quarantuno

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Leonardo

Samstag, 18. Mai
»Ganz vorsichtig«, sage ich und lasse sie aussteigen. Die Haustür wird von Mamá geöffnet, bevor sie jedoch reagiert, deute ich mit meinem Finger, dass sie nichts sagen soll. Meine Brüder stehen alle im großen Flur und begrüßen uns. Plötzlich tritt Samuele vor und übergibt Beatrice eine kleine Tüte. »Ich bin so froh, dass du wieder da bist«, sagt er und lächelt sie an. Meine Augen schweifen direkt zu ihr und ich kann sehen, wie ihr Mundwinkel ganz leicht nach oben zuckt. Schließlich laufen wir langsam die Treppen hoch und im Schlafzimmer angekommen, bringe ich sie ins Bett. Zuerst hebe ich die Decke auf, setze sie auf das Bett und hole den Erste-Hilfe-Kasten. Anschließend setze ich mich neben sie hin, schiebe vorsichtig ihr Hemd hoch und wechsele den Verband. Sie blutet immer noch und ich halte mich so schwer zurück, nicht in Cillian seine Eier zu schießen. »Es wird nur kurz brennen«, sage ich, mache eine bestimmte Creme und daraufhin den Verband drauf.

»Ich hole dir was zum Anziehen«, schildere ich und stehe auf. Ich komme zurück mit einem schwarzen Pullover und eine schwarze lockere Jogginghose. »Darf ich?«, frage ich. Sie nickt. Ich hebe ihr Hemd hoch und ziehe es über ihren Kopf.  Das sie gerade komplett Oberkörperfrei vor mir sitzt, versuche ich zu ignorieren. »Soll ich dir ein T-Shirt holen? Vielleicht fühlst du dich dann damit wohler«, schlage ich vor. Sie nickt.

Als ich zurück bin, steht sie vor dem Spiegel und betrachtet ihren Körper. Da sie jetzt einen freien Blick auf ihren Bauch, Brüste, Arme und Schultern hat, ist sie natürlich schockiert. Sie tritt paar Schritte zurück, als hätte sie Angst vor sich selber. Bevor sie sich verliert, stelle ich mich vor sie hin und ziehe sie an.

Fertig angezogen mit allem, legt sie sich auf den Bauch, da sie nicht auf ihrem Rücken schlafen darf. »Ist es bequem so?«, frage ich. »Mhm.« Ich decke sie wieder zu und kurz berühre ich ihre Füße, die eiskalt sind. »Ich mache dir lieber eine Wärmeflasche«, murmele ich.

Ich verlasse das Schlafzimmer und direkt vor der Tür stehen die Wachmänner. »Ich lasse die Tür offen, eure Augen bleiben in diesem Zimmer, verstanden?« Sie nicken und dann, mit einem besseren Gefühl, gehe ich die Treppen runter.

»Wann willst du es ihr sagen?«, fragt Vincenzo. »Ich weiß es nicht.. eigentlich so schnell wie möglich.« »Finde ich auch, weil es ist besser, wenn du das früher sagst, als dann irgendwann später«, schildert er. »Ich muss gucken, je nachdem, wie es ihr geht.«

»Es ist eine Woche schon her, seitdem wir hier in Bari sind und nichts hat sich verändert«, sage ich. »Ich fühle mich beschissen, wenn ich einfach nichts tun kann.« »Geht sie zur Therapie?«, fragt Kai. »Ja, die Therapeutin kommt zu uns, also erstmal.« »Das ist ja schonmal gut.«

»Gut ist was anderes. Nachts steht sie plötzlich auf und rennt in eine Ecke, wo sie sich verstecken kann. Sie hat Albträume, Kai. Und ich kann sie davor nicht schützen.« »Amico, du machst das, was du kannst.«

»Wirst du sie dann also nie wieder gehen lassen?« »Niemals.« »Meinst du das mit ihr ernst? So heiraten? Kinde- tut mir leid.« Ich schlucke hart und lege mein Kopf in den Nacken. »Wenn ich es nicht verkraften kann, wie soll Beatrice mit so etwas umgehen? Wegen mir wird sie nicht mehr schwanger. Sie wird keine Kinder kriegen, Kai. Keine wunderschönen Babys.« »Man weiß nie was passiert, vielleicht habt ihr Glück und-« »Was redet ihr?«, unterbricht uns Mamá.

»Hey Kai, wie schön dich zu sehen«, sagt sie und umarmt ihn herzlich. »Wie gehts dir denn?«

Während Mamá mit Kai redet, stehe ich auf und will nach Beatrice schauen. Als ich oben bin sehe ich im Zimmer, wie meine Männer, Beatrice am Arm festhalten und versuchen sie zu beruhigen. Ich renne auf sie zu und nehme sie in mein Arm. »Was ist passiert?«, frage ich. »Sie hatte fast eine Panikattacke und wir müssten handeln«, schildert Luke. »Alles klar, ihr könnt raus.«

Nachdem die Männer rausgehen und die Tür zumachen, lege ich meine Hände auf ihre Wangen und schaue sie besorgt an. »Alles ist gut, beruhig dich.« Ihre Atmung wird schneller und ich spüre, wie ihr Herz schneller schlägt. »Lass mich nicht los«, flüstert sie außer Atem und klammert sich fest an mich. Meine Arme schlingen sich beschützerisch um ihre Taille und halten sie fest. »Niemals«, wispere ich und lege meine Hand auf ihren Hinterkopf und drücke es vorsichtig auf meine Brust.

Sie entspannt sich und ich merke, wie sie nicht mehr wimmert. Ihre Atmung ist wieder normal geworden, was mich erleichtert.

»Komm lass uns schlafen«, sage ich und hebe sie vorsichtig hoch.

Tu sei mio Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt