ich bis 3 Uhr morgens durchgesuchtet und bin obsessed.

Ich verlasse mein Zimmer und sehe meine Eltern nirgends. Eigentlich hätten sie heute frei.. wo sind sie? Auf der Couch sehe ich ein kleines weißes Papier. Ich nehme es in die Hand und bin geschockt.

Wir gehen getrennte Wege. Du wirst uns nie wieder sehen.

Ich schlucke hart und setze mich auf den Boden hin. Meine Eltern haben mich verlassen? Das auch noch? Ich atme tief aus und versuche nicht zu weinen. Wieso sollte ich weinen? Ich wurde schon immer schlecht behandelt, also wundert mich diese Aktion auch nicht.

Ein wenig tut es trotzdem weh. Verlassen zu werden.. Sie haben mir alle Schmerzen hinzugefügt, was man einem Menschen zufügen kann und dafür hasse ich sie. Ich hasse meine Eltern. Ich hasse sie und werde sie nie lieben. So ist mein Schicksal und ich akzeptiere es. Für mich sind sie von nun an nur noch Filippo und Cara.

Tu sei mio Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt